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Sempach

Eine bewegte Ära geht für ihn zu Ende

Geri Wyss 27. Dezember 2018

Bruno Häfliger hat 27 Jahre lang das Bauamt der Stadt Sempach geleitet. Wie kein zweiter weiss er über baurechtliche Fragen Bescheid. Im Wohnort zu arbeiten, hat Sonnen- und Schattenseiten mit sich gebracht. Eine besondere Bedeutung hat dabei das Luzernertor erlangt.

Bruno Häfliger sitzt in der Wohnstube am Sonnhubel 6 an einem klaren Wintermorgen. Von dort öffnet sich ein grossartiger Ausblick auf die Zentralschweizer Berglandschaft mit der Pilatuskette und auf den Sempachersee. «Es ist ein grosses Glück, dass hier Bauland eingezont worden ist und wir hier 1985 haben bauen können», ist sich Bruno Häfliger der prächtigen Wohnlage bewusst. «Auch meine Nachbarn sollen ihre Bauprojekte genauso realisieren dürfen.» Eine Aussage, die auf den ersten Blick als selbstverständlich erscheint, es aber keineswegs ist, wie der 63-Jährige wiederholt in seiner Karriere als Leiter des Bauamts Sempach hat feststellen müssen. «Mich stören gewisse Haltungen von Leuten in Sempach», kommt er rasch auf den Punkt. Es komme immer wieder vor, dass Ansässige etwas gegen Bauprojekte von Nachbarn oder Neuzugezogenen hätten. «Ich bin hier und andere müssen aussen vor bleiben, ist eine Einstellung, die ich unfair finde», sagt Bruno Häfliger, schiebt aber gleich nach, auch er wolle, dass man sorgsam mit dem Kulturland umgehe. «Ich bin aber der Meinung, dass Sempach nie überbordet hat mit dem Siedlungswachstum.»

Auf die Bremse getreten
Es hätte auch anders kommen können. Bruno Häfliger erzählt, welche Vorstellungen noch in den 60er-Jahren vom möglichen Wachstum der Gemeinde geherrscht hätten. In Entwürfen war eine Siedlungsfläche für bis zu 16’000 Einwohnern vermerkt. Die Stadtregierung habe jedoch in der Folge das Ganze mehrmals redimensioniert. «Sempach hat immer nur so viel eingezont, wie die Stadt auch wirklich gewillt war, zu wachsen.» In Zahlen: Die Einwohnerzahl nahm in den vergangenen rund 40 Jahren jährlich um 1 bis 1,5 Prozent zu. Im regionalen Entwicklungskonzept, welches der anstehenden Gesamtrevision der Ortsplanung zugrunde liegt, sind es für die nächsten 15 Jahre im Schnitt jährlich 0,7 Prozent.

Entwickeln statt verdichten
Als Bruno Häfliger 1972 nach Sempach zog, beherbergte der Ort mit dem historischen Stadtrecht lediglich 1700 Einwohner. Mit dem Autobahnbau bei Sempach setzte Anfang der 80er-Jahre ein stärkeres Wachstum ein. Zeuge davon sind die etlichen Quartiere mit 30- bis 40-jährigen Häusern, die man hier antreffen kann. Die Zeiten haben sich seither ziemlich stark geändert. Vorbei, oder zumindest in breiten Bevölkerungskreisen nicht mehr en vogue, ist die Idee grenzenlosen Wachstums. Spätestens seit der letzten Revision des Raumplanungsgesetzes gilt das Gebot der Stunde, vornehmlich im Innern der Siedlung neuen Wohnraum zu schaffen. Hierbei fällt oft der Ausdruck des verdichteten Bauens, doch dies gefällt Bruno Häfliger nicht so gut. «Ich rede lieber von Entwickeln. Mit der gesamtrevidierten Ortsplanung wollen wir einen Weg finden, damit Sempach dank qualitativem Bauen weiter moderat wachsen kann.»

Qualifizierte Verfahren als Plus
Mit seiner Tätigkeit auf dem Bauamt hat sich Bruno Häfliger nicht nur Freunde gemacht. Dies war insbesondere dann der Fall, wenn es ums Bearbeiten von Baugesuchen ging. «Wir beurteilen die Gesuche stets nach baurechtlichen Kriterien und wägen dabei aber auch immer die Anliegen von Betroffenen und allfälligen Einsprechern ab.» Der Sempacher Stadtrat lässt hier einen gewissen Spielraum gelten. Das Gesetz stehe über allem und gelte für alle gleich, unterstreicht Häfliger. Man sei aber bestrebt, für Bauwillige Lösungen zu finden, die für alle verträglich seien. Das könne etwa heissen, dass man über nur ein Grundstück einen Gestaltungsplan lege, um ein Projekt zu ermöglichen.
Sehr gute Erfahrungen gemacht hat Sempach mit qualifizierten Verfahren, in denen ein Fachgremium die Eingaben von Architekturbüros beurteilt und einen Sieger kürt. Bruno Häfliger nennt als ein Beispiel die Städtlipraxis in der Oberstadt Sempach. Man habe bewusst den Architekten keinen Gestaltungsplan und kein Bau- und Zonenreglement vorgesetzt. «Sagt uns, was man dort bauen kann. Es soll sich möglichst gut in die sensible Umgebung einfügen», umreisst Bruno Häfliger die Ausgangslage. Das mit Baufachleuten ergänzte Beurteilungsgremium habe dann das Siegerprojekt – dessen Urheber man nie vor dem Öffnen des Couverts kenne – bestimmt. «Ich habe nie erlebt, dass dies nicht einstimmig erfolgt ist», betont Häfliger die hohe Konsensbereitschaft dank dieses Verfahrens.

Umgang ist kühler geworden
Dennoch ist die Stadt nicht vor Überraschungen gefeit. So hat die Mehrheit an der Gemeindeversammlung im ablaufenden Jahr etwa das Bauen von zwei Häusern im Vorfeld des Meierhofs verhindert – zumindest vorderhand – und das Projekt «Feld/Hubelstrasse» musste nach der Annahme einer Einsprache überarbeitet werden. «Man kann immer geteilter Meinung über die Entwicklung einer Gemeinde sein», sagt dazu Bruno Häfliger. Schwierig werde es dann, wenn die Parteien nicht mehr miteinander sprechen wollten, gleich Anwälte eingeschaltet würden oder grundsätzlich eine Abneigung gegen Behörden spürbar werde. «Das hat eindeutig zugenommen in den vergangenen Jahren. Man erkennt auch hierin ein Wandel der Gesellschaft, in der viele erst einmal für sich schauen», analysiert Bruno Häfliger.

Abschalten dank Fussmarsch
Auch er selber stand schon mehrmals im Kreuzfeuer. «Wenn die Kritik auf Sachebene erfolgt, ist das vollkommen in Ordnung.» Mehr Mühe habe ihm bereitet, wenn er persönlich angegriffen worden sei. «Es ist nicht immer ein Vorteil, in der Gemeinde zu arbeiten, in der man auch wohnt.» Für ihn sei aber immer klar, dass es bei der Beurteilung von Baugesuchen keine Ausnahmen gebe, auch wenn man jemanden gut kenne. «Ich habe auch gute Kollegen verloren», resümiert Häfliger nachdenklich. Um Arbeit und Privatleben möglichst zu trennen, habe er eine Strategie entwickelt, erzählt er weiter. «Bis ich das Luzernertor durchschreite, bin ich noch an der Arbeit, nachher versuche ich den Alltag hinter mir zu lassen.» Bruno Häfliger ist in all den Jahren praktisch immer zu Fuss zur Arbeit gegangen.

Einfach unterwegs sein
Nun kommt bald eine andere Zeit. Auf Neujahr ist Schluss mit der mittlerweile 27-jährigen Tätigkeit auf dem Bauamt. Bereits jetzt hat er die Leitung an den Nachfolger Rolf Meier abgetreten. Was bleibt, ist sein Wirken als Bfu-Sicherheitsdelegierter und als Chef Bevölkerungsschutz für die Gemeinden Sempach, Hildisrieden und Eich. Neu wird er Städtliführungen bestreiten und im Verwaltungsrat der unlängst gegründeten regionalen Wasserversorgung Aquaregio AG sitzen. Alles Tätigkeit, die nur noch sporadische Präsenz bedingen. Es bleibt mehr Zeit für seine Hobbys unter freiem Himmel: der Garten vor dem Haus, das Wandern und die Hochtouren im Sommer und Schneeschuh- und Skitouren im Winter. Und für den argentinischen Tangotanz, dem Lebenspartnerin Muriel Rügländer und Bruno Häfliger seit Jahren frönen. «Mit Muriel werde ich sicher wieder mehr auf Reisen gehen», blickt Bruno Häfliger auf den neuen Lebensabschnitt. Sie seien alte Rucksacktouristen, die am liebsten einfach unterwegs seien und mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt treten würden. «Einfach mal losgehen und schauen, wohin es uns verschlägt.»    

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