Die Gestaltung von Kreisverkehrinnenflächen mag im ersten Augenblick als etwas angesehen werden, das schnell entschieden und einfach umgesetzt ist. Doch der Schein trügt. Wie diese Zeitung im Frühling berichtete, gehört weit mehr dazu als nur eine gute Idee, damit eine Bewilligung winkt. Das musste auch der anonyme Künstler merken, der im Frühling den Kreisel Honerich mit einem Sahnehäubchen und Dessertkirsche versah. Denn während die Autofahrer und der Stadtrat von Sempach die Aktion mit einem Schmunzeln quittierten, entfernte das zuständige Bundesamt für Strassen (Astra) das Kunstwerk und reichte Anzeige gegen unbekannt ein. Der Verursacher wurde bis heute jedoch nicht gefunden, wie das Astra auf Anfrage verlauten lässt.
Bestimmungen haben es in sich
Dass sich «freie Künstler» an den Bundeskreiseln zu schaffen machen, kommt nicht von ungefähr. Zwar kann das Astra nicht benennen, wie viele Kreiselinnenflächen momentan brachliegen, aber optisch machen die nackten Erdwälle nicht viel her. Auf die Frage, warum bei gewissen Kreiseln in der Region nicht bewilligte Installationen geduldet würden und auf den Bundeskreiseln nicht, verweist das Astra lediglich auf ein Merkblatt und betont, dass ein gestaltetes Objekt über dem Sichthindernis verkehrssicherheitstechnische Kriterien zu erfüllen habe.
Und diese Kriterien haben es in sich: Nebst genau definierten Massen und Grössenverhältnissen, die es einzuhalten gilt, darf das Objekt beispielsweise nicht auf Firmen oder Produkte verweisen, sich nicht bewegen, nicht blenden und nicht aktiv leuchten, keine scharfen Kanten stirnseitig im unteren Bereich aufweisen und keinen Schatten infolge der Kreiselbeleuchtung über die Mittelinsel hinaus werfen. Ausserdem muss die gestaltende Partei selbst für die Finanzierung aufkommen. Entsprechende Anträge könnten dem Astra jederzeit zu Prüfung vorgelegt werden, wie das Bundesamt schreibt.
Zwei Vorschläge in Prüfung
Obwohl die strengen Kriterien abschreckend wirken mögen, sind bis dato zwei Vorschläge beim Stadtrat Sempach eingereicht worden, welche diesen Herbst geprüft und allenfalls weiterverfolgt werden sollen. Doch nicht nur bei den Bundeskreiseln hat die Stadt Gestaltungen geprüft. Erst vor Kurzem wurde die Gestaltung des Kreisels Hültschern fertiggestellt. «Die Umwelt- und Energiekommission hat beantragt, dass der Kreisel im Rahmen des Jahres der Biodiversität naturnah, mit einheimischen Pflanzen, begrünt wird», sagte Sabine Holenstein von der Stadtverwaltung Sempach. Die Idee mit den Vögeln sei dann spontan entstanden. Der ehemalige Stadtratspräsident Franz Schwegler habe diese auf einer Reise entdeckt und gefunden, dass die Plastiken des St. Galler Künstlers Christian Bösch gut in den naturnahen Kreisel passen würden, da sie einen Bezug zur Vogelwarte herstellten, welche ein grosses Aushängeschild für Sempach darstelle. Da kam es wohl sehr gelegen, dass sich die Vogelwarte mit einem grosszügigen Beitrag an der Gestaltung beteiligte, welche inklusive Tiefbau und Bepflanzung rund 40’000 Franken kostete, wobei die Vögel rund einen Drittel davon ausmachen.