Während seiner ersten 25 Lebensjahre war Christian Stammler in Sempach wohnhaft. Mittlerweile ist der gelernte Maler in Sursee zu Hause. Vor mehr als einem Jahr meldete sich Stammler bei dem Casting-Portal «Backgroundaction», das Statistenrollen für Schweizer Produktionsfilme ausschreibt, an. «Ich habe mir nicht viel dabei gedacht», so Stammler, «aber ein paar Wochen später hat sich eine Casting-Agentur bei mir gemeldet.» Diese habe insgesamt sechs Personen gesucht, die in der Schweizer Serie «Frieden» in einer Nebenrolle als Polizisten mitwirken würden. Die Serie spielt im Frühling 1945, als in Europa nach dem Weltkrieg endlich Frieden eingekehrt ist. Mit seiner Grösse und dem Aussehen passte Stammler gut in das erwünschte Profil.
Die Haare mussten weg
Die Casting-Agentur leitete Stammlers Profil an die Produktionsfirma weiter. «Nach einem Briefing wurde ich von den Produzenten nach Zürich berufen. In einer Lagerhalle standen Originalkostüme der Nachkriegszeit, die von der Stadt Zürich aus der Requisitenkammer zur Verfügung gestellt wurden, bereit», erzählt Stammler. Etwa 10- bis 15 Leute seien zur Kleideranprobe da gewesen. In der Maske verpasste ihm der zuständige Makeup-Artist einen Millimeter-Haarschnitt. Für Stammler nicht weiter schlimm: «So passte ich genau in das Phantombild.»
Am selben Tag transportierte ein VW-Büssli Stammler zum Drehort. Dieser befand sich in einem alten Zürcher Herrenhaus. «Bis dahin wusste ich nicht genau, was ich zeigen musste», erinnert sich Stammler. Schauspielerische Erfahrungen habe er zuvor noch keine gesammelt. Dass er aber bereits für einige Agenturen als Model tätig war, gab ihm Sicherheit vor der Kamera. Seine Statistenrolle hatte auch keinen Text, daher hielt sich seine Nervosität in Grenzen.
Drehen mit den Grossen
Am Set habe er dann die Story erhalten: Die sechs Polizisten sollten
gemeinsam mit zwei Kommissaren eine Hausdurchsuchung durchführen. Stammler übernahm dabei den Tresor. «Die beiden Kommissare gingen voraus, hinterher kamen wir Polizisten ins Zimmer rein. Dort sass Stefan Kurt in seiner Rolle mit Whiskyglas in der einen und Zigarette in der anderen Hand in einem Sessel.» Für Christian Stammler sei dies eine lustige Situation gewesen, da er zuvor beim Catering neben Stefan Kurt gestanden habe. Erkannt habe er diesen aber erst beim Dreh. «Ich wusste nicht, dass da ein erfolgreicher Schweizer Schauspieler neben mir stand. Ich bin erstaunt, wie bodenständig Stefan Kurt ist.»
Ein Menschengewimmel am Set
Am Set war der ehemalige Sempacher vor allem von den vielen anwesenden Crewmitgliedern fasziniert. «Für jedes Requisit und für jeden Schauspieler am Set war mindestens eine Person zuständig», beschreibt Stammler. Auch wie viel während des Drehs spontan entschieden wurde, verwunderte ihn.
Die Dreharbeiten des Grossprojekts fanden am 28. Oktober 2019 ein Ende. Stammler freut sich bereits auf die Ausstrahlung. «Ich finde, Schweizer Produktionen sollten vermehrt unterstützt werden. Dadurch fördern wir nämlich unsere Filmkultur, statt immer nur amerikanisches Netflix zu schauen.»