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Sempach

Er will, dass niemand vergessen geht

Geri Wyss 16. Januar 2021

Kaum einer bemüht sich so um die Vernetzung der Freiwilligenarbeit wie Hanspeter Achermann. Der 65-Jährige ist seit seiner Wahl zum Stadtrat im Jahr 2016 als Sozialvorsteher tätig und setzt sich für Menschen ein, denen das Leben oft nicht in die Karten spielt.

Was das letzte Jahr an Turbulenzen für viele Leute bereithielt, weiss Hanspeter Achermann nur zu gut. Er hört Mitmenschen in der Not zu und steht ihnen nach Möglichkeit mit Rat und Tat zur Seite. «Als Sozialvorsteher wird man ständig mit den Sorgen der Leute unterschiedlichen Alters konfrontiert», beschreibt Achermann seine Tätigkeit. In Zeiten wie diesen, in denen solch vielseitige Ängste aufkommen, ist die Arbeit des Sozialamtes besonders wichtig. «In den Anfangszeiten von Covid-19 mussten wir schnell agieren», sagt der 65-Jährige und nennt ein Beispiel: «Als den alten Leuten im März vom Einkaufen abgeraten wurde, haben wir schnellstmöglich versucht, mit der Jugendarbeit etwas auf die Beine zu stellen.» Achermann beauftragte die Jugendarbeit, Jugendliche, die damals zu Hause unterrichtet wurden, zu motivieren, Einkäufe für die Risikogruppe zu erledigen und den Mahlzeitenlieferdienst zu übernehmen. Es habe Fälle gegeben, in denen Vertreter der älteren Generation durch das soziale Distanzieren Gefahr liefen, in Vereinsamung zu geraten. Für Hanspeter Achermann ist es wichtig, dass diese Leute nicht vergessen gehen. «Es wurden und werden aktuell Freiwillige organisiert, die mit alten Menschen spazieren gehen, Botengänge übernehmen oder ihnen Besuche abstatten. Das gibt schöne Begegnungen, die von beiden Seiten sehr geschätzt werden. ,Gutes tun tut gut!’ ist meine Devise.»

Auf der von ihm entwickelten Plattform www.freiwilligenarbeit-sempach.ch sind verschiedene Freiwilligenangebote aufgeschaltet – für Hilfesuchende sowie für Hilfeleistende. Die Arbeit der Freiwilligen entlaste das System, erklärt Achermann. «Es kann nicht alles professionalisiert werden. Dazu fehlen manchmal auch die finanziellen Mittel.»

 

Mehr Einzelschicksale

Auch im Bereich der Erwerbstätigkeit seien vermehrt besorgte Personen auf das Sozialamt zugekommen. Ein Vater, der wegen Corona seine Arbeit verlor, Selbstständigerwerbende, deren Kleinbetriebe Konkurs gingen. Die Zahl der Einzelschicksale habe zugenommen. «Das gibt einem schon zu denken. Die Leute sind zwar vorerst durch die Arbeitslosenversicherungen abgesichert. Trotzdem frage ich mich: Wann werden sie wieder eine Stelle finden? Fallen sie in die Abhängigkeit der Sozialhilfe?» Mit grossem Engagement werde versucht, diese Personen wieder in die Arbeitswelt zu integrieren. Der Sozialvorsteher wirkt auch in der Aktionsgruppe Asyl oberer Sempachersee (AGOS) mit. «Bevor Corona es verunmöglichte, hat die Aktionsgruppe eine Veranstaltung bei der B. Braun Medical AG vorbereitet, um Gewerbetreibende zu motivieren, Asylsuchenden die Chance auf Praktika, Schnupperlehren oder Festanstellungen zu ermöglichen. Die Veranstaltung musste verschoben worden».

 

«Man muss Menschen mögen»

Schon immer habe sich Achermann vor allem für jene Menschen interessiert, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Das Interesse am Individuum ist für ihn wichtig im gesellschaftlichen Zusammenleben. «Man sollte niemanden verurteilen, denn jeder Mensch hat eine Geschichte, die ihn prägte. Positiv oder negativ.» In seiner Jugend sei er «kein Einfacher» gewesen, erzählt der 65-Jährige. «Ich war damals immer froh, wenn mir jemand Verständnis entgegenbrachte. Während meiner beruflichen Laufbahn in sozialen Institutionen und vor allem zu meiner Zeit als Gesamtleiter des Jugenddorfs Knutwil habe ich stets versucht, das Positive im Menschen zu sehen. Ich kritisierte das Fehlverhalten und nicht die Person. Für mich war die gemeinsame Lösungssuche zentral.»

Bei der Erneuerung des Alters- und Pflegeheims Meierhöfli ist Achermann der Hauptverantwortliche seitens des Stadtrats. Das Meierhöfli soll eine zukunftsweisende Institution für Fragen im Alter werden und flexibel auf neue Bedürfnisse reagieren können. Der 65-Jährige sorgt sich sprichwörtlich um das Wohlergehen der Menschen «von der Wiege bis zu Bahre.» Und genau dies mache seine Arbeit für ihn so spannend.

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