Am vergangenen Samstagabend, 12. Juli, war nicht nur die Sempacher Seeallee bis auf den letzten Platz besetzt, sondern auch der Garten der Kulturlaube im Salon Felsenegg. Die zahlreichen Gäste waren zwar nicht des Badens wegen vorbeigekommen, jedoch ebenfalls um eintauchen zu können. Eintauchen in musikalische Gewässer, die bisher erst wenig besegelt wurden, denn das Ensemble Quarz, welches bei schönster Abendstimmung im Grün des Gartens auf die Bühne trat, geht musikalisch neue Wege. Es findet seine Wurzeln zwar eindeutig in den traditionellen Klängen der Volksmusik, verbindet seine Kompositionen allerdings mit neuen Ideen und Einflüssen aus anderen Genres. So überraschte das grosse Interesse an ihrer «neuen» Volksmusik auch die vier Musizierenden selbst positiv: «Mit so viel Publikum hätten wir an einem solchen Abend nicht gerechnet», freut sich Jodlerin Andrea Küttel.
Gleiche Leidenschaft
Schon nach den ersten Klängen wurde deutlich, dass es bei «Quarz» nicht einfach «Jodel mit Begleit» zu hören gibt, sondern alle Beteiligten ihren gebührenden Platz einnehmen, variierend von Stück zu Stück. So kamen Andrea Küttel mit Jodel und Kontrabass, Augustin Martz an der Violine, Florian Gass mit dem Schwyzerörgeli und Emanuel Krucker am Hackbrett immer wieder zum Zug, alleine oder in Kombination in den Vordergrund zu treten, aber auch passend im Hintergrund zu unterstützen. Und egal, ob mit rassigen Soli oder gefühlvoller Begleitung, alle Musizierenden bewiesen, dass sie ihr Instrument in allen Massen beherrschen. Kein Wunder, denn allesamt spielen dieses seit Jahrzehnten und studierten gar mit diesem Schwerpunkt an der Hochschule Luzern, wo das Ensemble auch zusammenfand.
Musikalische Bilder schaffen
Obwohl der Rahmen durchaus dem eines Konzerts entsprach – eine Bühne mit Musikanten, vollbesetzte Stuhlreihen, Applaus und Standing Ovations –, fühlte sich der Abend zu vielen Teilen wie ein Kennenlernen an. Die gespielten Stücke waren allesamt Eigenkompositionen der vier Mitglieder, jeweils verbunden mit einer eigenen, persönlichen Geschichte. Diese Hintergründe erläuterten die vier Musizierenden jeweils als Übergang und gaben ein Bild mit, welches das musikalische Erleben prägte. So lernte das Publikum beispielsweise im Stück «Céline» die Schwester von Florian Gass kennen, blickte in «Stanley» auf Küttels Austauschjahr oder feierte im «Brautwalzer» die Hochzeit von Kruckers eigenem ehemaligen Hackbrett-Lehrer mit. Auch die Herkunft der vier Musiker – Baselland, Graubünden, Zürich und Appenzell – kam immer wieder zum Vorschein. Und das nicht nur durch die unterschiedlichen Dialekte bei den Ansagen, sondern auch in den Themen der Kompositionen. Beispielsweise machte man eine gedankliche Ausfahrt «von Herisau nach Gossau», stapfte durch die Bündner Berge oder vertonte «es Knuffigs», da nicht alle Mitmusiker das Wort kannten. Und überall dabei zwischen Jahreszeiten, Wetter, Menschen und Gefühlen waren einerseits musikalische Elemente, die direkt der Volksmusik entsprangen, und andererseits Rhythmen und Melodien aus anderen Zeiten und Ländern. Eine erfrischende Harmonie aus heimatlicher Tradition mit neuem Schwung, die Bilder schaffen konnte, welche in anderer Zusammensetzung womöglich nicht hätten entstehen können.