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Sempach

«Freiräume erleichtern die Integration»

Geri Wyss 15. November 2020

Um bei der komplexen Ortsplanungsrevision mitreden zu können, braucht es einiges an Wissen und Hintergrundinformationen. Die Sempacher Bauvorsteherin Mary Sidler bringt Licht ins Dunkel, etwa wenn es darum geht, wie genau die weitere Entwicklung der Stadt ablaufen soll, wie man trotz verdichteten Quartieren mehr Freiräume erhält und warum sich vertiefte Planungen lohnen.

 

Mary Sidler, mit rund 30 Einwohnern jährlich mehr soll Sempach in den nächsten Jahren moderat wachsen. Welche Überbauungen folgen als Erstes?

Vorausgesetzt, die Bürger der katholischen Kirchgemeinde sagen am 30. November Ja, wird die zweite Etappe der Martinshöhe in etwa zwei Jahren starten. Als nächstes dürfte danach die Zihlweid folgen.

 

Einzig im Gebiet Wygart wächst Sempach am Rande. Wo und wie will man im Innern «massvoll verdichten», wie es in den Unterlagen heisst?

Damit sind vor allem jene Gebiete wie die Mattweid, Hültschern, Grünhalde oder Feld/Hubelstrasse und das Stima-Areal gemeint, bei welchen eine Gestaltungsplanpflicht besteht. Einerseits heisst dies, dass die Bebauung innerhalb der Quartiere aufeinander abgestimmt ist, andererseits wird auch viel Wert auf vielfältig nutzbare Freiräume gelegt. Dies ermöglicht Begegnungen, welche auch die Integration von Neuzuziehenden erleichtert.

 

Wie geht das: Verdichten und gleichwohl mehr Freiräume schaffen?

Mit den neuen Zonenbestimmungen wird in diesen Verdichtungsgebieten ein etwas höheres Bauen als heute ermöglicht. Dadurch bleibt genug Platz für den Aufenthalt und die Durchsicht zwischen den Häusern.

 

Insgesamt wurden bei der öffentlichen Mitwirkung 53 Eingaben gemacht. Wie viele Inputs wurden berücksichtigt?

Wir haben alle Eingaben sorgfältig geprüft, vertieft angeschaut und, wo sinnvoll, Anpassungen vorgenommen. Die Eingaben waren wertvoll für die Weiterentwicklung der Planungsinstrumente.

 

Beim Meierhof geht man nun doch von einer Bebauung aus, obwohl die beiden geplanten Vorstadthäuser beim Volk einen schweren Stand hatten. Warum?

Aufgrund der Eingaben haben wir gesehen, dass eine Bebauung nicht grundsätzlich abgelehnt wird. Doch dem Wunsch, die Parzelle, die der Stadt gehört, freizuhalten, wird nun mit der Ausscheidung einer Grünzone entsprochen. Bezüglich der Volumina der Baukörper ist dadurch etwas weniger möglich als ursprünglich vorgesehen.

 

Fallen nun keine Kosten für die Allgemeinheit an, wie dies bei einer Auszonung der Fall gewesen wäre?

Das Risiko ist sicher geringer. Die Stadt Sempach muss aber sicher in ihren Büchern wieder eine Wertberichtigung vornehmen für ihre Parzelle.

 

Warum sind das Reglement über den Mehrwertausgleich, das Parkplatzreglement und der Verkehrsrichtplan nicht Gegenstand dieser Auflage?

Diese Instrumente wurden parallel entwickelt, können nun aber losgelöst von der Ortsplanungsrevision verabschiedet werden. Die Ortsplanungsrevision ist eine komplexe Angelegenheit. Wir wollten diese für die Bürgerinnen und Bürger nicht überladen.

 

Wann wird über diese Bestandteile befunden?

Das Reglement über den Mehrwertausgleich kommt am 29. November an die Urne. Die Abstimmung über das Parkplatzreglement ist an der Gemeindeversammlung im Frühling vorgesehen. Der seit der Mitwirkung überarbeitete Verkehrsrichtplan wird im ersten Quartal 2021 öffentlich zur Stellungnahme aufgelegt und voraussichtlich an der Frühlingsgemeindeversammlung zur Kenntnisnahme vorgelegt.

 

Wo gilt eigentlich überall die Mehrwertabgabepflicht?

Davon sind jene Grundstücke mit Bebauungsplan- oder Gestaltungsplanpflicht betroffen, welche einen planungsbedingten Mehrwert von mindestens 100'000 Franken pro Grundstück erfahren. Einfamilienhausquartiere sind davon ausgenommen.

 

Beim Quartier Weihermatte besteht doch aber ein Bebauungsplan?

Das ist richtig. Doch dieser ist noch verabschiedet worden, bevor die neue Bestimmung zur Mehrwertabgabe im kantonalen Planungs- und Baugesetz verankert worden war.

 

Wachstum bedeutet auch mehr Verkehr. Wie will Sempach diese Herausforderung bewältigen?

Eines unserer Ziele ist es, den Langsamverkehr zu fördern und zur Benutzung des öffentlichen Verkehrs zu animieren. Wir versuchen, die Lücken, die es noch im Fusswegnetz in der Stadt gibt, in den nächsten Jahren zu schliessen. Dadurch werden auch die Bushaltestellen leichter erreichbar.

 

Können Sie ein Beispiel nennen, wo man dies bereits gemacht hat?

Bei der Überbauung Feld/Hubelstrasse hat man dies über den rechtskräftigen Bebauungsplan erreichen können.

 

Fussweglücken in der Siedlung zu schliessen, bedingt ja immer das Einverständnis von Grundstückbesitzern. Ist dies gut machbar?

Wenn Gestaltungs- oder Bebauungspläne vorliegen, ist es sicher leichter möglich. Ansonsten kann es schon eine ziemliche Herausforderung sein. Wir versuchen aber stets, den Nutzen für die Allgemeinheit aufzuzeigen.

 

Reicht dies, um die Bevölkerung zu mehr öV zu bewegen?

Es ist sicher so, dass Sempach mit der ausgezeichneten Anbindung an die Autobahn punktet und es noch mehr Anstrengungen braucht. Doch die Benützung des öVs entlastet auch die Strassen.

 

... die manchmal, gerade bei der Schulhauskurve oder im Städtli verstopft sind. Warum sind diese beiden Punkte nicht Bestandteil der Ortsplanungsrevision?

Weil sie keinen direkten Zusammenhang mit dem Bau- und Zonenreglement haben. Das Anliegen einer höheren Aufenthaltsqualität und von weniger Durchgangsverkehr im Städtli ist aber im Verkehrsrichtplan aufgenommen. Und zur Schulhauskurve kann gesagt werden, dass ein laufender Wettbewerb bald abgeschlossen ist. Hier kann man davon ausgehen, dass die Bevölkerung im nächsten Jahr mehr erfährt, wie es weitergeht.

 

Brannte die südöstliche Umfahrung von Sempach den Bürgern bei der Mitwirkung auch unter den Nägeln?

Ja, es gab mehrere Eingaben dazu. Wir haben die Umfahrung auch als strategisches Ziel in den Verkehrsrichtplan aufgenommen. Allerdings ist dafür die Bedingung notwendig, dass sie in den kantonalen Richtplan aufgenommen wird, dessen Überarbeitung gegenwärtig läuft. Wir versuchen dies über den Verband der Regionalen Entwicklungsträger (RET) zu erwirken.

 

Wie stark sind die Einfamilienhausquartiere von der neuen Ortsplanungsrevision betroffen?

Abgesehen vom Wechsel der Ausnützungsziffer zur Überbauungsziffer ändert sich kaum etwas. Die Grundstückbesitzer können in etwa gleich viel bauen wie heute schon. Es ist auch aus der Mitwirkung hervorgegangen, dass die Bewohner dieser Quartiere keine grossen Änderungen wünschen.

 

Wie stark wirken sich die neuen Bestimmungen zu den Gewässerräumen aus?

Diese berühren Sempach praktisch nicht, weil wir schon bisher strengere kommunale Bestimmungen hatten.

 

Der Stadtrat legt bei der Planung und Weiterentwicklung der Siedlung immer wieder Wert auf qualitätssichernde Verfahren, wozu Architekturwettbewerbe oder die schon erwähnten Gestaltungspläne zählen. Machen diese nicht einfach das Bauen teurer?

Nein, Sempach hat mit ihrer Lage am See, sowie mit Gebieten im Inventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz (ISOS) besondere Herausforderungen, die es zu berücksichtigen gilt und gegenüber welchen wir Verantwortung tragen. Ich bin überzeugt, dass mit einer effizienten und durchdachten Planung letzten Endes weniger Geld fliessen muss. Zudem steigt die Akzeptanz von Bauvorhaben, weil sich die Bürger davon ein genaueres Bild machen können.

 

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