Es gibt Konzerte, die einem gefallen. Es gibt welche, die begeistern und es gibt Konzertmomente, die einem die Seele streicheln. Als der Berner James Gruntz am vergangenen Freitag sein Konzert in Sempach beendete, gab es in der Zehntenscheune kein Zweifel: Das waren gerade 90 Minuten voller Seelenbalsam und Musikmagie! Das Team vom Konzertkeller im Schtei muss bekanntlich für längere Zeit auf ihren so einzigartigen und vor Ambiente strotzenden Keller an der Kronegass verzichten. Während der kommenden Monate veranstalten sie daher ihre Konzerte im Exil. Ein Ziel der Konzerte vom im Schtei im Exil ist gemäss dem Schtei-Team, dass sie etwas vom Ambiente an der Kronegass mitnehmen wollen. Das ist ihnen am Freitag in der Zehntenscheune erneut hervorragend geglückt. Der Aufwand für ein Konzert in der Zehntenscheune ist gross. Technische Infrastruktur ist keine vorhanden und sämtliche Technik, sei es Licht, Ton und Instrumente, wie auch der erste und letzte Stuhl mussten für das Konzert in den zweiten Stock getragen werden. Die Anstrengungen haben sich aber mehr als gelohnt. Die Zehntenscheune bewies eine einzigartige Stimmung und manch ein Sempacher wünschte sich mehr Kultur in dieser wunderbaren alten Scheune aus dem 17. Jahrhundert.
Sänger ist auch Schlagzeuger
Das Konzert von James Gruntz im Schtei im Exil war innert kürzester Zeit ausverkauft. Keine Frage, den Berner Musiker kennt man mittlerweile. Er hat es in den letzten Jahren mit eingängigen Melodien und einer einzigartigen Stimme geschafft, ein grösseres Publikum zu erreichen. Und so waren am Freitag auch einige Besucherinnen und Besucher in der Zehntenscheune, die James Gruntz nicht zum ersten Mal live sahen, sei es an Festivals oder grösseren Clubkonzerten. Und doch war die Überraschung gross, als sich der Sänger und Songschreiber zu Beginn des Konzertes ans Schlagzeug setzte. Die aktuelle Konzertreihe bestreitet der Berner im Trio. Er reduziert also seine normalerweise grosse Band auf Piano, Schlagzeug und Bass, bzw. in einzelnen Songs spielt Bassist Michel Spahr Gitarre. Das Verwunderliche aber ist, Sänger James Gruntz spielt selber Schlagzeug. Und wie. Schlagzeug habe er schon in jungen Jahren gelernt. Nach einer kurzen Pause habe sich Gruntz wieder dem Instrument gewidmet. Nur für sich alleine zu spielen, habe er aber schade gefunden. «Warum nicht auch für das Publikum spielen?», so der 31-Jährige. Es sei das Einfachste gewesen, in seiner eigenen Band als Schlagzeuger einzusteigen. Und so sass er am Freitag ganz entspannt in der Zehntenscheune auf seinem Stuhl, spielte locker seine beschwingten Beats und als er dann diese ihm ganz eigene Mischung von Beatbox und Scat-Gesang anstimmte und sein Lächeln dabei nie abklang, übertrug sich das schlagartig aufs Publikum und verbreitete einfach gute Laune. Flankiert wurde er vom erwähnten Michel Spahr an den Saiten- und Mathieu Friz an den Tasteninstrumenten. Die beiden ausgebildeten Jazzmusiker überzeugten dabei genauso wie der Gesang von Gruntz mit einer angenehmen Mischung aus Vir-
tuosität, Technik und Improvisationslust, verloren aber nie den Groove. So, dass die teils ausufernden jazzigen Solis und Improteile die sonst radiotauglichen Hits von James Gruntz auf sehr angenehme Art und Weise bereicherten.
Positiver Spirit
Livemusik, aber eigentlich jede Art von kulturellen Veranstaltungen, bereichern das Publikum. Sie berühren, entspannen, regen aber auch an und fördern den intellektuellen und geselligen Austausch einer Gesellschaft. Das Konzert von James Gruntz am Freitag in Sempach tat aber noch mehr, es versprühte einen unglaublich positiven Spirit. Als der letzte Ton in der Zehntenscheune vom James-Gruntz-Trio gespielt war und das Publikum zu Standing Ovations aufstand, war niemand im Raum, der nicht mit einem breiten Lächeln und anhaltendem Applaus den Musikern für einen unvergesslichen Musikmoment dankte.