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Sempach

GOS prangert «Marktverzerrung» an

Geri Wyss 23. April 2020

Die vom Bund bekanntgegebenen Schritte hin zur Normalität nach dem Lockdown würden die KMU-Detailhändler diskriminieren, kritisiert der Gewerbeverband oberer Sempachersee in einem offenen Brief an den Gesamtbundesrat. Wir fragten genauer nach, was die Gewerbetreibenden ärgert.

Gemäss der Landesregierung sollen ab 27. April erste Betriebe wie Coiffuregeschäfte, Blumenläden oder Baumärkte wieder öffnen. Der komplette Detailhandel kann nach den Ende vergangener Woche vorgestellten Plänen erst am 11. Mai wieder Kunden empfangen. Damit ist der Gewerbeverein oberer Sempachersee (GOS) gar nicht einverstanden. Der Entscheid, dass der KMU-Detailhandel erst am 11. Mai öffnen dürfe, die Grossverteiler jedoch bereits ab dem 27. April wieder das gesamte Sortiment zum Verkauf anbieten dürften, sei eine eklatante Ungleichbehandlung innerhalb des Detailhandels und sei inakzeptabel, heisst es in einem offenen Brief, den der GOS an alle Bundesräte adressiert hat. Der Gewerbeverein reiht sich somit ein in die Kritik, welche vom Schweizerischen Gewerbeverband orchestriert worden ist.

 

Gesundheit gibt Takt vor
Dass ein kleiner Laden mit Gütern, die nicht der Grundversorgung dienen, nicht öffnen dürfe, obwohl er die Hygienemassnahmen und Abstandsregeln problemlos einhalten könnte, sei unverständlich, sagt GOS-Präsidentin Ermi Krieger, «gerade auch, wenn ich an die Bilder von langen Warteschlangen vor Baumärkten in Österreich nach der Wiedereröffnung denke.» Indem der GOS die eklatante Marktverzerrung ankreide, wolle er aber keineswegs die Kleinen gegen die Grossen ausspielen, macht Krieger deutlich.

 

«Weitgehende Öffnung möglich»
Die gesundheitspolitischen Indikatoren würden nämlich eine weitgehende Öffnung der Wirtschaft und Gesellschaft zulassen, hätten sie sich doch «sehr zufriedenstellend» entwickelt, schreibt der GOS weiter und rechnet vor, dass der Dreitages-Durchschnitt der Ansteckungsrate per 16. April 1,5 Prozent pro Tag betragen habe, die Anzahl Tage bis zur Fallverdoppelung 49,3.«Für uns ist nach wie vor klar, dass die Gesundheit das Mass aller Dinge ist und vorgibt, wie man weiter vorgehen soll. Es kommt daher nicht darauf an, ob der KMU-Detailhandel erst in zwei Wochen öffnen kann. Es müssen einfach gleich lange Spiesse gelten.» Ermi Krieger geht mit dem Bundesrat einig, dass das Hochfahren der Wirtschaft mit einer gewissen Vorsicht geschehen muss. «Eine zweite Welle an Infektionen wäre ein schlimmes Szenario. Ähnliche Restriktionen wie jetzt könnte von den Betrieben nicht mehr verkraftet werden.»

 

Ändert sich Kaufverhalten?
Was Ermi Krieger auch zu denken gibt, sind die längerfristigen Auswirkungen des Lockdowns und des daraus erwachsenen geänderten Einkaufsverhaltens. Viele Einkäufe würden nun online getätigt. «Wird das nachhaltige Folgen haben? Es braucht mit Bestimmtheit eine gewisse Zeit, bis die Menschen wieder in die Läden kommen und bedenkenlos einkaufen.» Es werde lange gehen, bis das Vertrauen wieder da sei, sagt die GOS-Präsidentin und fügt ein Beispiel an, das zudem das grundsätzliche Verhalten anspricht: «Auch wenn ich wieder fliegen darf, werde ich sicher nicht gleich wieder in einen Flieger steigen.» Aus dieser Optik sei auch durchaus denkbar, dass die Menschen wieder vermehrt das Lokale bevorzugten und mittelfristig auch wieder öfter ins Städtli kämen, hofft Krieger.

 

Ärger über Mikro-Management
«Für uns auf dem Land ist es sehr schwierig, beispielsweise dem Innenausstatter, der Papeteristin oder dem Sportartikelverkäufer, welche ihre Läden zwischen einem Coiffeur und einem Bäcker betreiben, die Entscheide des Bundesrates beliebt zu machen», fährt der GOS im offenen Brief an den Bundesrat fort.Weiter stosse auf Unverständnis, dass nun Gastronomen und Veranstalter ohne jegliche Perspektive und Beschluss stehengelassen würden, obwohl sie vom ersten Tag an die Massnahmen solidarisch mitgetragen hätten, führt der GOS unter anderem weiter aus. «Die Gastronomen trifft die momentane Situation am härtesten», schliesst Ermi Krieger

Eltschinger: «Lieber länger warten»

Eines der von Corona betroffenen Gastronomieunternehmen im Städtli ist das Una Storia della Vita der Remimag-Gruppe. «Die Unsicherheit setzt am meisten zu», spricht Geschäftsleiter Florian Eltschinger die Tatsache an, dass im Moment noch unklar ist, wie es in der Gastronomie nach dem Ende des Lockdowns weitergeht. Im Gegensatz zu Gastro Suisse vertritt er die Ansicht, man solle lieber länger geschlossen halten, als eine baldige Öffnung mit wenigen Gästen ins Auge fassen. «Das rechnet sich nicht. Und die Ambiance wird zerstört.»

 

Ware aus dem Ausland blieb aus

Detailhandel  Die Coronakrise spürt auch die Gabriel Blumen & Garten AG in Sempach stark. Der Verkaufsladen ist geschlossen, man bietet aber einen Hausliefer- und Abholdienst an. Bei grösserem Aufwand sind die Umsätze in der sonst stärksten Jahreszeit deutlich zurückgegangen. Viele Pflanzen bezieht Gabriel von Gärtnereien der Region. Bei Schnittblumen hingegen sind auch Importe wichtig. «Lieferketten funktionierten teils nicht mehr und die Schweizer Produzenten konnten für den Wegfall der Importe nicht immer in die Bresche springen», erzählt Geschäftsführer Marcel Gabriel.

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