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Sempach

«Ich fühlte mich plötzlich ganz allein»

pd 29. Januar 2020

Die Flötistin Elisabeth Sulser spielte am vergangenen Samstag Weltmusik von Griechenland bis Irland und erzählte, warum sie Töne auch sehen kann. Sie trat im Rahmen der «Leisen Töne» in der Vinothek zum Rathaus in Sempach auf, zusammen mit Akkordeonist Felix Haller.

Zu einem gelungenen Konzertabend gehören vielerlei Zutaten. Im Minimum ansprechende Musik, ein schönes Ambiente und etwas für den Gaumen. Nicht zuletzt wegen der atmosphärischen Vinothek zum Rathaus bekamen die Zuschauer der «Leisen Töne» am vergangenen Samstag all das geboten. Das Thema Synästhesie forderte zudem ihre Vorstellungskraft.

 

Breites Repertoire

Die Flötistin Elisabeth Sulser trat mit dem Akkordeonisten Felix Haller auf. Das ungleiche Duo überzeugte musikalisch durch Vielfältigkeit und Spielwitz. Präzise und teils in horrendem Tempo spielten sie sich durch Irland, Griechenland, Spanien, England, Galizien, Deutschland und der Schweiz. Dabei nutzte Elisabeth Sulser allerlei Flöten aus Holz und je aus dem Horn einer Schweizer Gämse und einer Kuh.

Felix Haller schaffte mit seiner Akkordeonbegleitung einen soliden musikalischen Rahmen, in dem die Flötentöne Geltung fanden. Mit dem Fuss stampfte er hin und wieder auf dem knarrenden Holzboden der Vinothek den Takt oder sang schelmisch die Melodie. Und vor Freude an der Musik tänzelte er einmal um die Flötistin herum. Mit einem ausserordentlich breiten Lachen unter dem ebenfalls breiten Schnauz.

 

Wirrnis in der Pubertät

«Schon als Kind habe ich Musik als Farbe wahrgenommen», erzählte Elisabeth Sulser dem Publikum über ihre seltene Begabung, die Synästhesie (Ausgabe vom 23. Januar 2020). «Aber erst mit 16 Jahren wurde mir bewusst, dass die anderen nur den Ton, aber nicht die dazu passende Farbe wahrnehmen. Ich fühlte mich plötzlich ganz allein und wusste nicht mehr, ob ich denn überhaupt normal sei.»

 

Gehört selbstverständlich dazu

Mittlerweile ist die Synästhesie für Sulser kein grosses Thema mehr. Dass sie die Farbe grün sieht, wenn sie dem Ton F hört. Oder rot bei einem C, gelb beim Dis, dunkelblau beim Gis oder hellblau beim A. Dass sie einen süssen Geschmack auf der Zunge spürt, wenn sie eine grosse Terz hört. Und dass sie bei Stimmen an «Materialien» wie Watte, Honig, Wein oder Erde denken muss. Es sei eine Frage des Fokusses, damit sie von den vielen Eindrücken nicht abgelenkt würde. «Aber ich würde die Synästhesie vermissen, wenn sie plötzlich weg wäre – sie gehört zu meiner Realität», hielt sie vor dem gespannt lauschenden Publikum fest.

Lautes Ende leiser Töne

Die beiden Musiker verstanden sich ohne Worte und agierten dadurch sehr spontan und locker auf der Bühne. Das Publikum verdankte diese hochstehende, auf charmante Art präsentierte Musik mit Applaus – die mit Abstand lautesten der «Leise Töne» dieses Konzertabends.

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