Man schreibt das Jahr 2009. In Sempach sind Bestrebungen im Gang, das Rathaus zu renovieren und als Museum zu stärken. In dieser Zeit hat Heidi Frey auch den Posten als Korporationsschreiberin angetreten. Das Rathaus gehörte bis 2011 der Korporation Sempach, dann ging das Gebäude an die neu gegründete Stiftung Rathaus über. «Es war eine intensive und spannende Zeit», blickt Heidi Frey zurück. Die vielen Gespräche rund um die Umbauphase des Rathauses, die schliesslich bis 2014 dauerte, bescherten auch ihr viel Arbeit, nicht nur, weil sie alle Protokolle zu verfassen hatte. «Es ging auch darum, Gelder für den aufwändigen Umbau zu generieren», erzählt sie. Heidi Frey schrieb verschiedene Stiftungen an, verfasste Sammelbriefe, nutzte die Netzwerke der Korporation. «Es war happig, aber schön.» Am Schluss kamen gegen vier Millionen Franken an Zuwendungen zusammen.
Administratives und Persönliches
Nebst den Protokollen und sonstigen Korrespondenzen der Korporation umfasste Heidi Freys Amt auch viele administrative Tätigkeiten. Sie war gleichsam die Sekretärin der Körperschaft, organisierte Anlässe, Wahlen- und Abstimmungen, führte das Archiv, war für das Vertragswesen zuständig. Auch unterstützte sie je nach Anfall von Arbeit die weiteren vier Räte in ihren Ressorts. «Meine Arbeit umfasste ein breites Spektrum und war total interessant», sagt Heidi Frey dazu. Das Pensum belief sich durchschnittlich auf rund 50 bis 60 Prozent. Aber am meisten am Schreiberamt geschätzt hat sie den Kontakt zu den Korporationsbürgern. «Es gab Bürgertreffen, man sah sich an Waldtagen oder einfach auf der Strasse.» Diese Begegnungen habe sie immer sehr geschätzt.
Im Dienste der Allgemeinheit
Meines Erachtens hat die Korporation eine grosse Bedeutung für die Stadt», hält Heidi Frey fest (siehe Kasten). Die Korporation halte auch Plätze wie beim Steinibühlweiher im Schuss; Aufgaben, die die Öffentlichkeit vielleicht im ersten Moment nicht wahrnähme. Man versuche stets so zu handeln, dass alle davon profitierten. Als Beispiel nennt sie das Haus Heissenstein, deren Restaurierung erst gerade abgeschlossen worden ist. «Wir haben intensiv mit der Denkmalpflege zusammengearbeitet und die vier Wohnungen sorgsam erneuert, um sie nun zu einem fairen Preis zu vermieten.» Dass der Heissenstein so gut herausgekommen sei und dies just auf das Ende ihrer Amtszeit hin, habe auch sie ausserordentlich gefreut, ergänzt Heidi Frey.
Veränderungen am See
Auch die Erneuerung des Bootshauses und der darin realisierte Imbiss am See ist in die Amtszeit von Heidi Frey gefallen. Einige Leute hätten schon bedauert, dass der Stand von Umberto habe weichen müssen. «Doch ich glaube, man hat gesehen, dass die Korporation mit dem Imbiss im Bootshaus ein adäquates Angebot hat schaffen können, das gut ankommt.»
Rücksicht auf Gesundheit
Nun sei für sie der Moment gekommen, um kürzerzutreten. «Ich habe gemerkt, dass ich mehr Zeit für mich brauche, dass ich noch besser auf meine Gesundheit achten muss», erzählt Heidi Frey. Prägend sei auch der Tod ihres Mannes 2016 gewesen. «Damals bin ich privat stark gefordert gewesen, und ich habe gesehen, wie schnell es gehen kann.» Nun wolle sie erst einmal eine Auszeit nehmen, Zeit mit ihrem Partner und den Grosskindern verbringen und gut zu sich schauen. «Auf der einen Seite tut der Abschied von der Korporation weh», sagt die bald 60-Jährige. «Auf der anderen Seite spüre ich aber in erster Linie Erleichterung, da mit Helen Sieber eine ausgezeichnete Nachfolgerin hat gefunden werden können. Ich kann mit ruhigem Gefühl abgeben.»
Sempacher Geschlechter
Wie andere Korporationen im Kanton Luzern hat auch die Korporation Sempach («Corporatio», lateinisch für Körperschaft, Gemeinde) ihren Ursprung im Mittelalter. Sie ist eine öffentlich-rechtliche Körperschaft, die keine Steuern erhebt, jedoch solche an die Stadt Sempach entrichten muss. Aktuell zählt die Korporation Sempach 212 Bürger, die weitgehend Ur-Sempacher Geschlechter tragen: Bühlmann, Faden, Frey, Gassmann, Helfenstein, Ineichen, Rüttimann, Schmid, Schnieper, Schürmann und Weber. Die früher in Sempach ansässigen Familien besassen gemeinsames Eigentum, vorwiegend Land, Wälder und Grundstücke mit Gebäuden in der Stadt.
Partner der Stadt
Nebst der Verwaltung ihrer Güter leistet die Korporation Beiträge für gemeinnützige, öffentliche und kulturelle Zwecke und Güter. Sie ist für die Wasserversorgung der Stadt zuständig, versorgt das Städtli mit Fernwärme, betreibt die Festhalle, das Seebad und die Bootsvermietung. Sie pflegt weiter historische Gebäude im Städtli wie das Luzernertor, die Zehntenscheune und den Hexenturm, aber auch ihre neueren Liegenschaften. Auf ihrem Grund und Boden liegt auch der Camping Seeland, der vom TCS im Baurecht betrieben wird.