Vielleicht lag es am schönen Wetter, vielleicht aber auch mehr an der komplexen Thematik: Am vergangenen Donnerstagabend, 12. September, fanden sich nur gut 70 Sempacherinnen und Sempacher in der Festhalle Seepark ein. Vertreter des Stadtrates, der Präsident der Ortsplanungskommission, Marcel Hurschler, und der Sempacher Ortsplaner Arthur Stierli informierten über die Planungsinstrumente im Zusammenhang mit der laufenden Ortsplanungsrevision, die bis am 2. Dezember zur öffentlichen Mitwirkung bereitliegen. Bauvorsteherin Mary Sidler kam darauf zu sprechen, dass Sempach sich in den nächsten 15 Jahren vornehmlich im Innern entwickeln wird. Einzig das Gebiet Wygart am nördlichen Siedlungsrand ist in der aktuellen Gesamtrevision als neues Entwicklungsgebiet aufgeführt. Dort geht ein Studienauftrag von drei Häuserzeilen aus, die in etappiertem Vorgehen insgesamt rund 110 neue Wohnungen bringen sollen.
5200 Einwohner im Jahr 2045
Das restliche Wachstum – mit einem Plus von 0,7 Prozent jährlich von Mary Sidler als «moderat» betitelt und etwa zur Hälfte unter dem Wert liegend, welcher gemäss kantonalem Richtplan möglich wäre – soll im bereits bestehenden Baugebiet erzielt werden. Hierzu zählen in jüngerer Zukunft gemäss Ortsplanungskommissionspräsident Marcel Hurschler das Gebiet Stadtweiher, Zihlweid, Feld/Hubelstrasse und die zweite Etappe der Martinshöhe. Später sollen noch weitere Quartiere massvoll verdichtet werden, wonach die Einwohnerzahl von Sempach bis 2045 von heute rund 4130 Einwohner auf 5200 Einwohner anwachsen soll. Marcel Hurschler erwähnte zudem, dass Sempach in den vergangenen Jahren trotz diversen Neubauten wie Martinshöhe oder Friedau gar nicht gewachsen war. 2018 habe eine Person weniger in der Stadt gewohnt als noch 2014.
Geballte Ladung an Infos
Die Sempacherinnen und Sempacher können sich über die vielen Unterlagen, welche im Rahmen der Ortsplanungsrevision erarbeitet worden sind, am besten unter der Website www.ortsplanungsempach.ch ein Bild machen. Zu den Zonenplänen, dem Bau- und Zonenreglement, dem Parkplatzreglement und dem Reglement über den Mehrwertausgleich bei Um- und Aufzonungen (erfährt ein Grundstück, welches in einem Bebauungs- oder Gestaltungsplangebeit liegt, durch eine Zonenänderung einen Mehrwert, fliessen 20 Prozent davon in die Gemeindekasse) kann die Bevölkerung eine schriftliche Stellungnahme zu Handen des Stadtrates abgeben. «Aufgrund der Eingaben werden die Unterlagen bereinigt, sodass im Herbst 2020 die öffentliche Auflage erfolgen kann», gibt Marcel Hurschler Auskunft. Über diese Instrumente wird abschliessend die Gemeindeversammlung befinden. Der Verkehrsrichtplan und Erschliessungsplan Wygart, zu welchen die Bevölkerung im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens ebenfalls Inputs geben kann, liegen in der Kompetenz des Stadtrates. Zudem sind weitere orientierende Unterlagen auf dem Internet aufgeschaltet.
Ein Blick in das Mobilitätskonzept von Sempach lohnt sich auch. Hierin sind beispielsweise Aussagen zu finden zum Durchgangsverkehr im Städtli, zu einer möglichen Umfahrung im Südosten der Stadt oder zur heute lieblos wirkenden Luzernerstrasse mit Ausserortscharakter, die zu einer attraktiven Quartierstrasse mit mehr Sicherheit für den Langsamverkehr werden soll.
Meierhof mit Varianten ...
Seit vielen Jahren ist das Land zwischen dem denkmalgeschützten Meierhof und der Eicherstrasse im nordwestlichen Vorfeld des Städtli eingezontes Bauland. Der Stadtrat hatte eine Planungszone erlassen, welche eine Bebauung temporär verunmöglichte, nachdem gegen eine solche an einer Gemeindeversammlung viel Kritik erwachsen war. Nun legt der Stadtrat drei Varianten vor, wie es beim Meierhof weitergehen soll. Die erste geht davon aus, die heutige Möglichkeit zur Bebauung aufrechtzuerhalten. Eine zweite sieht vor, vier Grundstücke auszuzonen, darunter auch ein bereits mit einem Wohnhaus versehenes. «Es gilt die Besitzstandswahrung», sagte dazu Marcel Hurschler. Will
heissen, dass die heutigen Gebäude weiterhin bestehen bleiben, jedoch nicht mehr erweitert werden dürften. Entsprechend rechne man mit Wertminderungsklagen. «Für die Festlegung der durch die Stadt zu zahlenden Beträge wäre ein Gericht zuständig. Dabei rechnen wir in Variante zwei inklusive der Abschreibung des gemeindeeigenen Grundstücks mit Kostenfolgen von rund 1,5 Millionen Franken», schätzte Hurschler. Bei der dritten Variante würde auch das dahinterliegende Grundstück mit der Destillerie Hecht zur Landwirtschaftszone. Hier geht man von rund 2,5 Millionen Franken aus, welche die Gemeindekasse belasten würden.
... die zum Teil kosten
Man müsse sich fragen, was eine Rückzonung den Bürgern wert sei, sagte Stadtpräsident Franz Schwegler in der Fragerunde. Er attestierte dem Meierhof eine hohe Wertigkeit als ältester Hof der Gemeinde, der früher auch die Gerichtbarkeit beherbergt habe. Zwei Votanten machten sich für eine Rückzonung stark. Man solle nun korrigieren, was man vor Jahren versäumt habe, und diesen Bereich frei halten, wurde gesagt. Beim strategischen Arbeitsgebiet Honrich unterbreitet der Stadtrat ebenfalls zwei Varianten: zum einen, diesen Bereich weiterhin als Reservezone für die Ansiedlung von Grossbetrieben mit hohem volkswirtschaftlichem Nutzen weiterhin freizuhalten, zum anderen, ihn ebenfalls neu zur Landwirtschaftszone zu machen.
Sempach
Jetzt sind Stimmen zum Paket gefragt
Geri Wyss
18. September 2019
Moderates Wachstum, Fokus auf das innere Siedlungsgebiet, Varianten für den Meierhof: An einem Infoabend am vergangenen Donnerstag wurde breit über die Gesamtrevision der Ortsplanung informiert. Ein ganzes Bündel an Dokumenten liegt bis am 2. Dezember zur Einsichtnahme bereit.