Früher war alles besser, hört man dann und wann im Volksmund sagen. Was Versammlungslokale für Vereine in Gastronomiebetrieben anbelangt, trifft diese Aussage durchaus zu. Sempach steht exemplarisch für diese Problematik, die sich auch in anderen Gemeinden zeigt. Es gibt kaum mehr Restaurants mit Sälen, die sich beispielsweise für Generalversammlungen eignen. Seit dem Umbau des «Adlers» im Städtli existiert einzig mit dem «Buureschopf» in der Wirtschaft zur Schlacht ein Lokal für grössere Versammlungen, die auch gleich von einer Restaurantküche profitieren können.
GVs ausserhalb der Stadt
Einige Sempacher Vereine weichen auf Restaurants in umliegenden Gemeinden aus, wie eine nicht repräsentative Umfrage zeigt. Dazu zählt etwa der Jodelclub. Laut Präsident Adrian Schöpfer habe man die Generalversammlung «leider immer wieder ausserhalb von Sempach abhalten müssen, so etwa in Hildisrieden, Eich und Sempach Station. Dieses Jahr probieren wir in Sempach einen neuen Saal aus, im Meierhöfli. Hier finden wir die passende Grösse und das Angebot stimmt.» An unterschiedlichen Orten mit ihrer Generalversammlung waren ebenfalls schon das Aktuelle Sempach und der STV Sempach.
Der Echor hält seine Generalversammlung normalerweise im reformierten Kirchenzentrum ab, manchmal auch in einem Restaurant. «Wir versuchen immer, in der Region zu bleiben», führt Jasmin Vonaesch vom Vorstand aus. Generell kann gesagt werden, dass, will man nach einer GV in einem Restaurantsäli grad auch noch essen, sich in Sempach ab etwa 40 Personen nur noch die Wirtschaft zur Schlacht anbietet.
Festhalle mit Makeln
Geht es um grosse Lokalitäten für Veranstaltungen, fällt schnell der Name «Festhalle Seepark». Und die Korporation kommt wegen der Mietpreise und Verfügbarkeit nicht immer gut weg. So spricht Adrian Schöpfer von einem «Exklusivrecht» der Korporation, was höhere Mietpreise nach sich ziehe. «Ein Konkurrenzkampf würde guttun.» Der Jodelclub Sempach konzertiert jeweils in der Festhalle oder der katholischen Kirche, die sich wegen ihrer Grösse und Akustik anbieten. Jasmin Vonaesch vom Echor wünscht sich ebenfalls günstigere Lokalitäten. «Es gibt nicht sehr viele bezahlbare Auswahlmöglichkeiten.» Die Konzerte des Echors finden jeweils in der Mehrzweckhalle in Sempach Station statt.
Gute Akustik und Grösse
Die Musikgesellschaft Harmonie Sempach nutzt wie der Jodelclub die Festhalle für das Jahreskonzert und die Kirche für alle anderen Konzerte sowie weitere grössere Anlässe. «Die Festhalle bietet uns eine gute Akustik und hat die entsprechende Grösse für unser Publikum an den Jahreskonzerten», sagt Präsident Patrick Hecht. «Zudem können wir in der Festhalle mit Tischbestuhlung arbeiten und selber wirten, was in der Kirche nicht möglich ist.» Die Generalversammlung hält man im Buureschopf in der «Schlacht» oder in der Tuchlaube ab. Früher war man noch im Adlersaal.
Kalender schnell gefüllt
Auch Lukas Hecht, Präsident des Aktivturnvereins STV Sempach, weist auf die hohen Mietkosten der Festhalle hin, und gibt gleich ein Beispiel: «Der Turnerabend, an dem wir nebst den Aufführungen auch am Freitag und Samstag noch zwei Abende für die Hauptproben benötigen, plus den Sonntag zum Aufräumen, ist mit Abstand der grösste Budgetposten.» Für Turnerabend und Lotto komme nur die Festhalle infrage. Und für die GV bleibe in Sempach einzig die Wirtschaft zur Schlacht, sonst müsse man auf auswärtige Restaurants ausweichen. Auch Lukas Hecht unterstreicht, dass die Festhalle für viele Vereine schlicht zu teuer sei. «Und Termine müssen mehr als ein Jahr im Voraus reserviert werden, da sonst auswärtige Veranstalter den Kalender füllen.»
Im Sport Luft nach oben
Geht es um Sportveranstaltungen wie zum Beispiel einen Geräte- oder Leichtathletikwettkampf, oder auch um ideale Infrastrukturen für Trainingsweekends, ist in Sempach für den STV ohnehin Schluss. «Als Turnverein wünschten wir uns natürlich am liebsten eine Dreifachturnhalle mit Tribüne, die auch für andere Events genutzt werden könnte», wirft Lukas Hecht ein. Ein gutes Beispiel seien die Anlagen in Ruswil. Eine echte Wettkampfsituation kann der STV in der heimischen Stadt nicht trainieren. «Wir müssen Trainingsweekends in Hochdorf oder noch weiter weg durchführen.»
Der FC Sempach hingegen ist in einer komfortableren Lage. Mit dem eigenen Clubhaus steht ein Lokal für die Generalversammlungen und für alle anderen Anlässe bereit, auch wenn es langsam eng werde, wie Präsident Ado Agovic ausführt. «Für uns ist es ein Thema, mit der Generalversammlung vielleicht in die Aula Felsenegg zu wechseln. Natürlich steht das Budget im Vordergrund, und sobald es kostet, sind uns die Hände gebunden. Zudem entfällt auch weiterer Umsatz im Clubhaus, wenn wir die Generalversammlung nicht in unserem Clubhaus durchführen.» Auch der FC-Präsident wünscht sich, dass die Vereine einen einfacheren Zugang zu Versammlungs- und Veranstaltungssälen in Sempach erhalten.
Stadt gewährt Vergünstigungen
Der Präsident der Schützengesellschaft Sempach, Gerhard Rüeger, äussert noch einen weiteren Wunsch an die Korporation. «Die Festhalle müsste man besser unterteilen können, damit variable und zahlbare Lokalitäten zur Verfügung stehen.» Für ihn ist klar, dass alle gefordert seien, Verbesserungen bei den Infrastrukturen, die Vereinen in Sempach dienen könnten, herbeizuführen. Cornelia Niederberger, Co-Präsidentin des Aktuellen Sempach, weist aber auch darauf hin, dass die Stadt Vereine teilweise entlastet. «Für grössere Veranstaltungen ist für uns die Aula im Schulhaus Felsenegg der Favorit, aufgrund der Platzverhältnisse, der Infrastruktur sowie der grosszügig von der Stadt gewährten kostenlosen Benutzung. »
Wunsch nach zentraler Anlaufstelle
Lokale für Vereine Die Sempacher Woche befragte für diesen Artikel den FC Sempach, den STV Sempach, die Schützengesellschaft, die Musikgesellschaft Harmonie, den Jodelclub Sempach, den Echor sowie das Aktuelle Sempach. Mehrfach wurde der Wunsch nach einer Website, auf der alle Lokale ersichtlich wären und auch gleich online reserviert werden könnten, geäussert. Genannt wurde auch eine zentrale Stelle, welche die Vermietungen koordinieren würde. Verbesserungen der heutigen Situation rund um Lokalitäten für Vereine sollten in erster Linie von der Stadt oder der Korporation umgesetzt werden.