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Sempach

«Nichts ist so spannend wie das Leben»

Geri Wyss 21. August 2019

Am 28. August trifft ein hoher Gast in Sempach ein: Dann nämlich liest Eveline Hasler aus ihrem neuen Buch «Tochter des Geldes» in der Tuchlaube Sempach.

Im Gespräch mit der Sempacher Woche verrät die über 80-jährige Wahl-tessinerin, wie sie auf ihre Romanfiguren stösst und warum sie historische Stoffe liebt.

 

Eveline Hasler, am 28. August sind Sie zu Gast in Sempach. Kennen Sie die Region Sempachersee bereits?

Das erste Mal war ich als junge Studentin aus Fribourg in Sempach. Ich besuchte den fröhlichen Theologen Franz Camenzind, der später Arbeiterpriester in Paris wurde. Später habe ich auch in der Buchhandlung Untertor in Sursee aus einem meiner Bücher gelesen. Sempach ist mir mit dem schönen See und dem historischen Städtli in bester Erinnerung.

 

Warum haben Sie sich für die Wahlheimat Tessin entschieden?

Die mediterrane Vegetation hat mich schon immer fasziniert, wie auch die italienische Sprache und die Täler des Locarnese. Deshalb lebe ich seit den 90er-Jahren im Tessin.

 

Wie sind Sie zum Stoff Ihres neusten Buches, «Tochter des Geldes», gekommen, in dem Sie das Leben der Schweizer Sozialpionierin Mentona Moser beleuchten?

Ende der 80er-Jahre war es mir möglich, an einem literarischen Event in der damaligen DDR in Ostberlin teilzunehmen. Auf einem Heldenfriedhof stellt der Chef des DDR-Schriftstellerverbandes unter anderem auch eine «Heldin der Schweiz, Mentona Moser» vor und lobte sie als eine Frau, die wie keine Zweite während des Naziterrors so vielen Menschen geholfen habe. Ich hatte bisher aber noch nie etwas von ihr gehört und begann viel später zu recherchieren. Zu meinem Erstaunen kam die Geschichte der reichsten Revolutionärin Europas zum Vorschein.

 

Historisch gefärbte Stoffe dienen seit jeher als Grundlage für Ihre Romane. Wie viel ist dabei Fiktion, wie viel ist Realität?

Ich sage immer: Nichts ist so spannend und fantastisch wie das Leben selbst. In meinen Romanen handle ich Geschichten ab, wie sie das Leben geschrieben hat. Das einzig Fiktive ist, dass ich im Heute in die damalige Zeit abtauche und den Protagonisten natürlich auch direkte Reden in den Mund lege. Ein solches Leben wie jenes von Mentona Moser beispielsweise könnte man gar nicht erfinden.

 

Hauptfiguren in Ihren Büchern sind nebst Mentona Moser Emilie Kempin-Spyri, Aline Valangin, Julie Bondeli und Anna Göldin. Gibt es eine Romanheldin, von der Sie besonders beeindruckt sind?

Alle haben ihre Besonderheiten, zu allen pflege ich eine individuelle Beziehung. Deshalb ist die Frage auch kaum zu beantworten und vergleichbar damit, wie wenn man eine Mutter von mehreren Kindern fragt, welches sie denn nun am liebsten habe.

 

Sie haben auch zahlreiche Kinder- und Jugendbücher verfasst. Wie stark unterscheidet sich diese Literatur von Ihren biografischen Annäherungen in den historisch gefärbten Romanen?

Vom Schreibstil her sind Unterschiede natürlich gegeben. In Kinder- und Jugendbüchern bewegt man sich quasi auf der Basis der Sprache. Der Schreibende muss mit einer einfachen und durchsichtigen Sprache eine Geschichte so schreiben, dass die Spannung aufrechterhalten bleibt. Kinder- und Jugendliteratur ist meines Erachtens dennoch anspruchsvoll. Kinder legen ein Buch sofort zur Seite, wenn es sie nicht von Beginn weg anspricht und nicht mehr loslässt.

 

Für Ihr jüngstes Buch «Tochter des Geldes» haben Sie drei Jahre lang recherchiert. Wie gehen Sie bei Ihren Vorbereitungen auf ein Werk vor?

Ich achte darauf, genügend Fakten für meine Figuren zusammenzutragen, ohne mich in weniger Wichtigem zu verlieren. Das ist durchaus herausfordernd, wobei ich mich auf mein Gefühl berufe. Als Quellen dienen mir Archive, in die ich eintauchen muss. Seit einigen Jahren bietet auch das Internet einen grossen Fundus an Informationen, wobei hier im Besonderen auf Faktentreue zu achten ist.

 

Worauf dürfen sich die Zuhörenden in der Tuchlaube freuen?

Auf einen lebendigen Abend, an dem ich nicht einfach nur aus meinem Buch vorlese. Zu den rezitierten Passagen gebe ich liebend gerne spontane Zusatzinformationen und erzähle frei Hintergründe zu dem eben Gehörten. Ich freue mich sehr, inmitten im Städtli mein Buch näherbringen und wieder einmal Sempach besuchen zu können.

 

Wird es nach «Tochter des Geldes» einen weiteren Roman von Eveline Hasler geben?

Ich bin keine Hellseherin. Da ich nicht mehr die Jüngste bin, spielt meine Gesundheit eine entscheidende Rolle, ob es noch ein weiteres Werk von mir geben wird. Ich merke beispielsweise, wie es mir bisweilen Mühe bereitet, lange am Computer zu sitzen und zu schreiben. Auf jeden Fall bin ich glücklich und dankbar für jeden Tag, an dem ich meiner Leidenschaft nachgehen kann.

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