Skip to main content Skip to page footer

Suchformular

Anmeldung wird geprüft

Sempach

Rohrblätter zelebrierten Kontraste

Geri Wyss 16. Januar 2019

Das Nexus Reed Quintett gastierte am frühen Abend vergangenen Sonntags in der Tuchlaube in Sempach. In der speziellen Besetzung mit fünf Rohrblatt-Instrumenten bescherten die jungen Musiker dem Publikum ein beeindruckendes Hörerlebnis.

Im warmen Licht der Tuchlaube im alten Rathaus in Sempach standen am vergangenen Sonntag die Musiker Nicola Katz (Bassklarinette), Sandro Blank (Saxophon), Marita Kohler (Oboe), Annatina Kull (Klarinette) und Maurus Conte (Fagott). Wer die Besetzung betrachtet, merkt schnell: Das Nexus Reed Quintett ist ein Holzbläserensemble der besonderen Art. Nicola Katz informierte, dass es solche Instrumenten-Zusammensetzungen in Ensembles erst seit rund 40 Jahren gibt. Dementsprechend sei man auch auf spezielle Arrangements von Stücken angewiesen. In der Schweiz stellt das Nexus Reed Quintett ein Unikum dar.

Düstere Serenade zum Auftakt
Ein solches Arrangement stellte «Broadway» von Luzia Von Wyl dar. Nach einem fein nuancierten, disharmonisch klingenden Beginn lud das Quintett die Zuhörer auf eine Reise durch den schrillen, ausufernden New Yorker Broadway ein, bei dem die Interpreten die ganze Bandbreite an Tongebungen ihrer Instrumente ausschöpfen konnten. Einen schroffen Gegensatz zu dieser elektrisierten Welt hatte das zahlreiche Publikum in der Tuchlaube zum Auftakt erlebt. Das Nexus Reed Quintett hatte die Serenade in C-Moll von Wolfang Amadeus Mozart dargeboten; ein Werk, das düstere Klangfarben mit einem versöhnlichen Abschluss in sich trägt. Schon von den ersten Tönen an war klar: Die ungewohnte Besetzung des Bläserquintetts bringt einen eigenartigen, warmen Klang hervor. Irgendwie schwang im klassischen Werk immer auch ein moderner Klang mit, schon fast etwas experimentelles, ohne aber Mozarts Handschrift in irgendeiner Art zu verfälschen. Wie Wellen wogte der Klang des Ensembles hin und her, ab und zu durchsetzt von einem prägnanten Einklang. Überraschend homogen tönten die Rohrblatt-Instrumente, die zusammengeknüpften (Nexus) Rohrblätter (Reed). Damit dennoch die einzelnen Instrumente ihren unverwechselbaren Klang entfalten konnten, waren die Interpreten stetig gefordert. «Die Homogenität rührt von der gleichen Klang-erzeugung der Rohrblätter her», erläutert Saxophonist Sandro Blank gegenüber unserer Zeitung. Darin liege jedoch auch die Schwierigkeit des Zusammenspiels. «Man arbeitet sehr stark daran, dass die Transparenz in der Musik gewährleistet bleibt.» Ein echtes Hörerlebnis, das schon nach dem ersten Stück einen langen, herzlichen Applaus zur Folge hatte.

Plötzlich klang es ganz anders
Die ganze Vielfalt des Programms des Nexus Reed Quintetts kam auch in George Gershwins Stück «An American in Paris» zum Ausdruck. Darin vertonte der amerikanische Komponist seine Eindrücke der Stadt an der Seine. Das Publikum konnte eintauchen in eine farbige, lebendige Welt, was etwa durch an Variétémusik erinnernde Passagen untermalt wurde. Den Abschluss des Tuchlaubenkonzertes machte Musik aus der Feder von Francis Poulenc, wobei man wieder bei der Klassik angekommen war. Das erste Tuchlaubenkonzert trug die Unterbezeichnung «classic». Und dennoch wars eben viel mehr als das – gewissermassen das Markenzeichen der Tuchlaubenkonzerte, nämlich überraschende Klänge zu bieten und eine grosse Spannbreite an musikalischen Stilen abzubilden. Da passte das kontrastreiche Programm des Nexus Reed Quintetts bestens hinein. «Das Konzert in der Tuchlaube hat Spass gemacht», sagt Sandro Blank. Er rühmt die Räumlichkeiten mit der Kombination von alt und neu als «der helle Wahnsinn». Auch die sehr kompakte und nicht zu trockene Akustik sei sehr angenehm gewesen. «Auch scheint Sempach über ein interessiertes, fachkundiges Kammermusikpublikum zu verfügen.»
Katharina Benz-Wicki vom Vorstand der Tuchlaubenkonzerte erzählte in der Pause, dass der Verein alle Interpreten, die im schmucken Konzertlokal auftreten, sich vorgängig anhört. Man müsse dabei auch den Mut und die Ehrlichkeit haben, jemandem abzusagen, wenn es nicht stimme. «Die hohe Qualität ist für uns sehr wichtig und die Musik muss in die Tuchlaube passen.» Beides war ohne jeden Zweifel beim Nexus Reed Quintett gegeben.

Schon gelesen ?

141264_141501.jpeg

Sempach

Peach Weber kommt nach Sempach

PD 04. September 2025
139991_140080.jpeg

Sempach

Hauch des Mittelalters weht durchs Städtli

Geri Wyss 15. August 2025
139674_139755.jpeg

Sempach

Wenn kreatives Problemlösen Spass macht

Geri Wyss 08. August 2025
138635_138639.jpeg

Sempach

«Quarz» verlieh Volksmusik neues Gewand 

Ramon Wolf 17. Juli 2025