«Heute führt zum ersten Mal eine neue Stimme durch die GV, ihr habt es ja so gewollt», sagte Vereins-Co-Präsident Alois Widmer humorvoll, als er die Versammelten am letzten Mittwoch zur Generalversammlung begrüsste. An der letztjährigen GV übernahm er das Amt des Co-Präsidenten von seinem Vorgänger Beat Fischer, der heuer zum ersten Mal nicht in der Rolle des Redners, sondern als Teilnehmer unter den übrigen rund 55 versammelten Vereinsmitgliedern und -freunden der GV beiwohnte. Mit Julia Rossmann befand sich ein zweites «neues» Gesicht am langen Vorstandstisch. Die 45-jährige gebürtige Solothurnerin hat vor zwei Monaten die Betriebsleitung von Jürg Hottiger übernommen und berichtete über die Entwicklungen aus dem Mütter- und Kinderhaus sowie den Tagesfamilien. Besonders erfreulich sei, dass man im vergangenen Vereinsjahr fünf Austritte aus dem Mütterhaus verzeichnen durfte: «Das sind so viele wie noch nie. Ein Austritt bedeutet für uns immer auch, jemandem geholfen zu haben, in Zukunft wieder erfolgreich selbstständig durchs Leben gehen zu können», so Julia Rossmann.
Positives Ergebnis halten können
Auch Alois Widmer erwähnte während des Rückblicks auf das Jahr 2018 einen ganz speziellen Besuch – ein fixer Punkt in der alljährlichen Terminplanung der Seevogtey: die Reise zur Schwesterngemeinschaft des Seraphischen Liebeswerks in Solothurn. «Man spürt auch heute noch eine ganz spezielle Verbundenheit, eine gegenseitige Wertschätzung und Dankbarkeit.» Rückblickend auf das vergangene Vereinsjahr berichtete er zudem von einer Zusammenkunft des Vorstands und den Mitarbeitenden der Seevogtey, um sich gemeinsam mit der Zukunft der Institution auseinanderzusetzen. Weiter dürfe man erneut auf viele tolle Anlässe wie die Beteiligung am Städtlimärt oder das Adventsfenster im Dezember zurückblicken.
Aus finanzieller Sicht zog Finanzchef René Lengacher eine positive Bilanz, konnte die Seevogtey doch das bereits im Jahr 2017 positive Ergebnis auch im vergangenen Jahr halten. «Dazu beigetragen haben die erneut sehr grosszügigen Beiträge und Spenden der Kirchgemeinden, politischen Gemeinden, des Seraphischen Liebeswerks Solothurn, des Kirchenopfers und allen übrigen Unterstützern», so Lengacher. Jahresbericht, Jahresrechnung sowie die Genehmigung des Budgets 2019 wurden allesamt einstimmig angenommen. Die Jahresbeiträge bleiben für 2020 unverändert.
Wo Fehler inexistent waren
Traktandum 8 sah die Ersatzwahl von René Lengacher vor, der, aufgrund seines Wohnortwechsels ins Tessin, nach 20 Jahren von seinem Amt als Finanzchef zurückgetreten ist. «René kennt die Seevogtey wie kein anderer. Als er im Jahr 1999 das Amt antrat, fand er keine einfache Situation vor, ein Fachmann wurde dringend gebraucht. Er hat seine Arbeit stets mit grossartigem Engagement und viel Präzision verrichtet, sodass die Revisorinnen und Revisoren nie irgendeinen Fehler finden konnten … obwohl sie das manchmal – zur Abwechslung – vielleicht gerne getan hätten», erinnerte sich Marcel Schmid schmunzelnd und ergänzte: «René wird als Teil der Seevogtey in die Geschichte eingehen.» Von der Versammlung einstimmig zum Nachfolger von René Lengacher gewählt wurde Urs Amrein vom Archehof Hildisrieden.
Einer, der den «Charre» zog
Mit Jürg Hottiger verlässt ein weiteres langjähriges Mitglied die Seevogtey. Nachdem er die Betriebsleitung bereits im März an Nachfolgerin Julia Rossmann übergab, folgte an der letztwöchigen GV die offizielle Verabschiedung, die mit unzähligen Worten des Dankes aus den Rängen der gesamten «Seevogtey-Familie» einherging, darunter auch von Gründungs-Co-Präsidentin Rosemarie Manser, die sich an Hottigers ersten Tag bei der Seevogtey zurückerinnerte: «Dass ein Mann als Betriebsleiter eingestellt wurde, gab anfänglich von verschiedenen Seiten her, vor allem aber im Mütterhaus, viel zu reden. Mit seiner einzigartigen und offenen Art machte Jürg aber schon bald über die Nachbarsgrenzen hinaus Bekanntschaft mit der Sempacher Bevölkerung. Wenn er auf die Strasse ging, kannte man ihn und er kannte einen.» Frei nach dem Motto «ein Bild sagt mehr als tausend Worte» liess sie, gemeinsam mit Co-Präsidentin Susanne Kaufmann und Co-Präsident Alois Widmer, zwölf Fotos von Jürg Hottiger auf die Leinwand projizieren – jedes symbolisch für eine seiner zahlreichen Charaktereigenschaften, für die er stets geschätzt wurde. «Jürg Hottiger war ein ‘Charrer’, der immer genau wusste, in welcher Situation es galt, die Zügel zu straffen oder sie locker zu lassen», fasste Alois Widmer zusammen.
Dass die Seevogtey ihre unverzichtbare Rolle in der Gesellschaft, ihre Werte, für die sie sich stets stark macht, und ihre unmissverständliche «Kultur des Miteinanders» auch in Zukunft weitertragen und -ausbauen wird, davon ist Jürg Hottiger überzeugt: «Die Seevogtey wird ihren Weg gehen, ohne dabei ihre Wurzeln zu vergessen. ‘Seevogtey, woher gehst du hin?’, mein Credo, das mich stets begleitet hat und, wie ich finde, treffender nicht sein könnte, möchte ich meiner Nachfolgerin an dieser Stelle weitergeben. Ich wünsche Julia und der Seevogtey alles Gute», schloss Jürg Hottiger.