Für Franz Schwegler und Bruno Stofer war der vergangene Donnerstagabend eine Derniere. Zum letzten Mal nahmen der Stadtpräsident und der Finanzvorsteher gegenüber der Gemeindeversammlung Platz. Nach zwölf respektive acht Jahren Ratstätigkeit legten die beiden CVP-Räte per 1. September ihr Amt in die Hände ihrer Nachfolger Jürg Aebi und Marcel Hurschler (beide CVP).
Künftig werden Schwegler und Stofer wieder in den Reihen der Bürger sitzen, nur einen Meter vom Tisch des Stadtrats entfernt. Ein symbolischer Perspektivenwechsel, zeigte sich Franz Schwegler überzeugt: «Dieser eine Meter bedeutet Verantwortung und Engagement. Beides dürfen wir an unsere Nachfolger weitergeben. Ihr seid uns mit viel Wohlwollen begegnet, liebe Sempacherinnen und Sempacher. Die Arbeit war keine Last, sondern hat uns Freude bereitet. Herzlichen Dank!»
Der scheidende Stapi Franz Schwegler (CVP) liess es sich nicht nehmen, beim Apéro noch einmal mit allen anzustossen. (Foto Dominique Moccand)
Preis empfangen, Finanzen saniert
Einen kleinen Vorgeschmack auf diesen Perspektivenwechsel gab es bereits am Donnerstagabend. In einer beachtlichen Videoproduktion aus der Feder von Marco Sieber liessen Schwegler und Stofer ihre Amtszeit Revue passieren, zahlreiche Weggefährten gaben ihnen ihre Wünsche mit auf den Weg. Die Zuschauer in der ersten Reihe: der Stadtrat.
«Wir dürfen langjährige Wegbegleiter verabschieden», würdigte Bauvorsteherin Mary Sidler das Engagement ihrer Ratskollegen. Die Eröffnung des sanierten Städtli, der Wakkerpreis, der Schulhausneubau, aber auch das Sanieren der städtischen Finanzen, die bei Stofers Amtsantritt Schieflage hatten, seien Höhepunkte ihrer Amtszeit gewesen.
«Wenn ich sonst vor der Gemeindeversammlung stehe, ist der Ausgang stets ungewiss, die Meinung der Bevölkerung oft gespalten. Heute ist dem nicht so», sagte Sidler, was die Anwesenden mit lang anhaltenden Standing Ovations bekräftigten.
Finanzvorsteher Bruno Stofer (CVP) konnte zu seinem Rücktritt einen guten Rechnungsabschluss präsentieren. Rund 1,7 Millionen Franken Gewinn verzeichnete die Stadt 2019. (Foto Dominique Moccand)
Stadt macht 1,7 Mio. Franken Gewinn
Die Rechnung 2019, erstmals nach HRM2, schloss für die Stadt Sempach erfreulich ab. Sie kann einen Gewinn von rund 1,7 Millionen Franken ausweisen, budgetiert war ein Verlust von ca. 220’000 Franken. Derweil stieg das Eigenkapital auf knapp 14 Millionen Franken an. Trotz zahlreicher Investitionen im letzten Jahr – Sanierung der Trefferanlage des Schiessstands Mussi, neue Laptops und Tablets für die Schüler, Kosten für die Ortsplanung, Neugestaltung des Vorbereichs der Buvette in der Seeallee – blieb die Nettoschuld pro Einwohner mit 1486 Franken ausserordentlich tief.
«In den kommenden Jahren stehen grosse Investitionen an und Covid-19 macht das Planen nicht einfacher», wagte Finanzvorsteher Bruno Stofer einen Blick in die Kristallkugel. Es sei gut, verfüge die Stadt über ein solides Eigenkapital. «Doch das allein reicht nicht. Die Finanzen benötigen künftig ein besonderes Augenmerk.»
«Wollen keinen Steuerwettbewerb»
Stofer stellte in der Folge die Finanzstrategie 2021–25 vor. Diese stützt sich auf das frühzeitige Erkennen von finanziellen Risiken, eine mittelfristig tiefe Nettoverschuldung sowie aus eigenen Mitteln zu finanzierende und deshalb gestaffelte Investitionen vor. «Der Steuerfuss soll vergleichbar bleiben mit den Gemeinden des Wahlkreises, einen Steuerwettbewerb wollen wir aber nicht», stellte Stofer klar. Trotzdem brauche es gutes Standortmarketing für ein funktionierendes Wirtschaftsumfeld in Sempach.
Als Richtwert für das Eigenkapital nannte Bruno Stofer 6,5 Millionen Franken. Steuererhöhungen kämen nur in Frage, wenn die Stadt über mehrere Jahre strukturelle Verluste einfahre.
Sie bekommen den Schweizer Pass
Die Gemeindeversammlung erteilte Fadil und Urime Limani mit Ylsa, Aleina und Eldian, Bastian und Caroline Vollstedt mit Theo und Clara sowie Antigone Shehu das Gemeindebürgerrecht.