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Bauwillige brauchen Nerven aus Stahl

Geri Wyss 17. April 2025

Amtsschimmel, Intransparenz, lange Verzögerungen, zu viele Meinungen: Glaubt man Bauwilligen im Städtli, kann man von solchem Ärger betroffen sein. Diese Zeitung beleuchtet ein paar Beispiele.

Amtsschimmel, Intransparenz, lange Verzögerungen, zu viele Meinungen: Glaubt man Bauwilligen im Städtli, kann man von solchem Ärger betroffen sein. Diese Zeitung beleuchtet ein paar Beispiele.

Die Baustelle an der Stadtstrasse 38 bis 42 ist unübersehbar. Die Remimag Gastronomie AG, zu der auch das italienische Restaurant Una Storia della vita gehört, saniert die drei Gebäude komplett. So werden etwa im Erdgeschoss die Wände herausgebrochen, um das Restaurant zu vergrössern und die Räume zu erhöhen. Mitte 2026 soll dann das Una Storia nach mindestens sechsmonatiger Schliessung wieder öffnen, nach wie vor als italienisches Restaurant mit etwa gleich vielen Sitzplätzen, aber mit neuem Gastrokonzept. Aktuell ist das «Una Storia» nach wie vor offen und schliesst erst im Januar 2026. «Wir werden ein komplett neues Erlebnis bieten», sagt Florian Eltschinger, Co-Geschäftsleiter der Remimag.

Langjähriges Hin und Her

Die Pläne, die Gebäude an der Stadtstrasse 38 bis 42 (mit dem «Una Storia») umfassend zu sanieren, reichen bis ins Jahr 2012 zurück. Seither ist es zu einem Hin und Her zwischen der Remimag und einem stetig wechselnden Begleitgremium seitens der Stadt, beziehungsweise dem Bauamt gekommen, bei dem es um die korrekte Umsetzung der Baupläne geht. Viel Papier und jahrelanger Mailverkehr, die der Redaktion vorliegen, zeugen davon. Wenn Remimag-Co-Geschäftsleiter Florian Eltschinger darauf zu sprechen kommt, kochen schnell mal Emotionen hoch. Es seien wiederholt Pläne zur Überarbeitung zurückgewiesen worden, ohne aber, dass genau gesagt worden wäre, was man genau wolle, kritisiert er. «Man hat einfach neue Vorschläge gefordert, an denen sich die Architekten die Zähne ausgebissen haben.» Auch hätten sich die Stellen teilweise widersprochen. Und im Bauamt sei es zu ellenlangen Verzögerungen gekommen. «Wir haben mehrfach Auskünfte darüber verlangt, was wir genau tun müssten, und teilweise über Monate einfach keine Antwort bekommen», enerviert sich Florian Eltschinger.

Mühe mit Argumenten

So habe er etwa nicht nachvollziehen können, warum er mit Verweis auf den Ortsbildschutz keine Dachfenster habe anbringen dürfen. «Man sieht diese ja von nirgends her, wenn man durchs Städtli geht», betont Florian Eltschinger. Nun sei aber gleich hinter der Zehntenscheune ein Bau entstanden, der sich überhaupt nicht ins Ortsbild einfüge, knapp 100 Meter Luftlinie vom «Una Storia» entfernt. «Das versteht niemand mehr.» Weiter habe die Stadt beim Remimag-Projekt eine Dachlukarne zwar letztlich gutgeheissen, aber die Breite bemängelt. «Statt 27,5 Zentimeter durfte sie nur 20 Zentimeter breit sein. Auf die Isolation angesprochen, sagte man mir lediglich, es gäbe schon Möglichkeiten, etwa ganz dünne Folien einer Vakuumdämmung, die in der Raumfahrt eingesetzt würden.»

Keine Kostentransparenz

Weiter habe er von der Stadt transparente Angaben über die Baukostenabrechnung der Stadt verlangt, insbesondere zu den bisher angefallenen Aufwänden der Ortsbildkommission und der Stadt zu diesem Projekt. «Bis heute warte ich auf eine Antwort», beklagt sich Florian Eltschinger. Dabei läge es letztlich am Interesse aller Steuerzahlenden, den lähmenden Amtsschimmel zu beenden. «Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein offenzulegen, wer für welche Leistungen wie viele Stunden aufgewendet hat.» Es sei ihm bewusst, dass auch die Remimag eine Mitschuld am langen Prozess trage, weil man mehrmals den Architekten habe auswechseln müssen, fügt er selbstkritisch an. «Doch ich möchte erreichen, dass im Städtli ein einfacheres und effizienteres Bauen möglich wird.» Florian Eltschinger ist der Meinung, dass nicht zuerst die Regeln aufgrund theoretischer Annahmen in langwierigen Prozessen erstellt werden sollten, sondern möglichst schnell eine Baufreigabe erwirkt werden soll, um am Bau in Symbiose zwischen Architekten, Bauherrschaft, Bauamt und Denkmalpflege ein Projekt zur Zufriedenheit aller zu erstellen. «Dies würde enorm viel Zeit, Geld, auch Steuergeld, und Nerven sparen.»

Hohe Zusatzkosten

Der ehemalige Sempacher Stadtpräsident Franz Schwegler hat im Herbst 2020 mit der Planung eines Umbaus der alten Städtlikäserei an der Oberstadt 21 begonnen, mit dem Ziel, familienfreundlichen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Im 2. Stock sollte eine Wohnung mit einem kleinen Balkon in Richtung Zehntenscheune entstehen. Und die bereits bestehende Wohnung sollte ebenfalls erneuert werden mit einem kleinen Balkon Richtung Hexenturm. Doch das Bauamt lehnte ab mit der Begründung, die Dachlandschaft und das historische Gebäude würden auf diese Weise zu stark beeinträchtigt. Es empfahl einen gemeinsamen Balkon für beide Wohnungen zur Oberstadtstrasse hinaus. «Das zog enorm hohe, zusätzliche Planungskosten nach sich», blickt Franz Schwegler zurück.

Günstiger Wohnraum unmöglich

Dann habe die Denkmalpflege aber ihr Veto gegen den Balkon Richtung Stadtstrasse eingelegt. Die Folge war ein ständiges Hin und Her zwischen dem Bauamt, der Denkmalpflege und der Bauherrschaft. Auch habe man sehr viele Auflagen erfüllen müssen, etwa die Anfertigung eines Gipsmodells oder Nachforschungen im Stadtarchiv, um aufzuzeigen, wie sich die Bausubstanz während der letzten 40 Jahre entwickelt habe. «Nach gut vier Jahren haben wir die Baubewilligung mit dem Balkon auf der Seite der Stadtstrasse schliesslich erhalten.» Die Erleichterung bei Franz Schwegler ist hörbar, dennoch sagt er: «Wir sind jetzt im Dilemma, weil Planung und Umsetzung neu mit 1,3 Millionen veranschlagt werden, statt der knapp 500’000 Franken des ursprünglichen Projekts. Allein die Architektur- und die nun nach Erteilung der Baubewilligung in Rechnung gestellten Verwaltungskosten betragen zusammen über 100’000 Franken.» So sei es schlicht nicht möglich, günstigen Wohnraum zu schaffen. «Und wenn ich hinüber zum Stadtweiherareal blicke und den ersten Neubau dort sehe, werden jene Argumente, die man bei unserem Projekt ins Feld geführt hat, zur Farce.» 

Denkmalpflege kann hemmend sein

Weitere Beispiele  Die Sempacher Kirchgemeinde hatte Mühe mit dem Vorgehen der kantonalen Denkmalpflege im Zusammenhang mit dem soeben abgeschlossenen Innenumbau der Kirche St. Stefan. Kirchgemeindepräsident Josef Muff sagt, zu Beginn habe man den Eindruck gehabt, dass die Denkmalpflege am liebsten gar keine Veränderungen zulassen möchte. «Doch wir wollten eine Kirche schaffen, die auf die heutigen Bedürfnisse zugeschnitten ist und auch mehr Flexibilität zulässt, etwa für kulturelle Veranstaltungen. Wir mussten lange kämpfen und brauchten viel Schnauf und Nerven, bis die Denkmalpflege unsere Vorstellungen im Grossen und Ganzen akzeptierte.» Während dieses Prozesses seien leider manchmal auch widersprüchliche Signale von der Denkmalpflege gekommen, welche unnötig Zeit hätten verstreichen lassen.

Pfarreileiter Franz Zemp verdeutlicht, dass sich Diskussionen hauptsächlich um die Kirchenbänke und im Besonderen um die Doggen (Abschlüsse) gedreht hätten, sowie um die Möblierung im hinteren Teil der Kirche. «Wir mussten letztlich auch eine elfte Bankreihe statt unseren geplanten zehn realisieren. Das zog grössere Zusatzkosten nach sich.»

Gegenwärtig liegt eine Planänderung des Korporationshauses an der Stadtstrasse 54 öffentlich auf. Die Bauherrschaft plant eine Sanierung des 1906 erstellten Riegelbaus eingangs des Städtlis links vom Luzernertor. Diese Planänderung sieht den Einbau eines Lifts vor, der in der Vergangenheit bereits zweimal ein Thema gewesen war, jedoch bisher nicht bewilligt worden war, weil die Gebäudehülle beeinträchtigt worden wäre. Mit dem dritten Projekt ist der Lift äusserlich nicht mehr sichtbar, was das Ortsbild belässt, wie es sich heute präsentiert. WY

Besondere Sorgfalt

Bauen im Städtli  Wer im Städtli Sempach, das im Bundesinventar schützenswerter Ortsbilder (Isos) aufgeführt ist, bauen will, muss erhöhte Anforderungen erfüllen. Bei der Stadt und bei der Denkmalpflege wird dabei besondere Sorgfalt verlangt, damit sich Neu- und Umbauten in das Ortsbild einfügen und historische Bausubstanz erhalten werden kann. Als Grundlagen dienen der Städtlirichtplan und die Richtlinien begleitete und qualitätssichernde Verfahren. WY

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