Rund eine Gehminute vom Bahnhof entfernt, an der Sempachstrasse 9, betreibt Roman K. Abt gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Susanne Schmieden einen Laden. «Alter Ego» legt im Sortiment den Fokus auf die Fachgebiete Architektur, Philosophie und Kunst – und füllt damit eine bestimmte Nische. «Wir haben das Angebot nach dem Umzug erweitert, mehr Belletristik und zum Beispiel Kinderbücher aufgenommen», erzählt Abt. Dennoch sei sich «Alter Ego» am neuen Standort weiterhin am Etablieren, sodass der Laden in der Region Fuss fassen könne. «Es handelt sich nicht um einen Markt, der prinzipiell wächst, zumindest nicht in der Vielfalt», hält Abt fest. Die Laufkundschaft beschere «Alter Ego» höchstens einen marginalen Teil des Umsatzes. «Wir beliefern den Shop im Kunstmuseum Luzern. Ausserdem beziehen diverse Bibliotheken ihre Neuanschaffungen von uns. Mit der Jazzkantine Luzern haben wir eine Vereinbarung. Jene Kunden, die uns noch von der Zeit in Luzern treu geblieben sind, können ihre Bücher dort abholen», so Roman K. Abt.
Lesekreis gegründet
Spezielle Angebote am neuen Standort in Sempach Station umfassen unter anderem einen Lesekreis. «Alle drei bis vier Wochen treffen sich die Mitglieder dieses Lesekreises hier im Laden und besprechen spezifische Werke aus der Fach- oder Wissenschaftsliteratur», erzählt Abt. Er könne sich auch gut vorstellen, die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, wenn andere Gruppen etwas Ähnliches starten wollten.
Landwirt und Buchhändler
Buchhändler und Landwirt – eine Kombination, welche man selten antrifft. Wie bringt Roman K. Abt diese Tätigkeiten unter einen Hut? Schliesslich hat man als Landwirt sprichwörtlich nie Feierabend. «Als Buchhändler auch nicht», lacht Abt. «Wie immer, wenn man mehrere Sachen parallel macht, ist es eine Organisationsfrage. Man muss sowohl bei der Landwirtschaft als auch im Buchhandel für diese Bereiche brennen. Das macht niemand des Geldes wegen, sondern weil einem diese Sachen am Herzen liegen.» Dementsprechend seien eigene Interessen gelegentlich bei Neuanschaffungen ausschlaggebend. «In der Zentralschweiz sind wir eine der ersten Buchhandlungen, die feministische Themen behandelt. Fragen wie, ‘was ist eigentlich mit dieser Identitätspolitik?’ oder ‘wie sieht ein zeitgemässer Feminismus aus?’ finde ich dabei sehr spannend», hält Roman K. Abt fest. Auch in der Architektur liege sein Interesse in erster Linie auf der gesellschaftlichen Komponente, wie eine verbaute Umwelt beispielsweise das gesellschaftliche Zusammenleben beeinflusse. «Solche gesellschaftsrelevanten Themen sollten im aktuellen Kontext betrachtet werden. Ich würde sagen, das zeichnet ‘Alter Ego’ aus, dass wir diesbezüglich keine Scheuklappen anhaben», so Abt.
«Anlesen» erlaubt
Die Ladenräume präsentieren sich in typischer Buchhandlung-Manier mit zahlreichen, bis auf den letzten Platz mit Büchern gefüllten Regalen bis unter die Decke. Gleichzeitig sorgen die grossen Schaufenster für viel Licht und zwei Jean-Nouvel-Sessel laden zum Verweilen ein. «Die Buchhandlung ist auch ein Begegnungsort», betont Roman K. Abt. Eine Buchhandlung sei nicht interessant, wenn man bereits im Voraus genau wisse, was man haben will. Das Stöbern und Entdecken mache doch einen Grossteil des Einkauferlebnisses aus. Dementsprechend hält Abt fest: «Hier darf man sich umschauen und die Bücher auch mal ‘anlesen’.»