Im ehemaligen und heute leer stehenden Bürogebäude der Suisag in der Allmend 8 besteht seit Oktober 2022 eine Asylunterkunft. Bis am Mittwoch, 4. Juni (nach Redaktionsschluss), lag ein Baugesuch zur Verlängerung derjenigen ab dem 1. Juli 2025 bis 30. September 2026 öffentlich auf. Seit Beginn sind darin Familien aus der Ukraine mit dem Schutzstatus S in diesem sogenannten Minimalzentrum (siehe Kasten) untergebracht. Laut Auskunft von Stadträtin Tanja Schnyder, Ressort Soziales und Bildung, bietet das Gebäude Platz für maximal 50 Personen.
Plätze unterschiedlich belegt
Seit Inbetriebnahme war die Unterkunft belegt, jedoch mit stark schwankenden Zahlen. Dies hat damit zu tun, dass der Bund Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich an die Kantone zuweist, welche er danach auf die Unterkünfte in den Gemeinden verteilt. Erste Station der geflüchteten Menschen ist eine kantonale Kollektivunterkunft, zu denen auch das besagte Minimalzentrum gehört. Der Kanton kann je nach Situation aber auch eine Veränderung bei einer Unterkunft ins Auge fassen.
Nothilfezentrum war Thema
Das war auch in der Allmend 8 der Fall gewesen, wie Tanja Schnyder auf Anfrage erklärt: «Aufgrund der steigenden Zahl an Nothilfebeziehenden im Asylbereich machte sich der Kanton Luzern kurzzeitig Überlegungen, die Unterkunft in Sempach als Nothilfezentrum zu führen.» Dies hätte bedeutet, dass auch Menschen aus anderen Ländern als der Ukraine in Sempach platziert worden wären. «Über die Rahmenbedingungen einer allfälligen Umnutzungsbewilligung haben sich die Stadt Sempach und der Kanton Luzern längere Zeit ausgetauscht», sagt Tanja Schnyder. Im Baugesuch ist aber weiterhin von einer Familienunterkunft die Rede. «Es werden weiterhin nur Menschen aus der Ukraine untergebracht.» Anders formuliert: Die Stadt war somit nicht damit einverstanden, dass ein Nothilfezentrum in der Allmend 8 hätte entstehen können.
Erste Integrationsmassnahmen
Gemäss Tanja Schnyder hat es bisher in und um das Minimalzentrum bezüglich der Sicherheit nie Probleme gegeben. Mitarbeitende der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen des Kantons (DAF) betreuen von 8 bis 17 Uhr die Menschen in der Allmend 8. Ausserhalb der Bürozeiten kommt nach Bedarf ein Pikettdienst zum Einsatz. Auch finden regelmässig Patrouillen durch das Team Sicherheit und Prävention der DAF statt.
Die Bewohnenden selber sind in den Betrieb der Unterkunft eingebunden. So helfen sie etwa bei der Reinigung und bei Unterhaltsarbeiten mit. Die Menschen aus der Ukraine besuchen weiter erste Integrationsmassnahmen wie Deutschkurse und Basisinformationskurse. Dabei werden sie auch von Freiwilligen der Aktionsgruppe Asyl Sempach Agas unterstützt, die ihrerseits ebenfalls Betreuungsaufgaben übernehmen. «Dieses Engagement ist in Ergänzung zu den staatlichen Leistungen sehr wertvoll», sagt Tanja Schnyder, «insbesondere, wenn es um Bedürfnisse von Kindern geht.» Die Kinder und Jugendliche besuchen übrigens die Schulangebote Asyl des Kantons und nicht die öffentliche Volksschule.
Ungenügende Kommunikation?
Im Umfeld der Freiwilligen der Agas war auch schon zu vernehmen, dass Asylsuchende, die man betreut habe, plötzlich ohne Vorankündigung nicht mehr in der Unterkunft gewesen seien. Tanja Schnyder räumt ein, dass die Kommunikation seitens des Kantons nicht in jedem Fall optimal ablaufe, äussert aber auch Verständnis dafür. «Die Zuweisungen des Bundes erfolgen mit einem Tag Vorlauf. Die DAF entscheidet danach aufgrund der Vorankündigung des Bundes, in welches Zentrum Neuankommende platziert werden.» Im Normalfall komme dafür als Erstes ein Durchgangszentrum zum Zuge.
Sofern möglich – wenn sichergestellt sei, dass die Personen keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung benötigten – werde dann eine Triage in ein Aufenthalts- oder Minimalzentrum vorgenommen. Das geschehe in der Regel ohne Absprache mit den Gemeinden, macht Tanja Schnyder eine auf den ersten Blick erstaunliche Aussage. «Im Falle von Veränderungen in Zentren informiert die DAF aber die Standortgemeinden.» Eine solche wäre die Umnutzung der Asylunterkunft in der Allmend 8 in ein Nothilfezentrum gewesen, welche letztlich nicht zustande gekommen ist. Gebe eine Gemeinde keine Bewilligung für eine Asylunterkunft, sei diese vom Tisch, so Tanja Schnyder.
Diese Unterkünfte gibt es
Asylzentren Die Asylunterkunft in der Allmend 8 ist ein Minimalzentrum (MZ). Diese sind für 50 bis 80 Plätze ausgerichtet. Grundsätzlich können in einem MZ alle Nationalitäten untergebracht werden. Dass es in Sempach nur Geflüchtete aus der Ukraine mit dem Schutzstatus S sind, ist auf den Wunsch der Stadt Sempach zurückzuführen. Im MZ Fischbach hingegen leben beispielsweise alleinstehende Männer.
Nothilfeunterkünfte, wozu auch ein Nothilfezentrum zählt, beschreiben Unterkünfte, die zur Unterbringung von Personen in der Asyl-Nothilfe dienen, also Personen mit negativem Asylentscheid, welche die Schweiz verlassen müssen. Bei solchen Unterkünften fallen die Integrationsmassnahmen im Zentrum weg.