Skip to main content Skip to page footer

Suchformular

Anmeldung wird geprüft

Jetzt soll das Sempacher Stimmvolk entscheiden

Franziska Haas 23. Oktober 2025

Das Sempacher Stimmvolk darf am 30. November über die Gemeindeinitiative zur Erschliessung Allmend abstimmen. Der Stadtrat empfiehlt die Initiative zur Ablehnung. Diese Zeitung lässt das Initiativkomitee zu Wort kommen.

Das Sempacher Stimmvolk darf am 30. November über die Gemeindeinitiative zur Erschliessung Allmend abstimmen. Der Stadtrat empfiehlt die Initiative zur Ablehnung. Diese Zeitung lässt das Initiativkomitee zu Wort kommen.

Das Initiativkomitee um die beiden Familien Erni (Benziwinkel) und Schmid (Friedheim) hat im Sommer 2024 die Gemeindeinitiative «Erschliessung Allmend: Wohnzonen und Schulwege befreien vom Gewerbeverkehr» beim Stadtrat eingereicht. Dieser hat sich mit den aktuellen Rahmenbedingungen befasst und empfiehlt die Initiative zur Ablehnung. Seine Argumente dafür erläuterte der Stadtrat bereits in einer früheren Ausgabe dieser Zeitung (siehe Ausgabe vom 18. September).

Verkehrsgutachten liefert Zahlen

Dass der Stadtrat die Initiative zur Ablehnung empfiehlt, überrascht das Komitee kaum. Der Stadtrat stützt sich dabei auf ein Verkehrsgutachten im Auftrag der Stadt Sempach, welches im September von einem Ingenieurbüro erstellt worden war. Die Verfasser erklären in ihrem Fazit, dass eine neue Erschliessung des Gebiets Allmend über den zu erwartenden Mehrverkehr durch die Gewerbe- und Siedlungsentwicklung nicht begründet werden kann.

Das sieht das Initiativekomitee anders: Wie auch in der Analyse hervorgeht, hat der Verkehr in den letzten zehn Jahren merklich zugenommen. Bereits 2015 wurde an drei verschiedenen Standorten entlang der Gotthard- und Hültschernstrasse (Hültschern, Abzweigung Benziwinkel-Quartier und Allmend) die Verkehrsbelastungen erhoben. Damit sollen drei Teilbereiche abgedeckt werden: der Verkehr für die Wohnquartiere (Standort Hültschern), der Verkehr für das Gewerbe Allmend (Standort Benziwinkel) und der Durchgangs-/ Schleichverkehr Richtung Gritzenmoos (Standort Allmend). «Diese Differenzierung ist wichtig, damit wir die Zahlen korrekt einordnen können», erklärt der verantwortliche Stadtrat Marcel Hurschler.

Starke Verkehrzunahme

Die Verkehrsbelastungen wurden während einer Woche im Juni erhoben. Das Gutachten zeigt eine starke Zunahme: An den Standorten Benziwinkel und Allmend nahm der Tagesverkehr um rund 70 Prozent zu, in der Abendspitze verdoppelte er sich. Am Standort Hültschern ist eine Erhöhung von 30 Prozent zu erkennen. Nach Einschätzungen der Stadt Sempach hing der markante Anstieg des Verkehrsaufkommens mit der über längeren Zeit bestehenden Baustelle an der Luzernerstrasse zusammen. «Die Umfahrung über die Allmend war für viele eine attraktive Alternative», erklärt Hurschler.

Ebenfalls erhoben wurde der Anteil an Lastwagen. «Uns wurde vor Einsicht ins Gutachten gesagt, dass weniger Lastwagenfahrten registriert wurden als 2015», erzählt das Initiativkomitee. Der prozentuale Anteil der Lastwagen am Gesamtverkehr ist gesunken. Da der Gesamtverkehr aber gestiegen ist, hat die absolute Zahl der Lastwagen zugenommen. Am Beispiel des Standorts Benziwinkel bedeutet das, dass rund 50 Prozent mehr Lastwagen durch das Gebiet fahren als noch 2015.

Altes Anliegen erhält neuen Schub

Die Familien Erni und Schmid sind nach der kantonalen Abstimmung zur Zivilschutzanlage im März 2024 das Thema mit der Initiative angegangen. Das Initiativkomitee wurde mit seinem Anliegen in den letzten Jahren immer wieder vertröstet. Das Thema einer separaten Erschliessungsstrasse für die Gewerbezone Allmend besteht bei Anstössern und der Bevölkerung seit mehreren Jahrzehnten. Auch ist die Allmend-Erschliessung seit vielen Jahren im kantonalen Richtplan verankert. «Es sei kein öffentliches Interesse vorhanden, um eine neue Erschliessungsstrasse zu schaffen», erklärt Ursula Erni. «Es wurden Dinge versprochen, die nie umgesetzt wurden – etwa bauliche Massnahmen mit Blumentöpfen in der 30er-Zone», erzählt Simone Schmid. Die Gestaltungsmassnahmen der Gotthardstrasse stehen im Verkehrsrichtplan, welche die Stadt 2021 verabschiedet hat. 

Schaut man die Entwicklungsszenarien an, welche das Verkehrsgutachten berechnet hat, gelangt die Gotthardstrasse bei einer langfristigen Überbauung der Wohngebiete Friedheim und Benziwinkel in den Bereich der Belastbarkeitsgrenze. Deshalb müsse man dann die Fahrbahn verbreitern.

Mit dem Ja zur Erneuerung und dem Ersatzneubau des kantonalen Zivilschutzzentrums und dem längerfristig geplanten Ausbau zum Bundeszentrum sei das öffentliche Interesse nun vorhanden, ist das Initiativkomitee überzeugt. Durch dieses Grossprojekt werde das Gebiet stärker genutzt und brauche deshalb eine bessere Verkehrserschliessung, wozu auch ein Anschluss an den öffentlichen Verkehr gehöre.

Strasse hat viele Nutzende

«In der aktuellen Debatte wird das Velo oft aussen vor gelassen», sagt Philipp Erni. Die Strecke von Sempach Richtung Luzern ist Teil einer nationalen Veloroute. Velos, Fussgänger, Jogger, Familien mit Kinderwagen und Pferde teilen sich das Trottoir. Gerade an schönen, sonnigen Tagen wird das Naherholungsgebiet mit dem Allmendwald oder den Weg zum Steinibühlweiher von der Bevölkerung rege genutzt. «Ich habe schon einige Male Ausweichmanöver beobachtet, die aufgrund Tempo, Risikobereitschaft und schlechter Sicht gefährlich waren», erzählt Philipp Erni.

Ebenfalls ist ein sicheres Queren der Fahrbahn zwischen Kreisel Ebersmoos und Gewerbezone Allmend nur an einem Fussgängerstreifen möglich. Dieser wird täglich von Schülern genutzt, befindet sich aber an einer «unübersichtlichen Stelle in der 30er-Zone», heisst es seitens des Komitees.

Aufforderung zum Abstimmen

Für das Initiativkomitee ist klar: Die Abstimmung Ende November ist die letzte Chance, etwas an der momentanen Situation zu ändern. Gemäss Aussagen des Stadtrats gegenüber dem Komitee soll eine mögliche Erschliessungsstrasse bei Ablehnung der Initiative aus dem Verkehrsrichtplan gestrichen werden.

«Wir wissen nicht, wo und in welchem Ausmass diese Erschliessungsstrasse genau durch führen würde. Wobei es unserer Meinung nach sinnvoll wäre, die bestehende Strasse via Schwarzlachen zu nutzen, um sparsam mit allen Ressourcen umzugehen», sagt Simone Schmid. Ein Ja sei erst der Auftrag, das Thema genauer zu prüfen – noch kein konkretes Bauprojekt. «Dass der Stadtrat ohne konkretes Projekt bereits Kosten kommuniziert, ist für uns nicht nachvollziehbar und unseres Erachtens irreführend», so Schmid.

Bei der Unterschriftensammlung für die Initiative seien die beiden Familien auf viel positives Echo gestossen. «Wir waren erstaunt, wie viele dieses Thema bewegt, von allen Generationen und Quartieren in Sempach», erzählt Ursula Erni. Die Strasse werde von vielen genutzt, ob gelegentlich für einen Spaziergang oder täglich zur Arbeit. Dass die Verkehrslage für einen Schulweg und viele weitere Nutzende zu gefährlich sei, sei für viele klar. Natürlich ist dem Komitee bewusst, dass der Vorstoss nicht überall gut ankommt und es immer zwei Seiten gibt. «Am Schluss würden wir uns einfach darüber freuen, wenn die Stimmbeteiligung für die Initiative gross ist», findet Philipp Erni einen schönen Schlusssatz.