«Liebe Romantikerinnen und Romantiker», begrüsste Gaby Kindler, welche das Konzert moderierte, die Anwesenden, widmete sich der Kirchenchor Neuenkirch an diesem Konzert doch ganz den Werken der romantischen Epoche. Passend war das gut gefüllte Pfarreiheim Neuenkirch auch festlich geschmückt mit grünem Buschwerk auf der Bühne und zahlreichen bunten Blumensträussen auf den Tischen – einzig Novalis’ blaue Blume suchte man umsonst.
Charmante Moderation
Unter der Leitung von Stefan Bucher startete der Chor mit drei Liedern von Johannes Brahms. «Brahms galt als Perfektionist. Er sagte einmal: ‘Es ist nicht schwer zu komponieren. Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen’», erzählte Gaby Kindler. Immer wieder wartete sie zwischen den einzelnen Stücken mit Eckdaten zu den einzelnen Komponisten und Komponistinnen, der einen oder anderen Anekdote oder Zitaten auf und schaffte damit auf charmante Weise, diese schon längst vergangene Zeit und ihre Akteure und Akteurinnen lebendig erscheinen zu lassen. So beispielsweise auch beim nächsten Stück, «Zigeunerleben» von Robert Schumann, welcher in bester romantisch-ironischer Manier gesagt haben soll: «Um zu komponieren, braucht man sich nur an eine Melodie zu erinnern, die noch niemandem eingefallen ist.»
Vielseitige Palette
Während manche Lieder a cappella vorgetragen wurden, lieferte der Pianist André Ducommun bei anderen die Klavierbegleitung. Die Romantik ist eine vielseitige Epoche voller Ambivalenzen und Widersprüchen und ebenso variabel stellt sich ihre Musik dar. Mal fröhlich und beschwingt, hin zu schwärmerisch-sehnsuchtsvoll, konnte schon das nächste Stück schwermütig und düster anmuten. Thematisch liess sich in den Liedtiteln und -texten ein typisch romantisches Motiv besonders häufig antreffen, nämlich die Hinwendung zur Natur und konkret der Wald als Sehnsuchtsort, was sich in der Dekoration des Pfarreiheims passend widerspiegelte.
Nebst Brahms und Schubert wurden dem Publikum Lieder von Fanny Hensel-Mendelssohn, Max Reger, Josef G. Rheinberger, Othmar Schoeck und dem jüngeren Bruder von Fanny Hensel-Mendelssohn, Felix Mendelssohn, präsentiert. Diese Formulierung darf für einmal erlaubt sein, war doch Fanny Hensel-Mendelssohn, wie Gaby Kindler festhielt, aufgrund ihres Geschlechts ein Leben lang «nur die Schwester ihres Bruders».
Lieder und Klavierstücke
Während einige Lieder vom Kirchenchor gesungen wurden, standen bei anderen kleinere Formationen auf der Bühne, namentlich die Singgruppe sowie der Frauenchor. Neben den Liedern sorgte André Ducommun gegen Ende der Veranstaltung mit drei Klavierstücken von Johannes Brahms für Abwechslung, welche aufgrund des begeisterten Applauses des Publikums noch durch ein viertes ergänzt wurden.
«Auch in Neuenkirch gibt es lauschige Plätze, an welchen der Geist der Romantik spürbar ist. Bleibt doch aber trotzdem lieber noch einen Moment hier für ein Glas Wein oder ein Bier», wurden die Anwesenden am Ende zum Verweilen eingeladen.