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Kolumne: Beckenrandnotizen

Gaby Kindler 25. August 2025

Mit dem Sommer kommt die Badizeit. Gaby Kindler erzählt von einem «unfriendly takeover», «Testosteron-Bomben» und aufmerksamen Bademeistern. Eine Kolumne.

Mit dem Sommer kommt die Badizeit. Gaby Kindler erzählt von einem «unfriendli takeover», «Testosteron-Bomben» und aufmerksamen Bademeistern. Eine Kolumne.

Der Sommer ist zurück – und damit einhergehend die Lust nach Abkühlung. Jedes Jahr im August sind wir in deutschen Landen unterwegs und tauchen an heissen Tagen gerne in den einheimischen Schwimmbädern auf – bzw. ab. Die damit verbundenen «Gleitzeiten» werden auch von uns Pensionierten sehr geschätzt. Während der eigenen körperlichen Ertüchtigung kann man die reichhaltige Mannigfaltigkeit der Badegästetypologie unauffällig beobachten (allfällige Übereinstimmungen in öffentlichen schweizerischen Einrichtungen sind in keinster Weise beabsichtigt – und rein zufällig):

Wenns in der eigenen Bahn zu wenig Platz hat, kennen die sogenannten «Kampfschwimmer» nix. Mit einem eher «unfriendly takeover» beglücken sie uns Langsamschwimmer ungefragt mit Butterfly-Tsunamis, Rückenschwimmer-Bugwellen oder unkoordiniert zuckenden Extremitäten im «Freestyle-Crawl». Da sind einem die Rentnergruppen auf ihren bunten Nudeln richtig sympathisch. Die vergessen zwar manchmal (die deutsche Bahn lässt grüssen!) vor lauter Schwatzen den nächsten Zug – doch sie lassen sich problemlos überholen.

Vom benachbarten Sprungturmbecken spritzen einige «Testosteron-Bomben» bis zu uns rüber – lautstark kommentiert von einer Truppe Puber-Tiere, die es drauf anlegt, sich gegenseitig mit immer waghalsigeren Varianten zu übertrumpfen. Das wird sogar den dekorativen weiblichen «Randfiguren» zu bunt und sie ziehen mit ihren stylischen, ultraknappen «Trockendock-Bikinis» von dannen.

Plötzlich springen ein paar Kleinkinder mit Schwimmflügeli von der Seite ins tiefe Becken und japsen wild um sich rudernd nach Luft. Den entsprechenden Warnhinweis konnten sie wohl noch nicht lesen. Der Bademeister sammelt sie auf und führt sie ihren Eltern zu, die allesamt am Handy vertieft den Verlust ihrer Sprösslinge noch nicht bemerkt haben.

Etwas später kommen ältere Kinder auf dieselbe Idee und springen ins tiefe Nass. Den entsprechenden Warnhinweis haben sie möglicherweise auch nicht gelesen – jedoch kurzerhand abmontiert und hinter den nächsten Busch geworfen. Auch hier rettet der Bademeister die deutsche Ordnung und nimmt sich die Übeltäter zur Brust. Sie müssen die Schilder wieder anbringen, die Papierkörbe leeren und zehn Minuten auf der «Strafbank» verbringen. Es wirkt. Nachahmungstäter gibt es an diesem Nachmittag keine mehr.

Aufmerksame und pädagogisch begabte Bademeister sind die «Helden dieser Tage». Sie sollten ihre Augen überall und die Lage jederzeit im Griff haben. Sie müssen mit allen Wassern gewaschen sein, die Schwimmbadregeln täglich hundertmal erklären – zwischen den Generationen vermitteln, aber immer freundlich bleiben. Liederliche Typen haben in diesem Berufszweig keine Chance. Ausser dem Bademeister von Winningen – der ist sozusagen Kult. Seine gereimte Durchsage  – eine Viertelstunde vor der abendlichen Schliessung – singt er nämlich fröhlich durchs Mikrofon.

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