Skip to main content Skip to page footer

Suchformular

Anmeldung wird geprüft

Praxis hat neuen Gatekeeper

Geri Wyss 17. Mai 2025

Nach 28 Jahren beendet Dr. med. Pius Müller Ende September seine Arbeit als Hausarzt. Der 69-Jährige legt seine Praxis Sempach in die Hände von Dr. med. Lukas Brander. Was bleibt, ist das klassische Verständnis des Hausärzteberufs.

Nach 28 Jahren beendet Dr. med. Pius Müller Ende September seine Arbeit als Hausarzt. Der 69-Jährige legt seine Praxis Sempach in die Hände von Dr. med. Lukas Brander. Was bleibt, ist das klassische Verständnis des Hausärzteberufs.

Man darf sie durchaus als Exotin bezeichnen, die Praxis Sempach in der Felsenegg 2. Hier arbeitet mit Dr. med. Pius Müller ein Hausarzt, der sich nach eigenen Aussagen lieber genügend Zeit für die Gespräche mit den Patientinnen und Patienten nimmt und dafür deren Anzahl tendenziell etwas tiefer hält. «Ich war nie ein Massenabfertiger.» Auch habe er immer auf eine schlanke und effiziente Organisation der Praxis geachtet. Und wenn er Ferien machen wollte, waren die Praxistüren geschlossen. Heute trifft man in der Hausarztmedizin jedoch vielerorts Gruppenpraxen an, in denen mehrere Ärzte überwiegend in Teilzeitpensen arbeiten. «Für mich ist und war immer klar, dass ich 100 Prozent arbeite. Und Abend- und Wochenendeinsätze gehörten für mich selbstverständlich dazu, solange ich notfalldienstpflichtig war», macht er deutlich.

Arzt und Unternehmer

Das wird sich auch ab Anfang Oktober nicht ändern, wenn Pius Müller seine Tätigkeit als Sempacher Hausarzt beendet. Dann übernimmt der in Neuenkirch wohnhafte Dr. med. Lukas Brander das Ruder. Dass er die Praxis Sempach weiterführen wird, habe damit zu tun, dass er grundsätzlich ein unternehmerisch denkender Mensch sei und die Herausforderung, die sich ihm hier biete, mit Freude und Motivation anpacken wolle, sagt Lukas Brander. «Wir verstehen uns auch menschlich gut und denken sehr ähnlich über den Hausärzteberuf.» Auch für ihn seien die Hausärzte eigentliche Gatekeeper, die für Patientinnen und Patienten in allen medizinischen Fragen primäre Ansprechpersonen seien, sie im komplexen Gesundheitsumfeld berieten und gemeinsam entschieden, welche medizinischen Leistungen sinnvoll seien und welche man allenfalls auch weglassen könne.

Zeiten haben sich geändert

Hört man den beiden Ärzten zu, mag man beinahe von einer Nostalgie an längst vergangen geglaubte Tage angehaucht werden, in der eine lange und ausführliche Anamnese selbstverständlich war und der Hausarzt vielleicht sogar noch etwas als Lebensberater amtete. Die gesundheitspolitische Tendenz sei heute aber eine andere, fügt Lukas Brander mit Blick auf die Schliessung der hausärztlichen Notfallpraxis im Spital Sursee an. Gleichzeitig mahnt er aber auch, die heutigen Erwartungen von jungen Medizinerinnen und Medizinern an den Hausarztberuf zu respektieren. «Dieser Wandel ist eine Tatsache. Work-Life-Balance wird grossgeschrieben.» Für ihn gebe es diese scharfe Trennung zwischen Arbeit und Freizeit hingegen nicht. 

Illusion vom grossen Geld

Einig sind sich beide, dass der Hausarztberuf gestärkt und aufgewertet werden sollte. Als Hebel dazu könnten etwa die Tarife dienen. Es gebe spezialisierte Ärzte, die ganz einfach zu viel verdienten, wie es aber auch solche gebe, die unterbezahlt seien. «Die Einkommen innerhalb der Medizin sollten gerechter verteilt werden», sagt dazu Lukas Brander. Die Einkommen seien aber bloss ein Faktor, mit welchem man den Hausärztemangel entschärfen könnte.

Doch die Krise sei teils auch hausgemacht, sagt der Neuenkircher in Bezug auf seinen Berufsstand selbstkritisch. Pius Müller erzählt, dass er dies selber erlebt habe, während er nach einer Nachfolge für seine Praxis Ausschau gehalten habe. Es hätten sich einige Interessenten gemeldet, häufig aus dem Ausland, die glaubten, sie könnten hier weniger arbeiten, aber mit grossem Patientenaufkommen und Medikamentenverkauf viel Geld verdienen. «Ich erkannte, dass es sehr schwierig werden könnte, jemanden zu finden, und ich plante bereits, die Praxis definitiv zu schliessen. Umso überraschter und erfreuter war ich, als sich Lukas Brander meldete.» 

Kapazitäten vorhanden

Weil es sich schon länger herumgesprochen hatte, dass in der Felsenegg 2 aufgrund des nahenden Ruhestands von Pius Müller irgendwann Schluss sei, meldete sich Lukas Brander von sich aus, als er Ausschau nach einer neuen Herausforderung hielt. In der Praxis Sempach kann er ab Herbst nun als alleiniger Hausarzt gestalten und walten. Ebenfalls unverändert weiterarbeiten werden auch Dr. Simone Rohrbach und das übrige bisherige Praxispersonal. «Wir haben freie Kapazitäten, um neue Patientinnen und Patienten aufzunehmen, alle sind willkommen», macht Brander erneut eine Aussage, die an gute alte Zeiten der Hausarztpraxen erinnert. Andere Praxen verfügten nicht über diesen Luxus, räumt er ein.

Pius Müller, hatte vor 28 Jahren die Praxis von Heinz Geiser übernommen. Er sagt mit Blick auf den bevorstehenden Ruhestand: «Ich möchte meinen letzten Lebensabschnitt nicht in der Praxis verbringen.»

Lukas Brander

Zur Person  Der gebürtige Ostschweizer Lukas Brander wohnt seit vielen Jahren zusammen mit seiner Familie in Neuenkirch. Nach dem Medizinstudium an der Uni Bern begannen seine Wanderjahre in einer Hausarztpraxis in Klosters sowie in den Spitälern Wolhusen und Luzern, wo er seine Ausbildung zum Facharzt für Allgemeine Medizin absolvierte.  Danach lebte er mit seiner Familie einige Jahre in Toronto in Kanada, wo er mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zum Thema künstliche Beatmung geforscht hatte. Nach seiner Rückkehr und einigen Jahren als Oberarzt in der Klinik für Intensivmedizin am Inselspital in Bern hat Lukas Brander während rund zehn Jahren die Intensivstation im Luks Luzern geleitet. 2020 hatte er sich entschieden, zur Hausarztmedizin zurückzukehren und seiner Familie sowie seinen Leidenschaften, dem Velofahren, dem Segeln auf dem Meer und der Musik wieder mehr Platz einzuräumen.

Schon gelesen ?

143505_143506.jpeg

Im Gefühlschaos der Liebe verloren

Pascal Bösch/Schauspielkommission 12. Oktober 2025