Im Mai 2022 wurde die Stiftung Pro Kirchbühl gegründet. Sie will die Kirche St. Martin auf Kirchbühl erhalten und das bedeutende Kulturgut einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Projekte, die seit der Stiftungsgründung schon umgesetzt wurden, sind einerseits ein digitaler Zwilling der Kirche, ein hochdetailliertes 3D-Modell, das vom Neuenkircher ETH-Doktoranden Mathias Häcki im Sommer 2024 erstellt worden war. Hinzu kam die aufwändige Analyse der Wandmalereien im Innern der Kirche, die von der angehenden Restauratorin Luzia Amrein im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Supsi in Mendrisio in diesem Frühjahr vorgenommen wurde. Ihre Erkenntnisse legen den Grundstein für künftige Restaurierungsarbeiten.
Nun folgt der nächste Schritt: Das der Kirche St. Martin vorgelagerte Beinhaus soll in den nächsten Wochen restauriert werden. «Zurzeit ist das Beinhaus nicht im besten Zustand. Vorerst sollen die Wände von Staub, Schimmel und Bakterien befreit und wo nötig der Zementverputz ersetzt werden. Darüber hinaus werden Holzarbeiten, unter anderem beim Holzgitter und dem Altarbild, konserviert und aufgefrischt», gibt Alexander Lieb, Präsident der Stiftung Pro Kirchbühl, Auskunft. Den Lead bei diesem Projekt hat der Restaurierungsfachmann Beat Waldispühl.
Weitere Absprachen nötig
Zum Start der Arbeiten sagt Lieb: «Es braucht noch Absprachen mit der Denkmalpflege, die Bewilligung liegt jedoch vor. Wir sind zuversichtlich, dass die Arbeiten in den kommenden Wochen beginnen können.» Die Restaurierungsarbeiten im und am Beinhaus dauern zwei bis drei Monate und kosten rund 90’000 Franken.
Informationsfilm geplant
Um die Geschichte von St. Martin noch besser zu vermitteln, hat die Stiftung Pro Kirchbühl konkrete Pläne fürs Beinhaus. Hier soll künftig ein Informationsfilm abgespielt werden, der auf die Besonderheiten und die Geschichte Kirchbühls eingehen wird und den Besuchenden die Hintergründe des Ortes näherbringt. «Die derzeit anstehenden Restaurierungspläne sind Vorarbeiten, es werden noch keine technischen Installationen vorgenommen», hält Alexander Lieb fest. Zuerst müssten unter anderem noch Massnahmen gegen die Feuchtigkeit im Gebäude ergriffen werden. «Das kommt dann aber erst in einem zweiten Restaurierungsschritt», so Lieb.
Charakter soll erhalten bleiben
Mit den Schädeln und Knochen, die die Wände zieren, und dem schummrigen Licht herrscht im Beinhaus stets eine eigentümliche Atmosphäre, die in manchen Besuchenden das Gefühl weckt, in eine andere Zeit versetzt worden zu sein. Kann dieser Charakter mit seiner mystisch-mittelalterlichen Stimmung erhalten bleiben, wenn dort einst moderne Technik in Form eines Filmprojektors installiert wird?
«Der Charakter des Beinhauses soll erhalten bleiben, darauf legt auch der Denkmalschutz grössten Wert», betont Alexander Lieb. «Auf den ersten Blick wird man von den technischen Installationen im Beinhaus nichts sehen. Zudem können alle Veränderungen leicht rückgängig gemacht werden.»
Nichtsdestotrotz hält Lieb fest: «Das Beinhaus hat sich über die Jahrhunderte immer wieder stark verändert seit seiner Erbauung 1575. Ursprünglich befand sich zum Beispiel der Eingang auf der anderen Seite und auch der Altar stand nicht immer dort, wo er jetzt aufgestellt ist.» Alexander Liebs Fazit: «Veränderungen gehören auch bei historischen Bauten dazu.»