Im Sommer 2024 starteten der Kanton Luzern und die Stadt Sempach ein gemeinsames Projekt, um die Bedürfnisse des Naturschutzes und der Bevölkerung zum Seeufer in Einklang zu bringen. Dafür sollen bereits früh im ganzen Prozess die Meinungen der Einwohnerinnen und Einwohner von Sempach miteinbezogen werden. Ziel ist es, ein bewilligungsfähiges und ausgewogenes Projekt zu erarbeiten. Doch genau dieses angemessene Gleichgewicht an Priorisierungen stellt die Schwierigkeit dar, denn bei der Diskussion um die Neugestaltung des Seeufers prallen immer wieder verschiedene Interessen aufeinander. Das Gebiet ist gut erschlossen und wird intensiv genutzt, deshalb gilt es, die unterschiedlichen Bedürfnisse abzustimmen.
Startlinie wurde gezogen
«Das Seeufer Sempach ist ein Paradies für die Menschen und für die Natur. Es gehört zur Identität von Sempach.» Stadtrat Marcel Hurschler fand passende Worte zur Einleitung in den öffentlichen Workshop. Am Dienstagabend fanden sich rund 80 Personen in der Festhalle zusammen, um ihre Ideen, Bedürfnisse und Fragen rund um das Seeufer mitteilen zu können. In dieser frühen Phase soll ein Zielbild erarbeitet werden, um festzuhalten, was von der Bevölkerung gewünscht wird, bevor in einem nächsten Schritt Lösungsvarianten entwickelt werden.
Moderiert wurde der Diskussionsabend von Gaby Wyser. «Heute Abend wird die Startlinie gezogen», erklärt sie. Das Planungsteam hat im Voraus bereits viele Abklärungen getroffen, aber bisher wurden noch keine Lösungen skizziert. Es sei den Projektverantwortlichen wichtig, dass zuerst die Ideen der Bevölkerung angehört werden, bevor man einen Schritt weitergeht und Lösungsvorschläge erarbeitet.
Ganzen Abschnitt betrachten
Fachpersonen aus Wasserbau, Ökologie und Landschaftsarchitektur sind beauftragt, gemeinsam die entsprechenden Lösungen zu erarbeiten. Sie analysierten in den letzten Monaten den Projektperimeter aus ihrer fachlichen Sicht. Die Fachpersonen stellten den Anwesenden in der Festhalle die Rahmenbedingungen für das Projekt vor.
Projektleiter Claudio Wiesmann von der Abteilung Verkehr und Infrastruktur (VIF) erläuterte zuerst die Grundlagen. So soll bei diesem Vorprojekt das ganze Gebiet vom Seeclub bis zum Seewasserwerk betrachtet werden. Dieser Abschnitt wird in unterschiedliche Zonen eingeteilt. Auf den Tischen in der Festhalle waren die Zonen für öffentliche Zwecke, die Naturschutz- und die Landschaftsschutzzonen auf grossen Plänen farbig eingezeichnet. Auch der Zonenplan der Stadt Sempach und die kantonale Schutzverordnung entscheiden darüber, was in den jeweiligen Gebieten alles umsetzbar ist.
«Stückchen Paradies»
In den letzten Jahren führten Hochwasser und Wellengang immer wieder zu Schäden und kostspieligem Unterhaltsaufwand. Matthias Sturzenegger arbeitete zusammen mit seinem Team den Ist-Zustand zu den ökologischen Werten auf und erzählte, wie wichtig der Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt ist.
Die Lösungsvarianten werden jeweils noch vor den Workshops von einem Expertengremium beurteilt. Dieses stellt sicher, dass die Lösungsansätze praktikabel und bewilligungsfähig sind.
Nebst dem Expertengremium wird die Arbeit des Planungsteams von einer 13-köpfigen Begleitgruppe von Sempacherinnen und Sempachern begleitet. Diese hat im Vorfeld bereits ein mögliches Zielbild erarbeitet, welches die Anwesenden nun beurteilten und mit weiteren Ideen ergänzen konnten. Zum Zielbild gehört, dass das Seeufer weiterhin ein öffentliches «Stückchen Paradies» bleiben soll. Vorgesehen ist zudem, dass der Seeuferweg durchgängig bleibt. In welcher Form und wo dieser genau verlaufen soll, wird in einem nächsten Schritt erarbeitet. Ausserdem gibt es am Seeufer eine Vorrangzone Natur, vor allem vom Parkplatz Seevogtei bis zur Vogelwarte, und eine Vorrangzone Mensch, bei der die Erholungsfunktion zwischen Seeallee und Parkplatz Seevogtei im Vordergrund steht.
So geht es weiter
Bei kleineren und grösseren Diskussionen konnten sich die Interessierten an Tischen austauschen und ihre Gedanken auf Zettelchen und Plakaten festhalten. Ob Parkplätze reduziert werden sollen oder ob es künftig eine (höhere) Gebühr geben soll, wurde oft besprochen. Auch hörte man immer wieder, dass viele Sempacherinnen und Sempacher an Spitzenwochenenden nicht mehr an den See gehen, weil an solchen Tagen zahlreiche Gäste zur Erholung an den See kommen. Viele waren sich einig: Die Besucherinnen und Besucher müssen künftig besser gelenkt werden, damit sich auch die Einheimischen wohlfühlen. Weiter wurden beispielsweise auch Ideen vorgeschlagen, wie man künftig die Scheune neben dem Parkplatz brauchen könnte, oder ob die Grillstellen ausgebaut oder sogar wieder entfernt werden sollen.
«Es ist viel Material zusammengekommen. Wir werden alles zusammentragen und auswerten», fasste Projektleiter Claudio Wiesmann den Abend zusammen. Mitte Juli wird das Material von diesem Abend auf der Kantonswebsite des Projekts veröffentlicht. Danach wird sich das Planungsteam daranmachen, drei Lösungsvarianten zu entwickeln, welche dann wiederum von der Bevölkerung bei einem weiteren Workshop kommentiert werden dürfen.