Neuenkirch kennt wunderschöne Plätze, um sich zu erholen, am Sempachersee namentlich die Rossbadi, wo sich an schönen Sommertagen die Massen tummeln. Wer aber nicht nur auf der faulen Haut rumliegen und erst noch einiges entdecken will, kann auf dieser Rundwanderung, die bei der Pfarrkirche Neuenkirch startet, auf die Kosten kommen.
Erst einmal ist gemächliches Einlaufen angesagt. Auf der Bergstrasse und, rechts haltend, auf der Willistattstrasse geht es erst mal durch Quartiere, die man nach dem Klosterhöfli hinter sich lässt. Auf der asphaltierten Strasse erreicht man nach rund zwei Kilometern den Weiler Willistatt, wo man links abbiegt Richtung Kuhrüti. Wer schon ein erstes Mal Durst verspürt oder einfach seine Kräfte für den bald folgenden Anstieg bergauf sammeln will, kehrt im Hofbeizli Chuerüti ein.
Erst mal bergauf
Nun gehts weiter auf einer Schotterstrasse bis in den Schlosswald, wo man dem Wanderweg Richtung Ober Säliwald, Ruswil und Wolhusen folgt. Gerade nach starken Niederschlägen kann dieser Wegabschnitt beim Einstieg eher einem Bachbett gleichen. Der Aufstieg unter recht dichten Laubbäumen und Tannen, gesäumt von Farnen und Sträuchern, aber ist ein wahrer Genuss. Man fühlt sich fast ein wenig wie in einem Urwald. Die steilste Passage, bevor man wieder eine Asphaltstrasse erreicht, ist in Treppen angelegt. Ein erstes Mal geniesst man bereits den Blick auf das obere Ende des Sempachersees mit den umliegenden Gemeinden und das Panorama der Zentralschweizer Alpen.
Armeeplatz mit Aussicht
Nach einer kurzen Passage auf der Strasse bis Oberlindig wartet die nächste Steilstufe über Blattweid bis ans südöstliche Ende des Ober Säliwaldes. Nun folgt man, wieder auf Asphalt, den Wanderwegzeichen vorbei am Vorder Strick bis Tüfe auf gut 820 Metern über Meer. Nach einigen Metern leicht bergab ladet ein Bänkli zur Rast mit Blick über Wiesen, Höfe und Wälder zur Pilatuskette und weiteren Voralpengipfeln.
Der weitere Weg verläuft nun über Grueb und, den Ägertenwald passierend, bis Ankeland. Nun wartet nochmals ein kurzer Anstieg bis auf 824 Metern nahe dem Homberg, wo sich eine ehemalige militärische Hochwacht befindet. Auf dem höchsten Punkt befindet sich ein kleiner, eingezäunter Truppenübungsplatz der Armee. Das ändert aber nichts daran, dass sich hier eine fast uneingeschränkte, grandiose Panoramasicht offenbart.
Kostbares Altarbild
Bald kommt man im Weiler Hunkelen an, wo sich eine Dreifaltigkeitskapelle befindet. Gemäss der Chronik Hellbühl ist diese am 13. Oktober 1573 vom Konstanzer Weihbischof eingeweiht worden. Sie befindet sich im Besitz zweier Familien von Hunkelen. Ein kostbares Altarbild mit der Darstellung der heiligen Familie ziert das Kirchlein. Im Turm hängen zwei Glöcklein aus den Jahren 1576 und 1777. Jedes Jahr, am Dreifaltigkeitssonntag, am Sonntag nach Pfingsten, wird Kirchweihe gefeiert. Von Hunkelen bringt die Route die Wandernden via Huebschür und einem kurzen Abschnitt durch den Wald nach Hellbühl.
Weg der Gegensätze
Jetzt wechselt der Charakter des Ausflugs wieder deutlich. Der Verkehr auf der Kantonsstrasse (Luzernerstrasse) rauscht vorbei, man steht mitten im Dorf Hellbühl und hat erneut Asphalt unter den Füssen. Dennoch kann man etwas entdecken. So steht gleich neben dem Trottoir ein alter Brunnen, der Teil der früheren Wasserversorgung Hellbühls war. Dort schöpften die Hellbühler Wasser, so auch bei der grossen Trockenheit 1947 und 1949.
Noch vor der Abzweigung nach Malters verlässt man das Trottoir der Luzernerstrasse wieder und wandert retour Richtung Neuenkirch. Über Bremgarten, Hochhüs und Rüeggeringen erreicht man schliesslich ein wahres Idyll vor den Toren Neuenkirchs: den Teufenweiher. Der grösste Teil des Gewässers ist von Bäumen oder Sträuchern umgeben, auf dem Wasser schwimmen Seerosen, Frösche quaken und im Wasser tummeln sich Fische. Das Areal ist im Besitz der Weiherfrösche Neuenkirch. Der Verein vermietet sein Clubhaus, ausser am Sonntag.
Beliebter Weiher
Der Teufenweiher hat Anziehungskraft, wie ein Blick ins Archiv dieser Zeitung belegt. So hatte der Jodelklub Neuenkirch im Herbst 2010 etwa eine neue Luzerner Tracht eingeweiht und ein Open-Air-Konzert auf einer schwimmenden Bühne gegeben. Auch konnten die Menschen ein Vergnügen erleben, das in den letzten Jahren tendenziell seltener geworden ist: Schlittschuhlaufen und Spazieren auf dem gefrorenen Teufenweiher. Zweigt man in den Wald ab, kurz bevor man zum Teufenweiher gelangt, befindet sich dort ein Vita Parcours, wenn man noch etwas mehr Sport treiben will. Und eine Feuerstelle lädt zur Rast.
Zugabe mit Vater Wolf
Der restliche Teil der Rundwanderung ist nun gewissermassen nur noch Formsache. Nach der restlichen Schotterstrasse und dem Gehweg entlang der Hellbühlstrasse überquert man die Kantonsstrasse und geht kurz auf der Kennelstrasse, bevor man scharf links abbiegt, um wieder zur Pfarrkirche St. Ulrich zu gelangen. Dort startet übrigens der Niklaus-Wolf-Weg. Dieser Rundweg zeichnet das Leben von Niklaus Wolf von Rippertschwand nach und regt an, sich mit sich und dem Leben auseinanderzusetzen. Wer also mit den knapp 14 Kilometern noch nicht genug hat und wem die rund vier Stunden Wanderzeit mit gut 400 Höhenmetern noch nicht reichen, kann noch etwa eine Stunde anhängen.
Das sind Rundwege ohne Dichtestress
Sommerserie Wer sich über die Sommerferienzeit in der Region erholen will, sucht gerne Pfade am Sempachersee auf oder wagt den Sprung ins lauwarme Nass. Doch es geht auch anders. Diese Zeitung stellt Rundwege im Raum oberer Sempachersee vor, die fernab ausgetretener Pfade verlaufen und nebst Ruhe, gemütlichen Plätzen oder Weitsicht auch spannende Einblicke ermöglichen. Die Redaktion wünscht gute Inspiration.