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Zusammensitzen im Garten ist unerwünscht

Michael Hausheer 04. April 2025

Unterhalb des Städtlis liegen die Seegärten, eine kleine Schrebergartensiedlung, deren Verpächterin die Stadt Sempach ist. Eine neue Regelung verbietet es den Pächterinnen und Pächtern, abends zusammenzusitzen oder zu grillieren.

Unterhalb des Städtlis liegen die Seegärten, eine kleine Schrebergartensiedlung, deren Verpächterin die Stadt Sempach ist. Eine neue Regelung verbietet es den Pächterinnen und Pächtern, abends zusammenzusitzen oder zu grillieren.

Seit mehr als 50 Jahren gibt es inzwischen die Seegärten. In ihrer prominenten Lage unterhalb des Städtlis und in unmittelbarer Nähe zum See erfreuen sie sich hoher Beliebtheit, weshalb es über die Jahre nur selten zu einem Wechsel der Pächterinnen und Pächter gekommen sei, wie Christian Stofer, Ressortvorsteher des Bereichs Infrastruktur, festhält. «Einige der bestehenden Pachtverträge waren über viele Jahre hinweg nicht schriftlich dokumentiert. Um für alle Parzellen einheitliche, transparente Pachtbedingungen zu gewährleisten, wurden nun mit allen Pächterinnen und Pächtern schriftliche Pachtverträge abgeschlossen», so Stofer. Diese einheitliche Regelung ermögliche es der Stadt Sempach, alle Pächterinnen und Pächter gleich zu behandeln und die ursprüngliche Philosophie der Seegärten weiterhin zu fördern und umzusetzen. Und zu dieser ursprünglichen Philosophie gehört der Grundgedanke, dass die Seegärten primär als Gemüsegärten und nicht als Veranstaltungsorte für Grillabende oder Feste genutzt werden dürfen.

Pächter enttäuscht

Auf wenig Begeisterung stösst diese Geisteshaltung bei manchen Pächterinnen und Pächtern. So gibt beispielsweise ein Pächter an, er pachte seit über 20 Jahren eine Gartenparzelle und geniesse es sehr, während den Sommermonaten mit Familie und Freunden an lauen Abenden auf dem gepachteten Grundstück gesellig zusammenzusitzen. Um diese Geselligkeit zu kultivieren, sei er in der Vergangenheit auch nicht vor Ausgaben zurückgescheut. «Ich habe schon mehrere tausend Franken investiert in einen kleinen Sitzplatz und ein hübsches Gartenhäuschen», so der Pächter. Nun habe ihn allerdings ein Schreiben der Einwohnergemeinde erreicht, welche dieser Gewohnheit einen Riegel vorschieben will. Der Garten sei ausschliesslich als Gemüsegarten gedacht und kein Aufenthaltsort für Grillabende, Feste, etc. «In über 20 Jahren war das kein Problem. Das gehört doch zu einem Garten dazu, dass man sich dort gemütlich an der frischen Luft aufhalten kann», zeigt sich der Pächter enttäuscht. So habe er sich an die Einwohnergemeinde gewandt und nach den Beweggründen gefragt, worauf er lediglich ein recht brüskes «Sie müssen die Pacht ja nicht verlängern» als Antwort erhalten habe. Wenn es der Einwohnergemeinde darum gehe, dass in den Seegärten mehr Gemüse und Früchte angebaut werden, so sei das kontraproduktiv, ist der besagte Pächter überzeugt: «Wenn man dort unten nicht einmal mehr sitzen darf, dann werden die Leute weniger hinuntergehen und zwangsläufig auch weniger Zeit in die eigentliche Gartenarbeit stecken.»

Gärten zweckentfremdet 

Auf Anfrage, weshalb man sich zu dieser Änderung entschlossen habe, gibt Christian Stofer Auskunft: «Es gibt Flächen, die kaum mehr dem Gemüseanbau dienen. Stattdessen werden diese hauptsächlich zum Lagern von Material oder eben für soziale Tätigkeiten, wie Grillfeste genutzt.» Im Vordergrund stehe allerdings die Idee, Leuten das Gärtnern zu ermöglichen. «Die Nachfrage ist grösser als das Angebot, wir haben viele Leute, die gerne Dinge anbauen würden und auf der Warteliste stehen. Bei der Stadtverwaltung wurden auch schon Rückmeldungen platziert, dass manche Parzellen kaum noch zum Gärtnern benutzt werden.» Aus diesem Grund heraus habe man die Regelung in den Pachtverträgen platziert. «Es geht nicht darum den Leuten die Freude wegzunehmen. Wenn da ein Pächter nach der Gartenarbeit eine Wurst grillieren oder abends ein Bier geniessen möchte, hat wohl niemand etwas dagegen. Dass aber nur ein symbolisches Pflanzenbeet unterhalten wird und die restliche Fläche zu einem Sitzplatz umgestaltet wird, läuft der Idee der Gärten zuwider», hält Stofer fest.

Sursee zelebriert Geselligkeit

Einen etwas lockereren Umgang pflegt man am unteren Ende des Sees. In Sursee ist die Situation mit den Schrebergärten etwas anders geregelt. Dort sind es nicht einzelne Pächter und Pächterinnen, sondern der Familiengärtnerverein, welcher einen Pachtvertrag mit der Stadt hat. Der Verein bezweckt den Familiengarten- und den Freizeitgedanken zu pflegen. «Eine Regelung besagt, dass man nicht dort übernachten darf. Bis um 24 Uhr darf man sich aber in den Gärtchen aufhalten», so Marlen Kurmann, Präsidentin ad interim des Familiengärtnervereins. «Natürlich haben wir auch Vereinsstatuten, welche es einzuhalten gilt.» Der Freizeitgedanken nehme jedoch durchaus Platz ein, neben dem Gemüse- und Blumenanbau. «60 Prozent der Fläche sollen nicht mit Rasen, Platten oder Gartenhäuschen bedeckt sein, sondern rein als Nutzgarten dienen», erklärt Marlen Kurmann, «aber die meisten Parzellen haben ein Häuschen. Für viele gehört das schon dazu, dort auch zu verweilen.» Während früher Leute womöglich eher zusammen in die Stammbeiz gingen, beobachte Kurmann heute häufig, dass man eher in Gärten zusammensitze. Auch dies sei bei den Schrebergärten in Sursee durchaus toleriert. «Man muss natürlich schauen, dass man mit den Parzellennachbarn auskommt. Aber es ist ja einfach, sich abzusprechen. So kann man beispielsweise ‘vorwarnen’, wenn man für den nächsten Tag Gäste erwartet. Manchmal kann man sich auch gleich anschliessen», so Kurmann. Der Verein veranstalte im Sommer auch Feste für alle Mitglieder und Besuchende, wo dann zusammen in den Gärten grilliert und gefeiert werde.

Einzigartiger Raum erhalten

Obwohl in Sempach die Zügel angezogen werden, betont Christian Stofer, dass die Stadt Sempach die Tradition der Seegärten sowie die Arbeit der Pächterinnen und Pächter schätze: «Ich bedanke mich im Namen des Stadtrates bei allen Pächterinnen und Pächtern sehr für ihre investierte Zeit das ganze Jahr hindurch sowie die Hege und Pflege der Seegärten. Die Stadt Sempach wird sich weiterhin dafür einsetzen, diesen einzigartigen Raum für die Bevölkerung zu erhalten», so Stofer. 

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