Welch sommerliches Wetter begleitete die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Auffahrtsumrittes auf ihrem Weg. Zum 499. Mal versammelten sich Pferd, Reiter und Fussvolk in den frühen Morgenstunden vor der Pfarrkirche in Sempach. Während dem Marsch nach Kirchbühl und weiter via Horlachen nach Hildisrieden genossen die Pilgernden einen traumhaften Blick auf den See und die Umgebung. Nebelschwaden bedeckten zuerst nur die Seeoberfläche, zogen dann langsam empor, bis sie die Berge umhüllten. Die Sonne richtete ihre Strahlen auf die Raps- und Getreidefelder, sodass der Morgentau zauberhaft verdampfte. Welch wunderbares Naturschauspiel.
Mit Leidenschaft weitergeführt
Das Fussvolk befand sich bereits in Hildisrieden, als die Reiter mitsamt der Auffahrtsmusik, den Kavalleristen und den Pfarreivertretern eintraf. Auch viele private Reiter gesellten sich dem Festzug hinzu, vom gross gewachsenen Kaltblüter bis hin zum kleinen Shetlandpony war alles dabei. Fröhlich wurden sie von Gross und Klein empfangen.
«Der Auffahrtsumritt war überwältigend», meinte Simone Curau-Aepli, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes und Festrednerin am diesjährigen Auffahrtsumritt. «Das Zusammenspiel der Traditionen, die man hier mit so viel Leidenschaft weiterführt, ist wunderbar», zeigte sich Curau-Aepli begeistert. Doch nicht nur der Umritt und das Erlebnis an sich, auch die positiven Reaktionen der Bevölkerung berührten die Frauenbund-Präsidentin tief. Während ihrer Predigt im Festgottesdienst in der Pfarrkirche Hildisrieden konnte Simone Curau-Aepli die Verbundenheit und das Zusammenwirken der Gemeinschaft spüren.
Eine Tradition, die dazugehört
«Es ist toll, dass unter den Anwesenden eine solch grosse Durchmischung zu sehen war. Jugendliche, Erwachsene, Kinder, Familien – alle waren bei dieser religiösen Feier dabei», meinte Curau-Aepli, die extra für den Auffahrtsumritt Reitstunden nahm. «Ich durfte an diesem Auffahrtsumritt in eine Welt eintauchen, in der eine solche Tradition wie selbstverständlich wirkt.»
Nach erfolgreichem Einzug der Reiter ins Städtli Sempach um 14.30 Uhr und dem erteilten Segen für die Anwesenden, schloss das Jugendblasorchester Oberer Sempachersee den Umritt mit einem stimmigen Platzkonzert ab. Um 18 Uhr gab die Auffahrtsmusik auf dem Kirchenvorplatz noch ein letztes Mal ihre eingängigen Märsche zum Besten. Bei frischem Zopf, Weisswein und kühlen Getränken fand der sonnige 499. Auffahrtsumritt ein fröhliches Ende.
Auf Gerechtigkeit hinweisen
Simone Curau-Aepli, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF) hielt heuer die Festpredigt.
Die Festpredigerin sprach markante Worte, die an der Kirchenbasis unterstützt werden, nicht aber im Vatikan. Simone Curau-Aepli erwähnte die Frauen und Männer, die es nicht scheuten, im Frühjahr 2016 «für eine Kirche mit den Frauen» 1200 Kilometer unter die Füsse zu nehmen, um beim Papst ihre Rucksäcke, gefüllt mit Sehnsucht, Hoffnung, Wünschen und Sorgen, zu deponieren. Aber leider löste diese Aktion primär bei den Fussgängern und den 500 hoffnungsvollen Gottesdienstbesuchern im Petersdom Enttäuschung aus. Dabei wollten die Frauen die älteren Herren in Rom nur auf die ihnen als ebenbürtige Menschen zustehende Gerechtigkeit hinweisen. Dass für wesentliche Diskussionen Entscheide in der Kirche, auch in der Weltkirche, die Frauen einbezogen werden. Die katholische Kirche habe es verpasst, sich mit Jesus der aktuellen Zeit zu stellen. Die Kirche verliere immer mehr an Glaubwürdigkeit. Ideen seien viele da, aber es fehle der Mut und die Bereitschaft zur Umsetzung, meinte die Predigerin. «Vor 499 Jahren, zur Zeit der Reformation, gingen die Leute mit dem reitenden Priester und demonstrierten für die Heiligkeit Gottes in der Natur. Auch die Reicheren, Adeligen und die Bauern ritten mit ihren Pferden mit. Sie gingen und ritten damals schon für die Kirche. Für die Grundbesitzer war dies ihre jährliche Flurbegehung oder der Bannritt den Grenzen nach. Heute gehen wir für ‘Gleichberechtigung. Punkt. Amen’.» So schloss Simone Curau-Aepli ihr engagiertes Predigtwort. Text: Emil Barmet.