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Sempach

Von den Lackschuhen zum Smartphone

Céline Estermann-Erni 29. November 2020

Der Einzug des technischen Fortschritts in die Berufswelt hat auch vor der Polizeiarbeit keinen Halt gemacht. Davon zu erzählen weiss Fredy Amrein. Der Sempacher Postenchef wird Ende des Jahres pensioniert.

Wir stehen am Fussgängerstreifen in der Schulhauskurve vor dem Sempacher Städtli. Es ist früher Nachmittag, und der Polizist Fredy Amrein sorgt dafür, dass die Schulkinder den Fussgängerstreifen sicher überqueren können. Unzählige Male hebt Fredy Amrein die Hand, nicht etwa um Autos anzuhalten, sondern zum Gruss, wenn ihm die Autofahrer zuwinken. Als das Postauto auf die Bushaltestelle einfährt, steigt der Chauffeur sogar aus, um den Ordnungshüter persönlich zu begrüssen. Man merkt, Fredy Amrein ist ein bekanntes Gesicht in Sempach. Natürlich – denn der 64-Jährige arbeitet bereits seit 25 Jahren auf dem Sempacher Polizeiposten und wohnte selbst lange in der Gemeinde. Angefangen hat seine polizeiliche Karriere wo anders. Denn eigentlich ist der gebürtige Pfeffiker gelernter Maurer mit Weiterbildungen im Tiefbau. Und obwohl seine Eltern ein Baugeschäft besassen, entschied er sich mit 27 Jahren, die Polizeischule zu absolvieren. So schloss er 1984/85 die 17. Zentralschweizer Polizeischule in Luzern ab und nahm 1986 seine Arbeit auf dem Zweierposten in Eschenbach auf.

 

Bestens gerüstet

Seitdem habe sich vieles verändert, meint Fredy Amrein. Nicht nur sei das Ausbildungswesen über die Kantonsgrenzen hinausgewachsen – mittlerweile werden angehende Polizisten aus elf Kantonen in Hitzkirch ausgebildet –, sondern laut Amrein auch professioneller geworden. Die heutigen Polizisten seien besser geschult und betreut, ist er überzeugt.

Auch die Ausrüstung sei heute um einiges praktischer als noch zu der Zeit, als Fredy Amrein seinen Dienst angetreten hat. Zwar sieht die Uniform, die heute im Eingangsbereich des Polizeipostens Sempach ausgestellt ist, durchaus schneidig aus, wirklich praktisch für den Einsatz in Wind und Wetter wirkt das Ensemble jedoch nicht. «Nein, diese Lackschuhe waren wirklich nicht geeignet für die Arbeit draussen», meint Amrein und zeigt sich froh, dass man heute eher auf Funktionalität als auf Stil setze. So ist der Gürtel mit Schusswaffe, Pfefferspray, Funkgerät und Handschellen mit einem Handgriff gelöst und ausgezogen.

Auch technisch habe sich einiges getan. Mit einem Grinsen zeigt Fredy Amrein die Fotos seines ersten Computers, den er sich aus seinem privaten Vermögen angeschafft hatte und der die elektrische Schreibmaschine ersetzte. «Es hat dann auch einiges an Überzeugungsarbeit bei der Polizei gebraucht, dass ich meine Rapporte bei der Gemeindekanzlei kopieren durfte.» Erst 1999 habe der Kanton für die Polizei Computer angeschafft.

Mittlerweile sei man jedoch zeitgemäss unterwegs, und viele Polizeiaufgaben werden durch den Einsatz des Smartphones erleichtert. So könne man beispielsweise Identitätsausweise oder Autokennzeichen durch Scannen innert kürzester Zeit überprüfen. Das Funkgerät ganz ersetzen wird das Allerweltsgerät in absehbarer Zeit jedoch nicht. «Wir hören jederzeit den Funk mit und sind so immer für einen Einsatz bereit», erklärt Fredy Amrein. Denn weil die Polizeiautos mit GPS ausgerüstet seien, könne die Zentrale immer die geeignetste Patrouille abdetachieren.

 

Der Beizenbesuch ist wichtig

Die Polizeiarbeit besteht nebst der Patrouille natürlich aus vielen verschiedenen Aufgabenbereichen. So gibt es etwa die Schaltergeschäfte zu erledigen, bei denen Diebstähle, Ruhestörungen oder häusliche Gewalt gemeldet würden. Hinzu kommen Auftragsgeschäfte aus Luzern, bei denen es beispielsweise darum geht, Fahrzeuglenker, die ausserkantonal Geschwindig-
keitsübertretungen begangen haben, ausfindig zu machen oder unabgeholte Briefe von der Staatsanwaltschaft zu überbringen. Eine nicht minder wichtige Aufgabe ist die Vernetzung mit der Bevölkerung. Sei es durch Besuchstage in der Schule oder beim Znüni in der Dorfbeiz. «Der Austausch mit der Bevölkerung im ungezwungenen Rahmen ist für mich sehr wichtig. Das schafft Vertrauen, und die Menschen gelangen mit Anliegen und Hinweisen an uns, die sie uns sonst nicht mitteilen würden», erklärt Amrein. Bürgernahe Polizeiarbeit nenne man das, oder im modernen Fachjargon «Policy Community».

Als Polizist ist also kein Tag wie der andere, und gerade das macht diesen Beruf für Fredy Amrein so attraktiv. Auf die Frage, ob es denn manchmal wilde Verfolgungsjagden und mysteriöse Detektivfälle gebe, meint er lachend: «Unsere Arbeit ist sehr abwechslungsreich, aber ganz so spektakulär wie beim Tatort geht es meist nicht zu und her.»

 

Die Zeit des Lebens

Obwohl Fredy Amrein mit Leib und Seele Polizist ist, darf auch irgendwann Schluss sein. So geht der Familienvater und baldige Grossvater per Ende Jahr in die wohlverdiente Pension. Was er denn einem angehenden Polizisten mit auf den Weg geben würde? Fredy Amrein denkt eine Weile nach. «Man soll bei jeder beruflichen Begegnung, sei sie positiv oder negativ, den Menschen im Gegenüber sehen. Man sollte stets einen respektvollen Ton pflegen und nicht versuchen, durch unnötige Forschheit Autorität zu zeigen», meint er dann. Und er ist überzeugt, dass auf die angehenden Polizisten eine lehr- und abwechslungsreiche Zeit zukommt, die es zu schätzen lohnt.

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