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Sempach

Wenn das Stehen im Wind gelassener macht

Geri Wyss 19. August 2020

Stadtpräsident Franz Schwegler und Finanzvorsteher Bruno Stofer haben in ihren zwölf, respektive acht Jahren in ihren Ämtern viel erlebt. Unsere Zeitung redete mit ihnen über Wachstum, gute Zuhörer, Pflastersteine und würdiges Schlachtgedenken.

«Franz ist der Gemeindevater», sagt Finanzvorsteher Bruno Stofer über Franz Schwegler (65), der Ende August nach 12 Jahren als Stadtpräsident zurücktritt. Am 1. September 2008 hatte Schwegler sein Amt als Nachfolger von Andreas Frank angetreten. Als eine seiner ersten Amtshandlungen durfte er das neu gestaltete Städtli einweihen. Schwegler erlebte auch, wie die Gedenkfeier zur Schlacht von Sempach stark angepasst und auf den Gang zum Schlachtfeld verzichtet wurde. In seine Amtszeit fielen unter anderem die Eröffnung des renovierten Rathauses, die Verleihung des Wakkerpreises und jüngst das überarbeitete Nutzungskonzept für die Seeallee.

«Er ist ein Macher», sagt Franz Schwegler über Bruno Stofer, der am 1. September 2012 die Nachfolge von Jean-Paul Niederberger als Finanzvorsteher der Stadt angetreten hatte. Der 65-jährige Stofer spricht von einem damaligen, ungesunden Steuerwettbewerb unter den Gemeinden rund um den Sempachersee, der zur angespannten Finanzlage beigetragen habe. Seither ist es Sempach unter seiner Führung gelungen, strukturelle Defizite in satte Gewinne umzuwandeln und eine Eigenkapitalreserve von fast 14 Millionen Franken zu äufnen. Als Stadtrat ist Stofer aber auch für den Bereich Energie und Umwelt tätig.

 

Zuhören und reden

Was muss ein Stadtrat können, um gute Arbeit leisten zu können? Man müsse den Menschen gut zuhören und herausspüren können, was sie bewege und beschäftige, sind beide überzeugt. Und man müsse mit den Bürgern reden. «Gerade auch bei den Finanzen muss es gelingen, den Stimmberechtigten die Zahlen verständlich darzulegen und sie auf einen möglichst hohen Wissensstand zu bringen», hält Bruno Stofer fest. Dies sei eine Grundvoraussetzung, dass der Stadtrat genügend Vertrauen geniesse und auch mal unpopuläre Entscheide abholen könne. Kritikfähigkeit und das Ernstnehmen der Anliegen der Bürger seien weitere Tugenden, fügt Franz Schwegler an.

 

Gemeindeversammlung über alles

«Die Versammlung hat immer recht», hält Bruno Stofer unmissverständlich fest. Oftmals habe der Stadtrat an seinen Sitzungen bereits intensive Diskussionen geführt, weil man gespürt habe, in welche Richtung es gehen könne. Genauso wichtig seien die Auseinandersetzungen mit verschiedenen Ansichten an der Gemeindeversammlung. Beide abtretenden Stadträte sind flammende Befürworter dieses Instruments der direkten Demokratie. «Wenn wir an der Gemeindeversammlung keine genügende Akzeptanz für ein Geschäft erhalten, haben wir zu wenig gut argumentiert und begründet», verdeutlicht Stofer. Schwegler ergänzt, dass beispielsweise ein Verein viele Menschen mobilisieren und so in gewisser Weise eine Versammlung beeinflussen könne. «Doch das sind immer Gruppierungen mit genügend grosser Resonanz und Bedeutung in der Bevölkerung. Wenn lediglich Partikularinteressen vorgetragen werden, merken dies die Stimmbürger», ist er sich sicher.

 

Das Gesellschaftliche als Kitt

Mit den Jahren im Stadtrat lerne man, mit den Erwartungshaltungen und den vielen Anliegen, die an einen herangetragen würden, umzugehen. «Man wird gelassener», sagen beide, im Wissen darum, dass man es nie allen recht machen könne. Sempach habe aber eine faire und konstruktive politische Kultur. Das habe auch damit zu tun, dass die Stadt viele Traditionen wie etwa die Auffahrt, die Gedenkfeier oder die Nationalfeier pflege, an welchen ein starker gesellschaftlicher Austausch stattfinde. Franz Schwegler ergänzt, dass man da auch niederschwellig miteinander ins Gespräch komme.

 

Sempach ist ein Dorf

Obwohl historische Stadt, funktioniere Sempach nach wie vor wie ein Dorf. «Man kennt und grüsst einander», sagt Bruno Stofer. Und Franz Schwegler meint, dass gerade die vielen Vereine integrierend wirkten. «Eine Anonymität wie in Städten findet man hier eigentlich nicht, die Leute sind assimiliert.» Das moderate Wachstum helfe dabei. «Deshalb gehen wir bei  der anstehenden Gesamtrevision der Ortsplanung von maximal 0,7 Prozent Bevölkerungswachstum pro Jahr aus, was höchstens rund 30 Personen jährlich entspricht.»

Beide Stadträte räumen aber ein, dass Sempach mit den geplanten Überbauungen im Gebiet Feld/Hubelstrasse, beim Seefeld und in der Zihlweid erst einmal einen spürbaren Wachstumsschritt erleben wird – alles Vorhaben, die noch vor der laufenden Ortsplanungsrevision angegangen worden waren. In den nächsten Jahren werde einzig im Wygart eingezont und etappiert gebaut, sagt Franz Schwegler.

 

Sempach ist nicht Sursee

Angesprochen auf die Gestaltung des Sempacher Städtlis und den dortigen Verkehr zeichnen sich bei Bruno Stofer und Franz Schwegler unterschiedliche Meinungen ab. «Ich hätte in meiner Amtszeit noch erreichen wollen, dass wir versuchsweise das Städtli am Samstagabend und Sonntag während der Sommermonate verkehrsfrei halten können, wie es in Sursee der Fall ist», erwähnt Franz Schwegler. Der überwiegende Teil sei nämlich einfach Durchgangsverkehr. Und: «Ich hätte es begrüsst, wenn zum Beispiel nur die Fahrspur asphaltiert und der übrige Bereich mit Pflastersteinen ausgestaltet worden wäre.»

Für Bruno Stofer ist der Entscheid, das Städtli mit Asphalt zu versehen, aus damaliger Sicht jedoch nachvollziehbar. «Heute gibt es Pflastersteine mit flacher Oberfläche, was deutlich weniger Lärm verursacht und die Sturzgefahr von geheingeschränkten Personen deutlich verringert.»

Beide sind sich einig: «Die Gewerbetreibenden sind darauf angewiesen, dass ihre Kunden vor die Geschäfte fahren können.» Auch wohnten mehr Menschen im Städtli als in Sursee, und es gebe ein vielfältiges Gewerbe mit Detaillisten.

 

Aufs Schlachtfeld, ja oder nein?

Bei der «neuen» Gedenkfeier, die es seit 2010 gibt, heben beide das Morgenbrot im Städtli und die offizielle Feier in der Kirche hervor. «Die heutige Feier ist würdig und attraktiv», sagt Franz Schwegler. Dennoch solle man prüfen, wie das Schlachtgelände künftig miteinbezogen werden könne. Bruno Stofer findet die heutige Feier ausschliesslich im Städtli ausreichend. Der offizielle Teil in der Kirche habe zudem den Vorteil, wetterunabhängig zu sein.

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