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Sempach

Wo Handwerker neben Bankdirektoren zelten

26. Mai 2021

Nach 32 Jahren als Geschäftsführer des TCS Camping Sempach geben Beat und Eva Herzog das Zepter weiter: Ende Mai übernimmt Elias Torgler die Leitung. Gemeinsam blicken die Herzogs zurück.

Beat Herzog fällt es schwer, das schönste Erlebnis aus seinen 32 Jahren als Campingleiter zu nennen. «Für mich war alles spannend, was auf dem Campingplatz geschah. Am Morgen wusste ich nie, was der Tag bringen wird. Das machte diesen Job für mich so attraktiv», so der 60-Jährige. Seit 1961 besteht zwischen der Korporationsgemeinde Sempach und dem Touring Club Schweiz (TCS) ein Baurechtsvertrag, und seit 1972 hat die Familie Herzog den Campingplatz direkt am Ufer des Semapchersees im Auftrag des TCS geführt.  

Bereits als Jugendlicher jobbte Beat Herzog während den Ferien oder an freien Nachmittagen auf dem Camping, erledigte dies und jenes und verdiente sich so bei seinen Eltern sein Sackgeld. Die Arbeit habe ihm gefallen, so dass er nach seiner Ausbildung zum Bauspengler auf dem Camping «hängen blieb», wie er es nennt. Acht Jahr lang unterstützte er die Eltern auf dem Campingplatz und half auch im Restaurant Seeland mit. 1989 übernahm er schliesslich gemeinsam mit seiner Frau Eva die Campingleitung.

 

Vom Camping zum Glamping

Manchmal denken Beat und Eva Herzog an die frühere Atmosphäre auf dem Campingplatz zurück. «Damals kamen die Leute mit einer einfacheren Infrastruktur zurecht», erinnert sich Beat Herzog. Während heute Einzelkabinen mit Toiletten, Duschen und kostenlosem warmem Wasser zum Standardkomfort gehören, reichten damals ein WC und ein Brünneli aus.

Die Ansprüche der Gäste seien in den Jahren gestiegen. Internetverbindung, Kochmöglichkeiten, ein Babywickelraum inklusive Wanne, Privatbäder und gar eine Hundedusche sind Dienstleistungen, die in den letzten Jahren vom TCS angeschafft wurden, um den Gästen mehr Komfort zu bieten. «Auch der enge Schlafsack im Zelt wurde vermehrt gegen das bequeme Bett im Wohnwagen oder im Wohnmobil getauscht», sagt Beat Herzog.

Immer öfter nutzen die Gäste auch das Glamping-Angebot des TCS Camping Sempach. Besucher und Besucherinnen können bei diesem «glamourösen Campieren» eine fertig eingerichtete Unterkunft wie etwa ein Bungalow, ein Family-POD oder ein Tipi-Zelt für mehrere Übernachtungen mieten und so das Campingabenteuer auch ohne eigene Ausrüstung geniessen.

Auch Eva Herzog, die die bis 2001 noch das damalige Restaurant leitet und seit 2002 an der Rezeption für die Administration zuständig war, bemerkte aufgrund der Digitalisierung eine Veränderung: «Seitdem Online-Reservationen möglich sind, kommen immer seltener Camper vorbei, die spontan einen Platz mieten wollen. Die junge Generation bucht gerne den gesamten Aufenthalt im Voraus.»

 

Freundschaften sind entstanden

Während der sechs bis sieben Sommermonate, die der Campingplatz jeweils geöffnet hat, sei Beat Herzog «der Junge für alles» gewesen. «Ich war zuständig für Unterhaltsarbeiten wie Reparaturen und Reinigungsarbeiten. Auf Sauberkeit legen die Gäste besonders viel Wert, gerade zur Coronazeit.» Auch bei kleineren Problemen und Fragen seitens der Campingbewohner sei er mit einer Auskunft stets zur Stelle gewesen.

Den Kontakt mit den Menschen jeglicher Altersgruppe habe er immer geschätzt. «Der Campinggast ist im Grossen und Ganzen sehr pflegeleicht. Bei uns wohnt der Handwerker direkt neben der Politikerin und die Familie, welche das ganz Jahr für eine Woche Campingferien gespart hat, zeltet neben dem Bankdirektor. Und sie fühlen sich meist auch wohl nebeneinander.» Aber ab und zu komme es bei diesen verschiedenen Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen zu kleineren Problemen. «Dann ist diplomatisches Geschick gefragt.» Gerade solche Herausforderungen mache die Arbeit als Gastgeber für Beat Herzog so spannend.

«Es gab viele wiederkehrende Stammgäste. Darunter sind auch einige wenige, die seit 50 Jahren zu uns nach Sempach kommen», so Eva Herzog. «Dadurch ist die ein oder andere Freundschaft entstanden.» Doch die goldene Regel der Herzogs war es, das Private stets von der Arbeit zu trennen. Deswegen liessen sie sich nie von den Campingbewohnern zu einem Glas Wein oder einer Cervelat am Abend einladen. «So konnten wir unseren seriösen Auftritt beibehalten.»

 

Liebe Worte zum Abschied

Der Abschied vom Campingplatz erfolgt für Beat und Eva Herzog mit einem lachenden und einem weinenden Auge. «Nach all den Jahren sind wir froh, dass wir nun aus Alters- und gesundheitlichen Gründen etwas kürzer treten können», erklärt Beat Herzog. Das Ehepaar freut sich vor allem auf die Sommerzeit, in der ihm nun viel mehr Freizeit entgegen winkt, da es sich nicht mehr um Gäste kümmern muss. «Solange wir noch fit sind, möchten wir gerne die Schweiz und Nordeuropa erkunden. Ob dies beim Campieren oder beim Übernachten im Hotelzimmer geschieht, steht noch offen», meint Beat Herzog lachend.

Für Eva Herzog waren die letzten Arbeitstage besonders schön. «Die Leute kamen zur Rezeption, um sich für die gute Zeit bei uns zu bedanken. Die herzlichen Feedbacks zum Abschied empfinde ich als grosse Wertschätzung. Es ist uns aber auch wichtig zu betonen, dass das gute Gelingen in all den Jahren nur mit Hilfe unseres loyalen Teams zustande kam.» Während der Saison waren jeweils um die 10 bis 15 Personen im Einsatz.  «Wir alle zogen immer am selben Strick, hatten ähnliche Ideen und Vorstellungen, wie der Camping laufen sollte. So hat es super harmoniert.» 

 

Vorfreude auf die neue Stelle

Die Leitung des Campings übernimmt auf den ersten Juni der 39-jährige Elias Torgler. Nach einem Betriebswirtschaftsstudium leitete er die letzten 13 Jahre das Iglu-Dorf Davos Klosters und bringt so bereits gastronomische und touristische Erfahrung für die neue Stelle mit.

«Wir mögen das Campingvolk und träumten davon, einmal selber einen Campingplatz zu führen. Jetzt bietet sich uns diese Chance», freut sich Elias Torgler, der selber gerne in seiner Freizeit mit dem Büssli und Mountainbike unterwegs ist. Seit Anfang Mai arbeiten sich er und seine Partnerin Martina Wazzau bei Beat und Eva Herzog ein. «Das Wissen, das sich die Herzogs in den letzten 32 Jahren angeeignet haben, ist Gold wert, und es wäre schade, ginge es verloren.» 

Elias Torgler und Martina Wazzau sind sich sicher: «Die Herzogs haben die Qualitäts-Messlatte hoch gesetzt. Unser Ziel ist es, diese beizubehalten. Und vielleicht finden wir ja noch das ein oder andere, das verbesserungswürdig ist.»

Elias Torgler und Martina Wazzau freuen sich auf einen spannenden, vielfältigen Job. «Unser Ziel ist es, einerseits dem Gast erholsame Ferien auf unserem schönen Campingplatz mit tollen Sonnenuntergängen zu ermöglichen. Ausserdem möchten wir den Gästen die zahlreichen tollen Ausflugsmöglichkeiten in der Region näher bringen.»

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