Vom Gründonnerstag bis Ostern verbinden sich rituelle Lieder und Gesänge aus aller Welt mit den Themen der christlichen Osterliturgie. Unter Anleitung von Susanna Maeder, Leiterin Ritualchorprojekt und Ausbildungsleiterin der Fachschule für Rituale, finden sich Menschen zusammen, um verschiedene Themen, die einen durch das Leben begleiten, zu ergründen und sich damit auseinanderzusetzen. Der Gesang ist ein ausgezeichnetes Mittel, um sich spirituell auf eine Reise zu begeben.
Doch was ist rituelles Singen überhaupt? Im Interview gibt Susanna Maeder Auskunft über Ziele, Wirkungen und ihre persönliche Einstellung zu dieser spirituellen Art des Singens.
Susanna Maeder, vom Gründonnerstag bis Ostern leiten Sie das offene Singen in der Pfarrkirche in Sempach. Was muss man sich unter rituellem Singen vorstellen?
Rituelles Singen heisst singen ohne Noten und ohne Anspruch auf Richtig oder Falsch. Diese Art des Singens ist eine Art spirituelles Transportmittel und hat in diesem Sinne keinen künstlerischen Anspruch. Was aber nicht heisst, dass sich im Singen nicht oft eine grosse Schönheit und Kraft entfalten kann. Die rituellen Lieder aus verschiedenen Kulturen sind sehr einfache Gesänge mit spirituellem Inhalt, die schnell übers Ohr und übers Herz erlernt werden können. Durch das wiederholende Singen über eine längere Zeit kann man sich tief nach Innen verbinden.
Was dürfen die Teilnehmenden erwarten?
Am Gründonnerstag und am Samstag steht das Singen im Zentrum. Da werden wir zum Thema des Leerwerdens und der Stille des Wartens verschiedene rituelle Lieder singen, die einladen, diese Themen über das gemeinsame Singen und nicht über den Verstand oder den Intellekt erfahrbar zu machen. Am Karfreitag und am Ostersonntag sind die rituellen Gesänge in die Gottesdienste eingewoben und unterstützen die christliche Osterliturgie thematisch.