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Neuenkirch

Der Schnellstarter mit klingendem Namen

Red 20. Juni 2020

In Neuenkirch wohnt ein junger Ex-Rennfahrer, der nun im Online-Handel durchstarten will. Der heute 23-jährige Max Schaumburg musste schon manche heikle Kurve meistern.

Max Walter Prinz zu Schaumburg-Lippe. Es ist ein klingender Name, den ein junger Deutscher trägt, der in Sempach Station wohnt. Und er lässt eine adlige Herkunft vermuten. «Ich bin einfach Max Schaumburg», macht der 23-Jährige, der schon früh in seinem Leben auf sich aufmerksam gemacht hatte, aber schnell deutlich. 2008 stieg er als 12-jähriger Kartfahrer im Motorsport ein. Bereits ein Jahr später war er Schweizer Meister. Er wurde als einer der grössten Talente im Rennsport gehandelt, als er vier Jahre später in der Formel BMW fuhr, die als Sprungbrett in höhere Formel-Kategorien gilt.

 

Auf die Karte Rennsport gesetzt

Nach Abschluss der Primarschule ging Max Schaumburg nach Davos ans Sportgymnasium. Dort habe er gelernt, hart an sich zu arbeiten und an Kondition, Schnelligkeit und Kraft zu feilen. «Eine gute Physis ist entscheidend im Rennsport», sagt er. Doch es kam anders. Max Schaumburg konnte die hohen Erwartungen letztlich nicht erfüllen. In der Rückschau glaubt er, dass ihm wohl der letzte Biss gefehlt habe. «Ich war immer sehr ehrgeizig, wollte der Schnellste von allen sein.» Und er verfolge auch sonst im Leben die Maxime: «Wenn man etwas wirklich will und voll und ganz an sich und seine Vision glaubt, erreicht man es auch.»

 

Schneller Erfolg barg Risiken

Im Rennsport habe er sehr früh schnelle Erfolge gefeiert. Vielleicht zu früh. «Mir hat wohl die nötige Reife gefehlt, um dies richtig einzuordnen und zu erkennen, dass ich – um wirklich ganz nach oben zu kommen –noch einige Zacken hätte zulegen müssen», resümiert er. Auch hätte er bisweilen einen klugen Berater an der Seite gebraucht. Doch, verdeutlicht Max Schaumburg, sei die Schuld niemals bei jemand anderem zu suchen. «Man hat es immer selber in der Hand.» Auf die gescheiterte Rennfahrerkarriere schaut Max Schaumburg nicht mit Wehmut zurück. «Es ist gut, wie es ist, und ich habe mit dem Profi-Rennsport abgeschlossen.»

 

Ein Auge schielt auf Immobranche

Nach der Matura stellte sich die Frage, wie es weitergehen sollte. Ein Studium war angedacht, doch in welcher Richtung, wusste er nicht genau. So entschied er sich, erst einmal seine sprachlichen Kompetenzen aufzubessern. Er jobbte in London und Südfrankreich, bevor er dann ein einjähriges Praktikum als Makler bei einer Immobilienfirma in St. Moritz antrat. Diese Welt interessiert ihn bis heute. «Ich behalte diese Branche im Fokus. Doch ich bin mir bewusst: Um erfolgreich zu sein, braucht es neben unternehmerischem Geschick auch genügend Startkapital.»

 

Heute ist er sein eigener Chef

So begann Max Schaumburg, einen Handel mit Accessoires aus Holz mit dem Markennamen «Holzbrüder» aufzuziehen. «Schon in der Schulzeit träumte ich davon, einst mein eigenes Unternehmen zu haben und mein eigener Chef zu sein.» Vor zwei Jahren zeichnete sich ab, dass die Handyhüllen, Uhren, Sonnenbrillen und Fliegen aus Holz sowie weiteres Zubehör auf grosse Resonanz stossen würden. Das vergangene Jahr stand ganz im Zeichen von Publikumsmärkten und -messen. Ähnlich seiner Rennfahrerkarriere erlebte der Deutsche wieder einen Schnellstart. «Heute kann ich zu hundert Prozent davon leben.»

 

Ein wenig wie ein Nomade

Die Corona-Pandemie beeinflusste die Lebensfahrbahn von Max Schaumburg erneut. Grossveranstaltungen waren auf einen Schlag nicht mehr möglich. Er entschied sich quasi aus der Not heraus, ganz auf den Onlinehandel zu setzen. Der Verkauf übers Internet sei die Zukunft, ist er überzeugt, obwohl er dies eigentlich auch bedauere. «Ich habe den Austausch und direkten Kontakt mit den Menschen immer geschätzt. Doch Corona hat gezeigt, wie stark beeinflussbar diese Art des Geschäftens sein kann.» Nun arbeitet Max Schaumburg ausschliesslich von seinem Büro zuhause in Sempach Station aus.

Er räumt auch unumwunden ein, dass er, der seit Ende 2018 in der Region lebt, noch nicht recht habe Fuss fassen können. Einerseits verfüge er über ein Umfeld an Bekanntschaften aus der ganzen Schweiz, die noch von seiner Zeit am Sportgymnasium in Davos herrührten. «Andererseits habe ich aber eben auch keine Arbeitskollegen, die ich täglich in einem Betrieb sehe.» Er könne sicherlich noch selber mehr machen, um besser anzukommen, meint Max Schaumburg, der schon an mehreren Orten in der Zentralschweiz gelebt hat. Aufgewachsen ist er in Nordrhein-Westfalen. Mit acht Jahren war er zusammen mit seiner Mutter und Schwester in die Schweiz gezogen. «Ein Heimatgefühl wie damals in Deutschland hatte ich seither noch nirgends empfunden.»

 

Motorrennsport hallt nach

In diesem Frühling hat Max Schaumburg zusammen mit dem ehemaligen Rennfahrerkollegen Felix Hirsiger eine zweite Firma gegründet. Dieses Mal sind es Accessoires aus Karbon, die unter dem Namen «Blackbold» ebenfalls online vertrieben werden. Das Material ist nicht zufällig gewählt. «Wir haben uns für diesen Werkstoff entschieden, weil im Rennsport viel Karbon verwendet wird», erläutert Max Schaumburg. Sein Geschäftskollege hat zudem nach einigen Jahren Abstinenz im Rennsport seine Karriere wieder aufgenommen. Um ihn dabei zu unterstützen, hat Max Schaumburg kürzlich an einem Event auf der Kartbahn in Wohlen teilgenommen. «Wir haben ein paar Runden gedreht und ich sah neben ihm ziemlich alt aus», erzählt Schaumburg, der 2009 im Jahr seines Schweizer Meistertitels als Kartfahrer Hirsiger als Konkurrent auf der Bahn hatte. «In Wohlen wurde mir nochmals vor Augen geführt, dass ein Comeback für mich nicht mehr in Frage kommt. Ich habe mich schon zu stark in eine andere Richtung bewegt.»Aber als Hobby wolle er seine Leidenschaft wieder vermehrt pflegen. «Ich möchte mich auch wieder einmal in einem Rennwagen mit anderen messen.»

 

Ein «Prinz auf dem Papier»

Doch nun gibt Max Schaumburg vollen Einsatz in seinen beiden Unternehmen. Eigentlich könnte er doch seine Produkte noch weiter veredeln, indem er sich dazu die adlige Herkunft zunutze machte. «Ich trenne dies strikte und hänge es sowieso nicht an die grosse Glocke», winkt er sofort ab. Ohnehin sei er nur durch die Heirat seiner Mutter mit Waldemar zu Schaumburg-Lippe und durch die Adoption durch das Haus Schaumburg-Lippe zu seinem Titel gekommen. In der Vergangenheit erlebte er seine Herkunft aber nicht immer als einfach. So sei ihm in der Primarschulzeit auch dann und wann mit Skepsis begegnet worden, weil er einen Prinzen im Namen trug. Heute sagt er bestimmt: «Ich bin nur ein Prinz auf dem Papier. Ich will mein Gegenüber mit meinen Leistungen, meiner Art und meinem Charakter überzeugen.»

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