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Neuenkirch

«Für das allgemeine Glück braucht es Leidenschaft»

Jaana Bühlmann 17. Januar 2025

Aufgewachsen als Tochter zweier Musiker kam Milena Marena aus Neuenkirch schon früh mit Musik in Berührung. Heute hat die 26-jährige Cellistin den Sprung in die Musikerwelt geschafft.

Milena Marena, wann haben Sie mit dem Spielen des Cellos angefangen?

Mit vier Jahren. Ich hatte das Glück, eine Cellistin als Mutter zu haben, und hatte somit frühen Zugang zum Instrument. Ich hatte Lust auf Cello oder Harfe. Meine Eltern haben mich ein bisschen auf die «Celloschiene» gebracht. Anfangs hat meine Mutter mich unterrichtet. Mit etwa neun Jahren nahm ich dann bei Rafael Rosenfeld Privatunterricht. Wir haben uns entweder an der Musikakademie in Basel oder in Zürich getroffen, je nachdem, was ihm besser passte. Anfangs pendelte ich zusammen mit meiner Mutter, als ich dann die Routine und ein Handy hatte, fuhr ich selbst zu Rosenfeld. Ich hatte eher alle zwei Wochen bei ihm Unterricht, dafür länger, wie eine Doppelstunde.

Und welche Ausbildung haben Sie absolviert?

Ich habe einen Bachelor an der Musikakademie Basel bei Rafael Rosenfeld und kürzlich zwei Master an der Züricher Hochschule der Künste bei Thomas Grossenbacher absolviert. 

Wie viel Zeit investieren Sie für Ihren Beruf privat zu Hause?

Mittlerweile kommt es drauf an, welche Proben und Projekte ich habe, aber es sind sicher mehrere Stunden am Tag – durchschnittlich zwei bis drei Stunden. Es gibt Extremsituationen, in denen ich mehr Zeit investiere. Beispielsweise habe ich diesen September an einem der grössten internationalen Wettbewerbe teilgenommen und da war das Repertoire riesig – zwei bis drei Stunden hätten nicht ausgereicht. So zwischen vier und fünfeinhalb Stunden pro Tag probte ich. Aber wenn man ein Ziel und ein bisschen gesunden Druck hat, findet man Energie für das Ganze.

Können Sie ihren Alltag beschreiben?

Als Freelance-Musiker ist es von Tag zu Tag unterschiedlich. Diese Abwechslung schätze ich persönlich sehr. Teilweise habe ich Tage, an denen ich drei Proben an drei verschiedenen Orte in der Schweiz habe. Das Leben als Musikerin kann intensiv sein. Dafür gibt es auch Wochen, in denen ein Tag komplett frei ist – das ist zwar sehr untypisch, aber es kommt vor.

Kommen Sie in intensiven Phasen trotzdem zur Ruhe?

Der Beruf als Freelancerin ist nicht wirklich ausgewogen, aufgrund des Mangels der Regelmässigkeit. Es gibt einfach Phasen, in denen man nicht zur Ruhe kommt. Aber man muss so planen, dass man Inseln hat, in denen das Instrument weggelegt und etwas gemacht wird, was einem gut tut.

Was tut Ihnen gut?

Ich bin ein sehr bequemer Mensch. Ich schaue sehr gerne etwas auf Netflix, koche etwas Feines und entspanne einfach. Sonne tanken tu ich auch gerne, wenn diese wieder einmal scheint. Während ich etwas mache, höre ich meist gerne Podcasts.

Musik zu hören, erinnert wahrscheinlich immer etwas an die Arbeit …

In ganz vielen Momenten ist es effektiv so, dass die Arbeit im Hinterkopf mitschwebt, aber ich glaube, das ist auch bei anderen Berufen so. Musik höre ich aber trotzdem sehr oft – 90 Prozent der Musik, die ich höre, ist nicht solche, in der ich tätig bin. Meistens läuft bei mir Pop, Rock, Jazz – also ein grosses Durcheinander. 

Was waren bis jetzt Ihre grössten Herausforderungen?

Gerade Vorbereitungsphasen für grosse Wettbewerbe sind eine der grössten Herausforderungen. Man muss sehr viel neues Material auf einmal erlernen. Rein organisatorisch ist es wirklich eine Challenge. Auch meine Ausdauer wird getestet – es ist wochenlang repetitive Arbeit. Ich bin nicht jeden Tag motiviert, mich ans Cello zu setzen, aber ich habe einen starken Willen und Disziplin, welche in diesem Beruf nötig ist.

Wie sieht die Vorbereitung aus?

Die meiste Arbeit mache ich allein. Manchmal habe ich Kontakt mit meinen alten Cellolehrern oder anderen Musikern, welche mir Rückmeldungen geben können. Das gegenseitige Helfen und Unterstützen wird von allen Musikern sehr geschätzt, da es in der Vorbereitung eigentlich nichts besseres gibt, als konstruktive externe Kritik. Ich selbst nehme mich schon auch auf, damit ich mich selbst korrigieren kann, aber es ist nicht dasselbe.

Sind Sie zu selbstkritisch?

Ja, eindeutig. Das ist ein Thema, an dem ich in den letzten Jahren enorm daran gearbeitet habe. Ich probiere meine kritische Seite zu behalten, aber ich hatte schon toxisch-perfektionistische Züge, wenn es um die Musik geht – und vor allem auch unrealistische Erwartungen. Wir Musiker sind heute sehr negativ von zusammengeschnittenen Studioaufnahmen beeinflusst. Solche Stücke haben überhaupt nichts mit Live-Aufnahmen zu tun. So zu klingen, ist eigentlich unmöglich.

Haben Sie Rituale vor einem Auftritt?

Ich esse vorher immer eine Banane. Es soll etwas drin haben, was sehr gut für die Nerven ist. Aber der Hauptpunkt ist die Vorbereitung – je besser diese war, desto entspannter bin ich. 

Verspüren Sie noch Lampenfieber?

Ja, aber Lampenfieber klingt so negativ – ich habe immer Adrenalin. Je nach Projekt mehr oder weniger. Aber dies bleibt ein bisschen unberechenbar. Man muss einfach seine Gefühle akzeptieren und das Adrenalin in Energie umwandeln. Alles passiert im Moment und man kann nie voraussagen, wie es herauskommt. Deswegen wird es lebenslang aufregend bleiben.  

Was fasziniert Sie am Cello?

Das Cello hat ein grosses Register an Tönen, das fasziniert. Es gibt auch wenig Instrumente, welche eine solche Wärme und Sinnlichkeit ausdrücken können, wie es das Cello kann. Auch das Repertoire ist gross, was cool ist. Es ist auch faszinierend, wie viele Funktionen das Cello haben kann – unterstützend oder solistisch.

Ihren eigenen Stil – können Sie den beschreiben?

Das ist sehr schwer zu definieren. Ich versuche, mich selbst nicht zu sehr zu kategorisieren. Ich will möglichst offen sein, mich in jedem Stil versuchen und verbessern. Grundsätzlich haben wir Menschen die Tendenz, uns zu verschachteln, und verhindern so unsere Entwicklung.

Was bedeutet Musik für Sie?

Ich könnte nicht ohne Musik leben. Es ist eine Quelle von Ausdruck, eine konstante Challenge, welche nie aufhört und mir wahnsinnig viel Energie gibt. Ich glaube, grundsätzlich braucht man für das allgemeine Glück Leidenschaft. Für mich ist dies das Cello, die Musik, diese Leidenschaft macht mich am glücklichsten. Die Musik kann fast eine Art Droge sein – eine gesunde Gefühlsdroge. Zusätzlich ist es in meinem Beruf so, dass man sehr viele neue Leute kennenlernt und Freundschaften entstehen. Der menschliche Aspekt bereichert mich ebenfalls sehr.

Ihr Beethoven-Projekt steht bald an: Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Petra Besa, die Pianistin, und ich sind auf die Idee gekommen, alle Sonaten Beethovens zu spielen. Man sieht seine musikalische wie auch die emotionale Entwicklung, was sehr spannend ist. Und eigentlich entstand das Projekt aus Liebe zu dieser Musik. Es war zwar nicht geplant, dass alle drei Konzerte an einem Tag stattfinden, aber nun ist es so und es wird auch gut werden. Ich freue mich sehr darauf.

Beethoven Recital

Am Samstag, 18. Januar, finden zwischen 11 und 18.30 Uhr drei Konzerte zu Ehren Beethovens im Konservatorium Dreilinden, Luzern, statt. Es spielen Milena Marena (Cello), Petra Besa (Klavier) und

Das erste Konzert, Beginn 11 Uhr, spielt Fernández

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