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Neuenkirch

Kapelle Adelwil hält Eigenheiten bereit

Geri Wyss 28. November 2020

Ein Führer lädt zu einer Entdeckungsreise durch die Kapelle Adelwil ein. Auf 28 Seiten werden all die Spezialitäten erläutert, welche auch den Sempacher Herausgeber Alexander Lieb faszinieren. Darunter ist auch eine Hofgemeinschaft, die als Erbauer im 12. Jahrhundert fungierte.

Von aussen wirkt die Kapelle Adelwil unscheinbar. Im Innern des einfachen Baus eröffnet sich dem Betrachter aber ein ausnehmend farbiges, von spektakulären Wandbildern und Statuen geprägtes Universum. Diese Fülle an Darstellungen hat den ehemaligen Sempacher Sozialvorsteher Alexander Lieb dermassen in ihren Bann gezogen, dass er sich zur Herausgabe eines Heftes über die Kapellengeschichte hinreissen liess.

 

Freie Bauern bauten Kapelle

Die Mutter von Alexander Lieb ist im Gritzenmoos aufgewachsen. Dieser ist einer der sieben Höfe freier Bauern, welchen der Bau der Kapelle Adelwil um 1100 zugesprochen wird. Damit ist man schon bei der ersten Besonderheit des Gotteshauses beim lieblichen Weiler Adelwil südöstlich von Sempach Station angelangt. Denn alle übrigen Kirchen im Raum Sempachersee waren zu jener Zeit von Pfarreien erbaut worden. Wie aus dem Führer hervorgeht, sind andere Bauherren der Kapelle unwahrscheinlich, wie etwa das Stift Beromünster oder das Kloster Engelberg, welche einen Bezug zu Adelwil hatten. In deren Urkunden steht nichts von einer Kapelle Adelwil.

 

Geheimnisvolle Einbeth

Die Hofgenossenschaft Adelwil – die rund 900 Jahre bestand und erst per 31. Dezember 2018 im Zuge der Reform des Verwaltungssystems von kirchlichen Gütern aufgelöst worden war – ist aber bei Weitem nicht das einzig Bemerkenswerte, was dem Besucher und Interessierten an der Kapelle Adelwil begegnet. Patronin ist die heilige Einbeth, die ansonsten nur im Raum entlang des Rheins und in Bayern als Schutzherrin über Kirchen und Kapellen wacht. Warum Einbeth nach Adelwil gefunden hat, kann auch der Führer nicht auflösen, liefert aber interessante Erklärungsversuche. Das Heft wartet dafür umso mehr mit spannenden Erläuterungen zu Einbeth auf, die vielerorts verehrt wird, es aber nicht ins Heiligenverzeichnis in Rom geschafft hatte.

 

Nothelfer werden vorgestellt

Einbeth ist auf einer lebensgrossen Statue über einem Seitenaltar zu sehen. Der Heilige Gallus thront über dem anderen Seitenalter. Beide sind auch in Heiligenzyklen verewigt, Bilder die Kaspar Meglinger, Urheber der Bilder im Dachgebälk der Spreuerbrücke, zwischen 1624 und 1634 geschaffen hatte. Über den Seitenaltären und dem Chorbogen schweben kleine Statuen der 14 Nothelfer – Heilige und Märtyrer, die in katholischen Gebieten als Schutzpatrone angerufen werden. Auch zu ihnen liefert Alexander Lieb wertvolles Hintergrundwissen. Und er beleuchtet noch weitere Eigenheiten wie etwa die erstaunliche Grösse der Kirche für das 12. Jahrhundert, Informationen zu den farbenprächtigen Votivbildern und weiterer Bemalung im Chor der Kapelle oder warum es zwei Statuen sogar ins Schweizerische Landesmuseum nach Zürich geschafft haben.

 

Corona war Initialzündung

Ein Führer über die Kapelle Adelwil sei ihm schon lange im Kopf herumgegeistert, erklärt Alexander Lieb. Immer wieder sei ihm das Gotteshaus seit seiner Kindheit begegnet, beispielsweise auch, als er seine Seminararbeit zum Rechtssystem von Sempach im Rahmen seines Jurastudiums verfasst hatte. Er begann zu recherchieren und tauchte tief in Sekundärliteratur ein. «Jetzt, während der Coronazeit, war die Zeit reif, das Projekt zu verwirklichen.» Für die Recherche hat Lieb rund 100 Stunden aufgewendet. Es kamen fürs Verfassen der Texte nochmals 50 Stunden dazu, bis die 1500 Exemplare druckreif vorlagen. Einen sehr wichtigen Part hat auch der Neuenkircher Fotograf Otto Schmid eingenommen. Er, der unter anderem schon in der Projektgruppe für den Sempacher Städtliführer «KulTOUR» mitwirkte, war für die Fotografien und das Layout zuständig. Die Kosten von 5000 Franken wurden von der Kirchgemeinde Sempach, der Gemeinde Neuenkirch und der Stadt Sempach und getragen.

 

Die Kapelle verlor an Bedeutung

Die Kapelle Adelwil trat erstmals 1370 urkundlich in Erscheinung, als Filialkirche von Kirchbühl. Gebaut wurde sie aber schon mehr als 250 Jahre zuvor, ohne dass sie jemals in einer Urkunde erwähnt worden wäre. Die freien Bauern dürften die Grösse als selbstbewussten Gegenpol zu anderen Kirchen in der Region gewählt haben, war Adelwil in der Region Sempachersee doch das viertgrösste kirchliche Gebäude. Während der Gegenreformation wurde sie im 17. Jahrhundert renoviert. Dabei kamen auch die Reliquien der heiligen Einbeth nach Adelwil, und die Kapelle wurde bedeutsam für Wallfahrer. Das ist heute Vergangenheit. Geblieben ist die Nutzung als Kraft- und Ruheort und gelegentlich als Hochzeitskapelle.

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