Willis Wyberkappelle (mit dem berühmten Willi Valotti), Lisa Stoll, dazu der Jodlerklub Fruttklänge aus Kerns und das Jodlerchörli Lehn Escholzmatt – das sind klingende Namen in der Schweizer Volksmusikszene. Das «World Band Festival» in Luzern, sonst ganz der Blasmusik gewidmet, setzte an seiner Dernière am Sonntagnachmittag unter dem Titel «Jodelphonie» einen volkstümlichen Akzent. Für die Verbindung zur Blasmusik sorgte das Blasorchester Neuenkirch. «Als wir vor über einem Jahr die Einladung vom Veranstalter des ‘World Band Festivals’ erhielten, sagten wir sofort zu. Das ist eine grosse Ehre, und im KKL aufzutreten ist für Amateurmusiker wie uns sowieso immer ein Riesenerlebnis», meint Michel König, Präsident des Blasorchesters Neuenkirch.
Die Vorbereitung auf das Ereignis war für die Neuenkircher anspruchsvoll: In kurzer Zeit mussten sie das Programm der «Jodelphonie» einstudieren. «Es war nicht einfach. Die Jodelmusik ist für uns eher ungewohnt, und wir mussten sie trocken, ohne die Chöre, einstudieren. Unser Dirigent Roger Meier hat diese Aufgabe aber wie immer brillant gemeistert», verrät König.
Alphornsolistin Lisa Stoll zeigte ihr Können
Für einen schwungvollen Konzertauftakt sorgte das Blasorchester allein, mit dem berühmten «Bundesrat Gnägi Marsch». Danach folgte bereits der erste Höhepunkt der «Jodelphonie»: Das Blasorchester begleitete die Jodlerinnen und Jodler aus Kerns beim Lied «Im Läbe het» der bekannten Jodel-Komponistin Marie-Theres von Gunten. Das emotionale Lied handelt davon, dass man sich nicht von schlechten Erfahrungen unterkriegen lassen soll, solange das Leben für einen so viel Schönes bereithält. Bei «Lobe zue Lobe» zeigte Lisa Stoll, warum sie zurzeit wohl die erfolgreichste Alphornsolistin der Welt ist. Virtuos und technisch brillant, aber auch mit sanften Tönen reizte sie, begleitet vom Blasorchester, alle Facetten ihres Instrumentes aus. Mit dem «Schwarzenegg-Ländler» des Entlebucher Komponisten Albert Benz zeigte das Blasorchester Neuenkirch anschliessend, dass es auch Volksmusik interpretieren kann.
Vor der Pause intonierten die Neuenkircher zusammen mit dem Jodlerklub Fruttklänge Kerns die titelgebende «Jodelphonie Nr. 1» des anwesenden Obwaldner Komponisten Emil Wallimann. Das Blasorchester bildete dabei den Klangteppich für verschiedene Naturjodel, traditionelle Jodelsilben ohne Text. Nach dem Unterbruch zeigten Willi Valotti und seine «Wyberkappelle» ihre beeindruckende Virtuosität. Während «Für die chlii Fee» fast ein wenig an einen südamerikanischen Tango erinnerte, führte der «Phibi-Schottisch» dann wieder eindeutig zurück in die Schweiz. Dort, genauer im Emmental, liegt auch die Inspiration für die von Lisa Stoll und ihrem Alphornquartett intonierte «Ribiloch-Polka».
Krönender Abschluss war die gut zwanzigminütige «Früehligs-Symphonie» von Emil Wallimann, bei der Blasorchester, Ländlerkappelle, Alphornquartett und das Jodlerchörli Lehn aus Escholzmatt zu einem grossen Ensemble verschmolzen. Das Werk entstand 2012 als Auftragskomposition für einen Jodlerklub in Interlaken, weshalb darin verschiedene Lieder von berühmten Berner Oberländer Komponistinnen und Komponisten verarbeitet sind. Nach dem Schlussfurioso, das – als Hommage an die Tellspiele – Anklänge an Rossinis Wilhelm Tell Ouvertüre beinhaltete, war das Publikum im gut gefüllten KKL begeistert und forderten eine Zugabe. Diesen Wunsch erfüllten schliesslich alle Ensembles zusammen mit dem «Fürobe-Jödeli».