Benjamin Emmenegger, am 3. September letzten Jahres hatten Sie Ihren ersten offiziellen Arbeitstag als Gemeinderat. Vergleichen Sie Ihre damalige Gefühlslage mit jener von heute.
Damals, nach der stillen Wahl, war ich sehr dankbar und auch stolz, ein solch wichtiges Amt ausführen zu dürfen. Das hat sich auch bis heute nicht verändert. Was ich jetzt aber auch spüre, ist die Verantwortung, der ich nachkommen muss. Dem Anspruch, den die Neuenkircher Bevölkerung an mich hat – und auch ich an mich selbst habe –, muss ich jetzt gerecht werden.
Im Dezember werden Sie 30 Jahre alt. Somit sind Sie das jüngste Gemeinderatsmitglied. Spüren Sie diese Gegebenheit innerhalb des Rats?
Ich wurde sehr herzlich willkommen geheissen, wurde gut instruiert und eingearbeitet. Im Gemeinderat diskutiert man auf Augenhöhe, man nimmt die Argumente des jeweils anderen ernst. Ich bin noch nicht mal dreissig, Student, Ökonom und – schubladisiert formuliert – Theoretiker. Ich hatte schon eine Befürchtung, abgestempelt zu werden. Diese wurde aber vor allem während des Aufnahmeprozesses ausgeräumt.
Gab Ihr Alter in der Gemeinde unter den Leuten zu reden?
Natürlich ist mir das eine oder andere zu Ohren gekommen. «Der ist ja noch nicht mal dreissig!» und «Emmenegger mit seinem jugendlichen Leichtsinn» sind Phrasen, die ich auch schon gehört habe. Aber damit kann ich umgehen. Ich sehe das nicht zwingend nur als Nachteil.
Inwiefern ist es ein Vorteil?
Durch meinen «jugendlichen Leichtsinn» bin ich vielleicht auch etwas mutiger, habe einen ausgeprägten Umsetzungsdrang. Als Controller bei der Gemeindeverwaltung Emmen und Mitinhaber eines IT-Unternehmens bin ich im Finanzwesen zu Hause. Unbedacht und blauäugig Risiken einzugehen, ist nicht in meinem Naturell. Aber eben weil ich beruflich aus diesem Gebiet komme, getraue ich mich auch mal etwas einzugehen.
Und was, wenn dann etwas mal nicht klappt, wie Sie sich das vorstellen?
Dann muss man sich Kritik oder unangenehmen Fragen stellen. Das ist die Kehrseite der Medaille und gehört eben auch dazu. Fehler oder Schwächen einzugestehen und sich auch mal für etwas zu entschuldigen, finde ich sehr wichtig. Das macht uns menschlicher und vermindert Hemmschwellen.
Denken Sie, dass Sie mit Ihrer Funktion als Gemeinderat besonders auch die Meinung und Werte der jungen Neuenkircherinnen und Neuenkircher vertreten können?
Ja, das glaube ich schon. Denn es sind auch die jüngeren Leute in meinem persönlichen Umfeld, die mir mitteilen, wie sie die Gemeinde wahrnehmen. Aber ich vertrete auch die Meinung der Hellbühler oder der «Statiönler». Egal, wie alt die Leute sind, es ist wichtig, dass sie angehört werden.